Fritz Schumann: „Japan, wer bist du?“

Japan übt eine Faszination aus. Es ist ein Land mit unterschiedlichen Seelen. Es ist geprägt durch einzigartige und wunderschöne Landschaften. Es ist eine Inselnation mit dicht besiedelten Städten, die immer weiter wachsen und die ärmeren Landregionen vereinsamen. Dennoch zählt Japan zu den dicht besiedeltsten Ländern Asiens. Es gibt hier eine gelebte Spiritualität, die durch unzählige Schreine und Tempel sichtbar ist. Das turbulente Stadtleben steht den Gebirgen, den unterschiedlichen Landschaftsprofilen und den mannigfaltigen Nationalparks gegenüber. Die Blicke nach Japan vermehren sich, wie die Sehnsucht, die jenes ferne Land in uns erweckt. Auch in der Welt der Bücher und besonders in der Literatur häufen sich die Übersetzungen. Fritz Schumann fragt nun, wer Japan ist? Nicht was, sondern wer. Denn sein Blick geht tiefer als jener touristische Aufenthalt es wohl vermag. Er erzählt Geschichten von Menschen. Er zeigt ein Japan fern vom Üblichen und erweitert unseren Horizont über japanische Gesellschaft und Kultur. Auch wenn Japan lediglich ein Wunschtraum bleibt, eine Reise angedacht wird oder eigene Erinnerungen vorhanden sind, kann das Buch ein ganz anderes Weltbild erzeugen. Der Autor bewegt sich auch nicht nur auf den schönen Pfaden, sondern blickt ganz genau hin, hört zu und fragt nach.

Fritz Schumann ist ein Journalist aus Berlin und seit 2009 recherchiert und reist er oft über und in Japan. Seine Reportagen und Filme haben einige Preise erhalten. Auch in Japan hat er für Veränderungen, Gesprächsstoff gesorgt und sogar in einer Region den Tourismus verstärkt. Er ist somit nicht nur in unseren Medien ein gefragter Kenner der Materie, sondern auch schon mehrfach im japanischen Fernsehen aufgetreten.

Anhand der vorangestellten Karte erfahren wir, welche Orte er bereist hat, zu denen er uns nun literarisch mitnimmt. Diese sind in ganz Japan verstreut. Es sind Erinnerungen oder Berichte von seinen ganzen Japanreisen. Es sind Reisen zu verborgenen Orten und den dort lebenden Menschen. Wie jene jeweiligen Regionen sind auch die Menschen, die mit ihren Berichten, Aussagen und Lebensweisen die japanische Kultur gestalten. Dadurch sind die Betrachtungen alle authentisch, persönlich und jeder Reiseabschnitt ist ein Gewinn. Jede Reise, die Fritz Schumann machte, ist eine Suche nach Antworten. Dabei entdeckt er verlassene Regionen, zum Beispiel eine Waldheimat, wo fast alle Menschen dort weggezogen sind. Er trifft auf ein Tal voller Puppen, Puppen, die jene Leerstände mit Leben erfüllen. Jede Begegnung führt zu anderen. Jedes Treffen zeigt Lebensphilosophien, Probleme oder den alltäglichen Lebensumstand. Auch die Suche nach Glück kommt nicht zu kurz. Aber auch ein alter Giftgasskandal hat den Journalisten mehrfach beschäftigt. Somit wandern wir anhand der Kapitel durch unterschiedliche Welten Japans. Von den modernen Hochhäusern bis zu den jahrhundertealten Traditionsgebäuden. Es sind aber stets die Menschen, die uns begegnen und dem Autor ihre Geschichten überlassen haben. Menschen, die oft aus den Situationen das Beste herausbringen möchten. Die Schönheit, das Mystische und das Kritische vereinen sich hier spielerisch. Dabei sind die Texte nie gänzlich neutral, denn es sind Berichte von Japanern, die Fritz Schumann empfangen hat und durch seine Texte zu etwas Persönlichem gemacht hat. Kein oberflächliches Werk über Japan, sondern es sind Reiseberichte jenseits der üblichen Bilder.

Ein ungewöhnlich, schönes, bewegendes Buch. Die Texte werden durch großartiges Bildmaterial ergänzt. Näher und tiefer wird man Japan wohl nicht kommen können. Bücher sind Portale in andere Welten und dieses öffnet ein sehr reales. Eine lohnenswerte Reise nicht nur für Menschen wie mich, die nicht reisen können.

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