Christel Buschmann: „Ein glühend heißer Nachmittag“

Ein Debütroman, der uns vom Text besessen macht. Das Buch ist sehr kurzweilig und lässt unseren Verstand Purzelbäume schlagen. Beschrieben werden wenige Tage, die dann unsere ganze aktuelle Zeit einfangen. Die Protagonistin flüchtet sich in Musik und kapselt sich von der Realität ab. Was sie hört, beeinflusst ihre Wahrnehmung und ihre Sicht beeinflusst wiederum den Wunsch nach dem nächsten Song oder der entsprechenden Playlist. Der Text spielt mit Eventualitäten. Mit Dingen, die uns beständig passieren könnten. Dinge, die lebensbedrohlich sein könnten, wie einst Nick Cave  bereits in seinen „Murder Ballads“ besang. Hier tanzt Matilda einen Walzer mit Jim Morrison und wir steigen ein in das gläserne Schiff.

Ihr Mann macht eine Geschäftsreise nach Mexico City und sie fährt mit. Drei Tage wird er Geschäftliches zu tun haben. Zeit, die sie nutzen möchte, um die Kultur auf sich wirken zu lassen. Doch bereits bei der Ankunft wird ihr Blick durch einen roten Schriftzug abgelenkt und ihre Vorstellungkraft sprudelt über. Ihr Verstand vagabundiert durch ihre Ängste, Sehnsüchte und verfängt sich beständig im Sprachsinn der Wörter. Liebe, Hingabe und Tod werden zu ihren gedanklichen Begleitern. Sie träumt und denkt, was alles sein könnte. Ihr Begehren und ihre Befürchtungen lenken sie und lassen sie sich fühlen, wie es wäre, verrückt zu werden. Es ist der Bericht einer daueralarmierten jungen Frau, die mit uns zwischen Tragödie und Komödie wandelt.

Christel Buschmann studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Sie ist Literaturkritikerin und Kulturjournalistin. Seit 1975 hat sie als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin viele Filme gemacht. Jetzt hat sie ihren ersten Roman realisiert, der sehr cineastisch und musikalisch ist.

Es sind ganz kurze Kapitel, kurze Momentaufnahmen. Matilda taumelt durch die Flughafenhalle, Mexico City und durch ihre Gedanken. Ahnungen breiten sich aus, was wenn das Flugzeug abstürzt, was, wenn ein Amokläufer auftaucht? Sie greift nach der Hand ihres Mannes und fasst ins Leere und fällt. Schreckensbilder lassen sie nicht mehr los. Ein Bericht unserer fiebrigen, nervösen Gegenwart. Eine belesene Frau, die keine Grenzen zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit zieht. Sie liest „Tod in den Tropen“ und dies erklärt den Titel: „Es ist zwanzig nach vier und ein glühend heißer Nachmittag …“. In Gedanken ereilt sie eine Katastrophe nach der anderen. Sie trifft dann auf einen Fremden, den sie begehrt. Es sind drei Tage und Nächte, die sie zwischen Wahn, Verlangen und Wirklichkeit wandeln lassen.

Ein Liebesroman, ein Thriller und ein aufregendes Werk das uns staunen und innehalten lässt. Es besteht tatsächlich die Gefahr, alles anderes zu sehen, zu erleben und ständig neue Ohrwürmer zu erhalten. Denn das Buch ist voller musikalischer Anspielungen und sehr musikalisch und textsicher formuliert.

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