Wolfgang Brammen: „Die Nacht des Halligfeuers“

In diesem Kriminalroman wird das Biikebrennen ein feuriger Auslöser für eine Handlung, die durch das Setting, der Halligwelt, viele Besonderheiten erfährt. Das Biikefeuer ist ein uralter, tief verwurzelter Brauch in Nordfriesland. Dabei wird ein großes Biikefeuer entfacht, um den Winter zu vertreiben. Aber es gibt auch ältere Deutungen und  Mythen. Wurde es zum Abschiedsgruß der Walfänger oder zur Verbannung böser Geister entfacht? Es sind Holzscheite, die oft eine Figur zuoberst tragen und immer am 21. Februar zum Lodern gebracht werden.

Die Besonderheiten der Landschaft treten in diesem Roman besonders hervor und zeigen die Kenntnis und Liebe des Autors über die und zur Region. Wie es bereits in der Krimi-Reihe um den „Holländer“ von Mathijs Deen der Fall war, erfährt man viel über Beschaffenheit, Gebräuche und über die Natur des Wattenmeeres. Durch den Tatort auf einer Hallig Anfang der achtziger Jahre werden die Ermittlungen besonders erschwert. Es ist die fiktive Hallig Uthoog. 

Der Bürgermeister sieht vor den Feierlichkeiten nach dem Rechten, er überprüft die Wetterlage und besichtigt den gewaltigen Holzstoß, den alle gemeinsam aufgestellt haben. Es ist dunkel und er sieht kurz zwei Menschen, die sich auch bei diesem ungemütlichen Wetter rauswagten. Am Tag des Biikebrennens sind alle Bewohner und Touristen am Strand. Am kommenden Tag wollen der Bürgermeister und seine Gehilfen auf dem Biikeplatz aufräumen und das noch schwelende Holz zum schnelleren Auskühlen ausbreiten. Dabei machen sie einen grausigen Fund. Ein Mensch wurde im Feuer verbrannt.

Wurde das Feuer zum Mord genutzt oder sollte ein Leichnam verschwinden? Warum hat beim Verbrennen keiner etwas gemerkt? Wer ist der Tote und wer denkt sich so einen Mord aus? Für die Halligmenschen würde der Bürgermeister seine Hand ins Feuer legen. War es ein Gast und ist dieser noch auf der Hallig oder konnte er mit der Fähre bereits entkommen? Haben sich Täter und Opfer in den jeweiligen Verzeichnissen der Unterkünfte eingetragen? Wer wird überhaupt vermisst? Wer ist der oder die Tote?

Der Bürgermeister ruft die Polizei vom Festland an. Er wünscht sich den Kriminalkommissar Holthaus, der bereits vor einiger Zeit auf der Hallig tätig war. Sein Wunsch wird erhört und der Kommissar reist an. Die Spurensicherung muss ebenfalls anreisen und da keine reguläre Fähre mehr am Wochenende fährt, beginnen die ersten Probleme.

Jasper Holthaus kennt die Hallig, denn einst kam es hier durch eine Sturmflut zu einer Heimsuchung auf dem Friedhof, der durch das aufbrausende Meer einen Sarg in die Fluten entließ. Dies ist die Vorgeschichte der Protagonisten, die in der Novelle „Das Grab auf der Hallig“ beschrieben wird. Muss aber nicht vorher gelesen werden, um dem Inhalt folgen zu können. Der Kommissar, der sich im Pastorat einquartieren konnte, beginnt nun um die Geschehnisse des unvorstellbaren Biikebrennens herum zu ermitteln. Doch muß er dabei das Wetter ebenfalls mit einbeziehen, denn ein Sturm, ein Hochwasser könnten die Spurensuche zunichtemachen.

Dieser Roman baut eine angenehme Spannung auf und fängt das Halligleben mit seinen Besonderheiten, dem Charme, der Natur und ihren Menschen glaubhaft ein. Wolfgang Brammen ist ein belesener und kulturinteressierter Autor, der sich aber dem großen Literaturbetrieb entzieht. Er ist ein Freund unserer Buchhandlung und er liebt gut geschriebene Geschichten, zu denen er selbst nun eine weitere hinzugefügt hat.

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