
Dieser Debütroman ist raffiniert, spannend und toll geschrieben. Ein junger Mann, eher ein Träumer, der verkopft ist und sich beständig sorgt. Sind wir und die Menschen in unserer Nähe die, für die wir sie und uns halten? Das Werk zeigt uns das nicht immer einfache Leben und macht daraus eine Limonade und innerhalb des geringeren Umfangs erschafft der Text dennoch eine große Odyssee. Eine emotionale Vater-Sohn-Geschichte, die im Kern ein Roadtrip durch Gedankenverwurzelungen, Ängste, Enttäuschungen und feine Überraschungen ist.
Georg Himmel probt seinen Auftritt im Spiegel des leeren Hotelaufzugs. Er ist gehemmt und scheu und betrachtet die weiteren Gäste wie in einem Wimmelbild. Bevor er sich gewöhnlichen Konversationen hingibt, lauscht er lieber den Sphärengesängen über Kopfhörer. Er archiviert Aufnahmen von Radioteleskopen und besonders das Schwingen des Beteigeuze berührt ihn. Dieser Riesenstern ist ein Bestandteil von Orion und somit auch ein Teil von etwas Größerem. Das Flüstern der Sterne ist für ihn Klangraum seiner Welt. Er ist eingeladen zur Hochzeit seines besten Freundes. Es ist eine Spätsommernacht in Istrien. Georg akklimatisiert sich in der Umgebung und versucht, wenig Berührung mit den Mitgästen im Grandhotel zu erhalten. Doch eine menschliche Flasche und eine SMS bringen Georg wieder auf die Erde. Die Kurznachricht ist von seinem Vater, die eigentlich wohl für dessen Affäre gewesen wäre. Georg macht sich nun Gedanken und beschließt, das Familienleben zu retten. Er setzt sich in seinen Wagen und fährt los, um seinen Vater in den frühen Morgenstunden am Münchener Flughafen zur Rede zu stellen. Auf der Fahrt kommen ihm viele Gedanken und er sorgt sich immer mehr. Kann er das Auseinanderbrechen der Familie verhindern? Kennt er seine Eltern wirklich und sind sie die, für die er sie hält? Georgs Autofahrt wird eine Reise in Erinnerungen, Signalen, Autobahnen, Raststätten und Umwegen. Die Urängste und das beständige Hadern, Wüten und Hoffen sind seine Wegbegleiter durch die dunkle Nacht, die auch Überraschungen bereithält.
Dieser Roman ist wahrlich ein Trabant, der auf seiner Reise viele Themen streift. Unfassbar unterhaltsam und klug fliegt der Text durch irdische und himmlische Fragestellungen. Der Erzähler ist wie der genannte Himmelskörper, der sich stets in der Umlaufbahn seiner massereicheren Mitmenschen, besonders der Familie befindet und dadurch in unvorhersehbare Rotationen gerät. Ein Träumer, der durch den ungewollten Weckruf seiner Eltern erkennt, dass die erdachte Welt nicht immer übereinstimmt mit der realen Umgebung. Ein Roadtrip, der toll geschrieben ist und den Lesenden sofort auf seiner irdischen Himmelsbahn mitnimmt. Ein Buch zum Staunen, Spaßhaben und zum Weiterfliegen.
Dieser Roman lag mir bereits vor Monaten als Manuskript vor, daher werde ich als Leseschatz in der Verlagsvorschau zitiert.
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