Jack London: „Mord auf Bestellung“

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Dieser Leseschatz ist eine Neuübersetzung und somit ist einer der ersten Agententhriller in der Literatur uns Lesern wieder zugänglich gemacht worden.

Man kann sich fragen, ob man diesen Thriller so sehr mochte, weil er von Jack London geschrieben wurde oder würde diese verrückte Geschichte auch losgelöst von ihm funktionieren? Hat der Roman mich begeistern können, weil er vom Verfasser der unvergessenen Werke: „Goldrausch in Alaska, „Der Seewolf“, „Ruf der Wildnis“ oder „Wolfsblut“ geschrieben wurde? Zuletzt ist „Die Reise mit der Snark“ in der Buchreihe „Klassische Schönheiten“ (mare) erschienen. Es ist also Zeit sich erneut mit Jack London zu beschäftigen. Die jetzige Ausgabe (Manesse) des Agententhrillers „Mord auf Bestellung“ ist lohnenswert und kann gänzlich durch die Neuübersetzung überzeugen.

Die Geschichte zum Buch ist ebenfalls spannend und wird in den Anhängen lesenswert porträtiert. Neben Joseph Conrads „Der Geheimagent“ ist dies einer der ersten Agententhriller der Weltliteratur. Doch hat sich London verrannt und er wusste nicht weiter. Er gab nach zwei Anläufen das Manuskript auf und erst Jahre später, nach seinem Tod, vollendete Robert L. Fish den Roman. London hatte die weitere Handlung skizziert, die ebenfalls im Anhang des Buches zu finden ist. Fish, der den Thriller beendet, hält sich aber nicht an diese Notizen. Der Übergang ist durch die Anhänge gut nachvollziehbar und der Stil verändert sich leicht.

Auch wenn man dies alles außen vor lässt, ist es ein literarischer und unterhaltsamer Thriller. Die ganze Handlung ist voller Witz, Moral und Wertevorstellungen. Der Irrsinn der Geschichte ist die Moral, d.h. die Philosophie des Handelnden, der durch seine Wertvorstellung selbst zum Opfer wird.

Ivan Dragomiloff leitet eine Attentatsagentur und seine Preise richten sich nach der gesellschaftlichen Stellung des Opfers. Er sieht sich als Ehrenmann und daher lautet seine Devise: Sie zahlen, wir morden und Diskretion ist garantiert. Doch prüft Ivan Dragomiloff vorher die Liquidation, denn die Tat muss sozial nützlich und in seinen Augen legitim, d.h. aus ethischer Sicht gerecht sein. Seine Agentur ist sehr gefragt und Ivan Dragomiloff organisiert ein Netzwerk qualifizierter Attentäter. Es sind in Kampfsport ausgebildete Männer, die gebildet sind und sich in der Freizeit mit Forschungen, Metaphysik und der Moral der Gesellschaft beschäftigen.

Der neue Auftrag sollte gut überdacht werden. Ein vermögender Philanthrop beauftragt die Agentur, ihren eigenen Chef zu eliminieren. Der Auftraggeber ist ein noch größerer Moralist als Ivan Dragomiloff und beide haben den Verdacht, dass die Attentatsagentur der sozialen Gesellschaft Schaden zufügt. Ivan Dragomiloff ist ein Ehrenmann und seiner eigenen Philosophie treu und nimmt daher den Auftrag an. Jetzt ist er der Gejagte seiner Attentäter.

Ein temporeicher Lesespaß mit charmantem Irrsinn und moralphilosophischen Anspielungen. Das Buch ist eine Entdeckung wert und besonders durch die eigene Entstehungsgeschichte ein Teil der Weltliteratur.

Siehe auch die Besprechung auf  AstroLibrium

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4 Kommentare

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4 Antworten zu “Jack London: „Mord auf Bestellung“

  1. Hört sich super an – vielen Dank für den Hinweis. Kannst Du was zur Neuübersetzung sagen? Manchmal wird der Text ja dann, hm, „behutsam modernisiert“, wie’s so schön heißt …
    Liebe Grüße!

  2. Pingback: „Mord auf Bestellung“ von Jack London | AstroLibrium

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