Ulrike Damm: „Die Poesie des Buchhalters“

Ulrike Damm öffnet Sprachräume. Erneut stellt sie mit ihrem Roman essentielle Lebensfragen. Die Suche nach dem Lebensinhalt und Glück. Sie verbindet stets visuellen Ausdruck mit Wort und Inhalt. So auch in dem vorliegenden Buch, in dem sich visuell eine zweite Stimme und Perspektive im unteren, abgetrennten Abschnitt ein – und ausblendet. Ihre Werke sind sinnlich, klug und kunstvoll.

Ulrike Damm schreibt und macht als Künstlerin ihre Texte begehbar. Sie verbindet Literatur mit interaktiven und visuellen Elementen und stellt als Künstlerin ihre Bücher auch in Kunsträumen aus. Sie schreibt ihre Texte zweifach, am Computer und mit der Hand. Somit entsteht Literatur als Buch und als ausstellbares Kunstwerk. Eine Literatur voller Weisheit und einfühlsamer Beobachtungen. Ulrike Damm ist Künstlerin, Autorin und Verlegerin.

Der Roman spielt mit Lebensperspektiven. Ein Buchhalter, der beruflich und privat analysiert, abwägt und die Balance halten möchte. Es ist Justus Kratz der verheiratet war, jetzt zu seiner ehemaligen Frau ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Er wohnt zur Miete. Seine Vermieterin Rose schreibt oft und bittet ihn, ihre Post mitzunehmen. Einen Brief hat er nicht aufgeben. Aus einer Laune heraus. Er hat sich hinreißen lassen und diese kleine Tat, diese minimale Verfehlung, bringt sein Leben durcheinander. Er hat sich über sich selbst erschrocken und den Brief versteckt. Doch es wird Rose auffallen und sein Gewissen meldet sich. Auch etwas, was er nicht kannte, die Neugier, die sich krankhaft bei ihm bemerkbar macht. Dann kommt es auch zu Treffen mit Rose, deren Perspektive sich im unteren Seitenabschnitt des Buches einblendet. Wem schreibt Rose, wer hat das Glück, ihre fixierten Gedanken zu erhalten? Er hat den Brief behalten und geöffnet, seitdem ist er ratlos. Rat, den er sich bei Kollegen, Freunden und sogar bei Rose erhofft. Er stellt sich seit seinem kleinen Fehlverhalten wesentliche Fragen. Ein kleines Handeln wirkt sich in seinem Leben groß aus. Kann er seinen Zwängen entkommen, wie lebt man richtig und was ist es wert?

Wir erleben den Alltag des Buchhalters, der sein Leben plant und ein Bewusstsein für Verantwortung und Gewissenhaftigkeit hat. Wie sich seine Lebenssicht durch einen emotionalen Anreiz verwandelt. In zugänglicher Poesie werden einfache Bilder komplexer und das Spiel der Lebensperspektiven wird bizarr, wie es das Leben ist. Ein Roman, der Gedankenräume erzeugt und ein Erlebnis ist.

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Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Ulrike Damm: „Die Poesie des Buchhalters“

  1. Avatar von udamm udamm

    Danke, lieber Hauke. Das freut mich sehr. Du bist wirklich eine treue Seele. Und du weißt schon, eigentlich bist du der Leseschatz!Schade, dass du nicht bei meinen Lesungen

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