Der Schnipsel

Der Schnipsel ist ein Literaturmagazin, das einen jährlichen Raum für literarisches Schaffen junger Menschen bietet. Es kann Prosa, Lyrik, Essays, Fotokunst, Zeichnungen und Illustrationen oder zuweilen auch Comics beinhalten. Der Schnipsel kommt aus Kiel, die Autorinnen und Autoren kommen aus der Region oder von ganz woanders her. Wichtig ist, der Text konnte die Redaktion überzeugen. In der 23. Ausgabe, die den Titel „ach, eigentlich alles“ trägt, versammeln sich Beiträge zum Thema Kommunikation.

Es geht um Verständigung. Das Leben wird immer visueller. Das schnelle optische Erfassen nimmt leider Oberhand in unserem Alltag. Im menschlichen Miteinander ist es der Blick, der das erste Erkennen suggeriert. Durch Kommunikation kommt dann das tiefgründige Erfassen. Die Kommunikation kann durch Reden, Schreiben, oder durch das Gespräch erfolgen. Doch funktioniert eine Verständigung auch durch Signale, durch Mimik, durch Schweigen und in der Stille. Die Botschaften können auch einfach durch ein Handeln übermittelt werden. Alle Autorinnen oder Autoren haben sich mit diesen ganzen Facetten beschäftigt. Die Kommunikationsformen sind vielfältig, wie die Literatur. Dabei sind die Botschaften stets abhängig vom Sender und Empfänger. Somit tauchen Signale auf, Nachrichten in Brotdosen oder in ganz kleinen Gesten. Das Fehlen der Gespräche steht ebenfalls im Mittelpunkt. Das Unaussprechliche oder die Angst durch das Gesagte ins Leben des Zuhörers zu sehr einzugreifen oder durch das Gesagte dem Zuhörer zur Last fallen zu können. Es sind die sensiblen Themen, die in der Mitteilung schwerfallen. Tod, Trauer, Erkrankung oder Seelenschmerz werden oft im gewöhnlichen Gespräch ausgeklammert. Dann ausgesprochen kann es weitere Wunden aufreißen. Ferner gibt es Gesagtes auch in Leerstellen „Ich bi n ich t“ zu entdecken.

Der Wunsch nach Fernsignalen oder der Bereitschaft mit Pflanzen zu reden ist der Wunsch nach Distanz oder natürlicher Nähe. Dabei hat die innere Stimme ebenfalls eine wichtige Funktion. Doch wenn zum Beispiel viel Sauerkraut gegessen wurde, können die inneren Geräusche auch irreführend sein. Humor, Leichtigkeit kann auf Tiefe treffen. Die Texte sind alle gut und berühren. Ein Magazin, das einlädt sich mit frischer Literatur, sich selbst und dem Gegenüber zu beschäftigen. Das Ich kann ein Du nur im Abglanz zu sich selbst erkennen, aber je mehr ein Ich an Empathie besitzt, desto mehr kann das Du im Ich erwachen. Also ist der Schnipsel auch eine Aufforderung, sich Zeit für Literatur zu nehmen, denn diese lässt uns gehörig wachsen.

„ach, eigentlich alles“ sagt es, denn eigentlich ist alles gesagt. Aber nur eigentlich, denn das Geschriebene und Gesagte muß noch empfangen werden. Der Versuch gelingt nur durch Mitteilung und durch Sprache. Diese Mitteilungen kunstvoll in Sprache zu verwandeln, ist diesen Schnipseln gelungen. In der 23. Ausgabe sind Beiträge von: Destina Yildirim, Philipp Laue, Sarah Rinderer, Sophie Wischnewski, Clemens Braun, Oliver Gehrmann, Paula van Well, Caro Reichl, Ly Böhnlein, Kathrin Wilk und Thomas Steiner.

Mehr über den Schnipsel: https://derschnipsel.org/

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