Liza Cody: “Die Schnellimbissdetektivin”

Die Romane von Liza Cody sind hintersinnige Krimis, die spannend, anders und voller scharfem Humor sind. Ihre Figuren sind authentisch, schnoddrig in ihrem Auftritt und sagen stets, was sie denken. Dabei sind sie immer ehrlich, geradeheraus und wirken dabei doch sehr herzlich. Liza Cody verfügt über eine gute Menschenkenntnis und ist eine gute Beobachterin. Ihre Literatur benötigt wenig Raum, um sofort große Szenerien zu entwerfen. Ihre Sprache und die feine Ironie machen die Bücher zu Erlebnissen.

Die Schnellimbissdetektivin, Hannah Abram, ist bisher im Leben gescheitert und daher leicht zynisch. Sie war Polizistin bei der Metropolitan Police, bis sie ihren Sergeant in den Kanal warf. Seit ihrer Kündigung arbeitet sie in einer Imbissbude. Sie wohnt in einer kleinen Kammer und kann sich gerade so das eigene Leben leisten. In ihr ist eine Wut, die sie gerne an ihren Kunden und besonders an Digby, dem Imbissbetreiber, rauslässt. Doch kennen die Menschen sie und akzeptieren ihre schroffe, aber ehrliche und auch irgendwie herzliche Art. Zwischen ihr und Digby ist es stets ein hin und her zwischen Kündigung und Beförderung. Beide brauchen einander, Hannah den Job und Digby sie als zuverlässige Kraft, da sonst keiner sich von ihm in dem leicht ranzigen Imbiss länger ausnutzen lässt. Ihr Arbeitsverhältnis ist an eine Bedingung gekoppelt, dass Hannah ihrer Selbständigkeit nachgehen kann und zuweilen auch das Büro mitbenutzen darf. Sie ist Detektivin und übernimmt Fälle, die bei der Polizei oft als belanglos abgelehnt werden. Sie hilft zum Beispiel ein geklautes Fahrrad zu finden, sie observiert Fremdgeher, um den Lebenspartnern Beweise zu übermitteln. Sie klärt auf, wer Gemüse klaut und auch entlaufene oder entführte Hunde bringt sie zurück. Dabei erhält sie jugendliche Hilfe, wobei sich hierbei die Grenzen zwischen Unterstützung und Täter dezent vermischen. 

Verschwundene Menschen soll sie suchen. Zwei Frauen sucht sie gerade. Eine davon scheint in die Machenschaften von vermeintlicher Call-Center-Kriminalität verwickelt zu sein. Als sie einen weiteren  Fall übernimmt, der sonderbar klingt, kommt einiges ins Rollen. Sie soll klären, wer bei ihrem Auftraggeber den Müll vor dem Eingang auskippt. Als sie nachts das Haus beobachtet wird sie wiederrum beobachtet und gerät in das Visier einer wohl eifersüchtigen Frau, die Hannahs nächtliche Aktivitäten missversteht. Plötzlich hat Hannah eine Stalkerin. Diese nervt, aber scheint harmlos zu sein. Oder doch nicht? Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und Hannah wird in einen Mordfall verwickelt.

Cody unterhält auf großartige Weise. In der Beiläufigkeit innerhalb der klein dargestellten Welt, entpuppt sich ganz viel Gesellschaftliches. Diese Krimis sind viel mehr: sie sind sehr spannend, klug und weiten den Begriff der Kriminalliteratur unermesslich aus.

Also am besten mit einem Imbissgericht diesen mitfühlenden, herrlichen und düsteren Roman verzehren. Der Roman wurde von Iris Konopik ins Deutsche übersetzt.

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