
Ein Steinacker als Schauplatz der menschlichen Natur. Tove Jansson schreibt minimalistische und literarische Universen. Sie versteht es stets, ausufernd zu beobachten, um daraus die Essenz herauszufiltern und zu fixieren. Jonas, der Hauptcharakter des Romans „Der Steinacker“, versucht ebenfalls die perfekten Worte zu finden. Worte sind seine Welt, denn er ist Redakteur und wird immer stiller, weil seine Worte über die Jahre verbraucht sind. Durch die Reduktion entsteht eine Klarheit in Wort und Ton. Er hat stets das Familienleben auf Distanz gehalten und sein Scheitern wird ihm in der Gegenwart des Steinackers bewusst.
Stets ist der Journalist Jonas gewissenhaft und weiß die Sprache als Werkzeug, aber auch als Kunst zu deuten. Nach seiner Pensionierung soll er noch eine Biographie über einen Medienmogul verfassen. Da er diesem den Verrat an der schriftstellerischen Kunst vorwirft, kann er in sein Manuskript kein Leben einbringen. Dieser Auftrag fordert ihn, denn dieser Zeitungsmagnat, den er lediglich „Y“ nennt, ist ihm sehr unsympathisch. Er ringt um Worte und mit den Fakten. Er scheitert, denn die Grenzen zwischen ihm und dem zu Beschreibenden verschwimmen. Jonas lebt für seine Arbeit und vernachlässigt dabei die Familie und somit fehlt auch hier das Leben. Sein Scheitern setzt sich auch im Familiären fort. Er verbringt eine Sommerzeit bei seiner Tochter im Schärengarten. Der nahegelegene Steinacker verdeutlicht ihm sein eigenes Trümmerfeld und er versucht, eine neue Bindung zu seiner Tochter zu finden.
Aus Worten werden Bilder und aus Bildern wachsen Emotionen. Der kleine Roman, der im Leseprozess beständig wächst, ist ein Tanz um Worte, Familie und Gesellschaft. Die Naturerlebnisse und kleinen Katastrophen sind die Wegbereiter für die familiäre Annäherung und die Aufarbeitung der Vergangenheit.
Tove Jansson spielt wunderbar mit Sprache und erzeugt mit wenigen Sätzen enorme Bilder und Charakterisierungen. Ein minimalistisches Werk, das Größe zeigt und humorvolle, bissige, sowie zeitlose und großartige Literatur ist. Ein Steinacker, der vieles zu verbergen weiß. Es ist eine große Freude, in diesen literarischen Feinheiten zu schürfen. Aus dem Schwedischen wurde der Roman von Brigitta Kicherer übersetzt.
Vielen Dank, das ich Wegbereiter für diesen Schatz sein durfte und in der Verlagsvorschau und sogar auf dem Umschlag des Buches zitiert werde.
Aus der Verlagsvorschau:

