
Dieser Roman ist voller Wildnis, Abenteuer und macht eine vergangene Zeit erlebbar. Der Debütroman ist packend geschrieben und erinnert an „The Revenant – Der Rückkehrer“ von Michael Punke, „Aus hartem Holz“ von Annie Proulx und natürlich an John Irving „Letzte Nacht in Twisted River“. „Pearly Everlasting“ spielt in einem Holzfällercamp und im Zentrum ist die Familie des dortigen Kochs mit ihrem Bären. Tammy Armstrong hat somit eine noch feministischere Antwort in die Irving-Welt gesetzt. Sie verwebt Geschichte mit Abenteuer und lässt den Schwarzbären einen Bären sein, ohne diesen zu vermenschlichen. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die in dieser rohen Welt aufgewachsen ist und den Namen einer Pflanze trägt. Alles in dieser Welt und in den Beschreibungen ist von wuchernder Natur geprägt, in der der Mensch versucht seinen Platz zu finden. Die natürliche Umkehr kommt später, hier ist es noch der Mensch, der sich seine Ressourcen erhalten muss.
Die spannende Geschichte beginnt 1918 mitten in der Wildnis Kanadas. In einem Holzfällercamp lebt der Koch Edon mit seiner Frau Eula, die als Heilerin tätig ist. Die Umgebung ist rau und unwirtschaftlich. Die Menschen haben es gelernt, sich der Natur anzupassen. Die Arbeit und das Leben in der Wildnis verlangen ihnen alles ab und nicht selten hat Eula es mit schwer verletzten Arbeitern zu tun, wo auch die Naturmedizin nicht mehr helfen kann. Die Kinder der Familie finden sich ein in diese Welt und haben eine natürliche Schläue, sind rau und gutherzig. Durch die Naturverbundenheit erhält die Jüngste von Ihnen auch den Namen einer Blume „Pearly Everlasting“. Das gefährliche Waldleben und die Witterung beherrschen das Leben im Camp. Während eines sehr frostigen Frühlings, der auch falscher Frühling genannt wird, bringt der Vater einen Bärenjungen mit. Das Tier war hilflos und ist leicht zu domestizieren. Eine besondere Nähe zu Pearly Everlasting entsteht, da beide zusammen aufwachsen. Bruno, der Bär, wird somit zum wilden Bruder. Dieser sucht seine Freiheiten, doch ist er stets eng an das Familienleben gebunden. Von einem Norweger lernt das Mädchen das Kulning, den skandinavischen Lockruf, der auch bei dem Bären funktioniert.
Die Menschen im Camp haben sich an den Bären gewöhnt. Doch irritiert das Tier mit seinen Streichen und einige, besonders der Campleiter, können das Tier nicht ausstehen und möchten es verkaufen. Doch kann die Gemeinschaft dies abwenden. In den folgenden Jahren kommt es aber zu einer Katastrophe. Als Pearly fünfzehn Jahre alt ist, wird eine Leiche gefunden und der Bär war zugegen. Doch hat der zahme Schwarzbär tatsächlich einen Menschen gerissen? Am kommenden Morgen ist Bruno weg. Jemand hat ihn weggebracht und keiner weiß genau wohin. Doch hat Pearly eine Vermutung und ist fest entschlossen ihren Bruder zurückzuholen und macht sich auf in die Wildnis und in die Welt.
Ein Foto, das 1903 in einem Holzfällercamp gemacht wurde, war die Inspiration für den Roman. Das Bild zeigt eine Frau, die ihr Neugeborenes zusammen mit einem Bärenjungen stillt. Daraus hat die Lyrikerin und Autorin nun eine abenteuerliche Geschichte konstruiert, die die Wildheit in das Zentrum stellt. Der Versuch, die natürlichen Lebensbedingungen den menschlichen Wünschen zu unterwerfen. Durch die Spannung und die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen fesselt der Roman sofort. Meistens ist die Erzählerin Pearly Everlasting selbst. In wenigen Kapiteln kommen andere und ergänzende Perspektiven hinzu. Aus dem kanadischen Englisch wurde der Roman von Peter Torberg übersetzt.
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