
Es ist eine große Freude, den neuen Sautner zu lesen. Ein Spiel mit der Buntheit an Facetten, denn die Dinge sind nicht immer so, wie sie zu sein scheinen. Schon gar nicht bei uns Menschen. Unsere Welt wird immer verrückter und der Brennpunkt dieses launischen Romans ist eine Anstalt. Das Menschsein wird hier auf humorvolle und tiefgründige Weise entkernt. Doch der Narr, der sein Narrenkostüm ablegt, bleibt meist auch dann noch im Kern ein Narr. Wir werden mit der Lektüre zu Gästen, wenn nicht sogar zu Insassen, im Pavillon 44 und erkennen, dass das Wort Freiheit ein Bestandteil von Narrenfreiheit ist.
Es beginnt mit Dimsch, der eine Kiste Bier mit einem Freund teilt. Doch ist der Freund bereits wohnhaft in einem Mausoleum und die trinkfreudige Feier ist eine einseitige, die dennoch Aufmerksamkeit erregt, da Dimsch letztendlich nackt aufgefunden wird. Dimsch wird als verrückt deklariert und kommt in eine Anstalt.
In der psychiatrischen Anstalt am Rande Wiens arbeitet Primor Siegfried Lobell an spannenden Fällen. Er hat sich bereits einen Namen machen dürfen und ist ein gefragter Experte, Ratgeber und Fernsehgast. Er hat selbst seine besonderen Eigenarten und ist süchtig nach Pistazienmilch. Er ist eitel und schmückt gerne seine klugen Ideen als Zitate von Persönlichkeiten, damit sie im Gegenüber auch tatsächlich fruchten. Stolz ist er besonders auf sein Lobellsches Wasserglas. Dies ist ein Gedankenspiel, das er gerne mit seinen Gesprächspartnern und Studenten spielt, um zu belegen, dass ein Glas nicht nur ein Glas ist. Es kann ein Zirkel, eine Vase und letztendlich auch ein Trinkgefäß sein. Es liegt immer im Betrachter und dessen Anwendung. Er versucht das Rätsel „Mensch“ zu entschlüsseln und spürt dem Mysterium des Seins nach. Besonders dem eigenen.
Der Wirbel entsteht durch den Auftritt einer Schriftstellerin, die ihn ködert, weil sie einen Roman über ihn schreiben möchte. Im ersten Gespräch entsteht ein Wechselspiel zwischen den Beiden, denn sie kennen sich von der Universität. Sie möchte ihn und die Anstalt auch lediglich als Inspiration für ihr kommendes Werk nutzen und quartiert sich mit ein im Pavillon 44. Als dann noch Insassen verschwinden und Lobell diese sucht, findet er viele weitere Verrückte außerhalb …
Dieser Roman ist herrlich und beinhaltet nicht weniger als das Leben und seine verrückten Geheimnisse. Erneut geht Sautner aufs Ganze und unterhält dabei ungemein. Sautners Roman ist eine Aufforderung, das Leben anzuschmunzeln.
Vielen Dank an Autor und Verlag, dass ich das Werk bereits vorab lesen durfte und ich auf dem Buch zitiert werde.
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