Sachiko Kashiwaba: „Sommer in der Tempelgasse“

Ein übersinnlicher Roman für junge und alte  Buchliebhaber. Denn letztendlich geht es in der Geschichte auch um den Wunsch, unbedingt einen Roman zu Ende lesen zu dürfen. Die Magie der Geschichten steht dabei im Mittelpunkt und das Ende darf verraten sein: „Die Zukunft ist eine Geschichte …“

Es ist eine wunderschöne Gespenstergeschichte um Freundschaft und die uneigennützige Liebe. Es ist ein kleines japanisches Meisterwerk. Der Buchumschlag hat einen geprägten Druck, der bereits das Sinnliche erfassen lässt. Es sind viele Illustrationen eingearbeitet, die von der Manga- und Anime-Künstlerin Miho Satake stammen. Der mystische und fantastische Roman verbirgt eine Geschichte in der Geschichte, die durch die gänzlich andere Seitengestaltung auffällt. Die Übersetzung aus dem Japanischen stammt von Luise Steggewentz.

Kazu ist ein ängstlicher Schüler, der nie dachte, dass es im Familienhaus ein Geheimnis gibt. Er hat gerade Gruselfilme im Fernsehen gesehen und wacht mitten in einer schwülen Nacht auf. Er muss auf die Toilette, traut sich aber nicht die knarrende Treppe herabzusteigen. Also geht er auf das Dach, um sich im Regenguss zu erleichtern. Dabei sieht er ein Mädchen aus seinem Elternhaus gehen. Sie wirkt der Zeit entrückt und trägt einen altmodischen und gänzlich weißen Kimono. Träumt er? Als er am kommenden Tag in die Schule geht, wird alles noch unheimlicher, denn das Mädchen geht in seine Klasse und alle kennen sie als Akari und wundern sich, dass Kazu sie nicht als Schulfreundin erkennt. Es sind die letzten Schultage vor den Sommerferien und sie betrachten alte Stadtkarten. Dabei erkennen sie, dass es damals auch andere Orts- und Straßennamen gab. Kazus Straße trug einst den Namen „Kimyotempelgasse“. Hat es in seiner Straße einen Tempel gegeben? Einen magischen Ort, der es ermöglichte, dass die Toten wiederkehren konnten?  Er forscht weiter und tut so, als sei es sein Sommerprojekt für die Schule. Dabei stößt er auf die mysteriöse Minakami mit ihrem wundersamen Kater Kiriko. Minakami, ein Mönch und ein Stadtrat scheinen mehr zu wissen und werden ganz hellhörig, als Kazu nach dem Kimyotempel fragt. Kazu hört durch seinen Onkel von einer alten Legende, die seine Familie bewahrt. Es geht um eine kleine Buddhastatue, die magische Fähigkeiten zu haben scheint. Kazu und Akari verbünden sich, um den plötzlich geklauten Buddha zu finden und um letztendlich auch die Quelle der magischen Kraft, die Akari am Leben hält, zu beschützen.

Akari genießt alles, was Leben bedeutet. Auch wenn sie nicht bei ihren wirklichen Verwandten sein kann. Ihre jetzige Mutter ist lediglich eine körperlose Stimme und mit Kazu möchte sie endlich die Geschichte finden, die sich um die Legende um den links stehenden Mond dreht, um diese nach so vielen Jahren endlich zu Ende lesen zu können. Dies ist ihr sehnlichster Wunsch. Doch wer hat dieses Märchen damals geschrieben und warum gibt es bisher kein Ende?

Der „Sommer in der Tempelgasse“ ist ein magisches Buch. Ein Wunder, das Märchen und Legenden in uns lebendig werden lässt. Somit wendet sich auch in uns das Totgesagte zurück zu den Lebenden. Die Wahrheit dieser Wiederkehr berührt und verzaubert uns. Egal ob es mit acht Jahren oder mit achtzig Jahren gelesen wird, denn die Geschichte hat Zukunft …

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Hinterlasse einen Kommentar