Hugo, Ciponte & Palmerino: „Der Glöckner von Notre-Dame“

Diese Graphic Novel ist ausdrucksstark und visualisiert in der Kürze das ganze Drama. Die Illustrationen sind von Andrea Grosso Ciponte und der Text wurde von Dacia Palmerino überarbeitet. Das Werk basiert auf dem berühmten Original von Victor Hugo, das bereits mehrfach adaptiert wurde. Es ist ein Wunderwerk voller Drama und Romantik und stellt, so auch der eigentliche Titel „Notre-Dame de Paris. 1482“, die Kathedrale in den Mittelpunkt. Die Comic-Adaption ist eine schöne, gruselige und lohnenswerte Erweiterung um den Kosmos des unglückseligen Glöckners. Das Kunstwerk erinnert an das Hauptwerk und erzeugt eine Stimmung, die bleibend ist und den Wunsch erzeugt, sofort zu den Werken von Hugo zu greifen.

Das düster Romantische des Werkes steht dabei im Mittelpunkt und wird in jedem Bild großartig eingefangen. Die Interpretation des Klassikers kann nicht alles erfassen, ist aber dennoch eine grafische Inszenierung der Haupthandlungsstränge. Die Werke von Victor Hugo sind sehr vielschichtig und werden oft in den Nacherzählungen oder Verfilmungen auf einen Handlungsstrang reduziert. Dieser Band versucht mehr anzudeuten und zeigt die Tiefe, die der Roman beinhaltet. Es entsteht ein Bild des französischen Spätmittelalters mit all seinen Bevölkerungsschichten. Wer in den Text und die dazugehörigen Bilder eintaucht, wird willkommen geheißen im Hof der Wunder. Es geht um die unerfüllte Liebe, die Anders- und Einzigartigkeit mit schicksalhaften Begegnungen und um die dunkle Seite der Seele. Der Glöckner ist Quasimodo und im Herzen von Paris, in der Kathedrale, lebt er. Es ist das Jahr 1482 und der missgestaltete Glöckner wurde einst als Findelkind von Dom Claude Frollo, einem Diakon und eines im Ruf stehenden Hexers aufgezogen und als Glöckner ausgebildet. Der laute Glockenklang hat Quasimodo taub werden lassen. Er wird von der Gesellschaft zum Narrenkönig gekrönt und später verurteilt. Er ist Herr der Kathedrale mit seinen Türmen und Winkeln. Seine Liebe gilt der Tänzerin Esmeralda. Doch auch andere buhlen um ihre Liebe und Leidenschaft, Verrat, Vorurteil und Obsession schmieden das Schicksal aller und die Handlung läuft auf die Katastrophe zu. 

Die Bilder zeigen das Unheimliche und erzeugen einen Grusel und vertiefen kunstvoll jene Geheimnisse der Kathedrale und jener, die in uns Menschen liegen. Das Ende verdeutlicht zwar den Tod, aber auch die Hoffnung auf ewige Liebe. Eine Kathedrale als Zentrum der Macht und der Geschichte zeigt hoch in den Himmel empor und wirft ihre düsteren Schatten auf die kleinen Menschen.

Ein wunderbare Umsetzung und Interpretation des Weltklassikers. Die Graphic Novel wurde aus dem Italienischen von Nicole Thamm übersetzt.

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