
Ein toller Riff-Ritt in das tönende Harlem. Ein Gangster-Epos und Jazzroman, der die Zeit 1936 bis 1961 in New York fühl- und hörbar macht. Eine Noir-Version des Paten, die schmutzig, düster und voller Straßensound ist und den Klang der damaligen Jazz-Konzerte und Aufnahmen einfängt. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass berühmte Musiker kurze Auftritte im Roman haben.
Dieser Roman hat alles, was die Eigenschaft von Jazz benötigt. Er hat ein enormes Tempo, er improvisiert und spielt mit Harmonien. Wie ein guter Riff, der den Erzeuger sofort wiedererkennen lässt, zeigt sich hier Jake Lamar mit seinem ganz persönlichen Ausdruck und Stil.
Clyde Morton wird von allen Viper genannt und hat in der Unterwelt Karriere gemacht. Frei nach Machiavelli will er gemocht, respektiert und besonders gefürchtet werden. Es ist das Jahr 1961 und er hat gerade seinen dritten Mord begangen. Es ist der erste, der ihn wirklich beschäftigt. Seinem Kontaktmann bei der Polizei hat er den Mord gemeldet und er erhält wenige Stunden, um zu verschwinden. Doch anstatt zu fliehen, bedenkt er sein Leben. Was wünscht er sich, was hat er erreicht und was bereut er? Ist er am Ende wirklich ein Glückspilz?
1936 lebt er in Alabama und träumt von einem Musikerleben in New York. Ein Verwandter bestärkt ihn auch in seinem Beschluss, Trompeter zu werden. Kurzentschlossen bricht er mit seinem Leben und lässt seine Verlobte am Bahnhof verzweifelt stehen. Als er in New York ankommt, hat er auch sofort die Möglichkeit sein Trompetenspiel vorzubringen. Doch hat er kein Talent, aber er spielt bei den richtigen Leuten vor. Menschen, die ihn ihm eine ganz andere Begabung erahnen. In einer der Schaltstellen der Unterwelt darf er als Hilfsjunge anfangen und wird sehr schnell zu Größerem berufen. Er verbreitet Angst und kann sich innerhalb des Drogenhandels gut etablieren. Seine Drogen und der Jazz beleben ganz Harlem. Doch handelt er niemals mit wirklich tödlichen Stoffen und macht sich somit auch unter seinen Lieferanten und Dealern nicht überall beliebt. Er ist ein Bestandteil der Jazzszene geworden, nicht wie anfänglich erträumt auf der Bühne, aber im Hintergrund beflügelt er mit seinen Lieferungen die Musiker. Doch die ganze Szene verändert sich und immer wieder trifft er auf Yolanda, seine große Liebe. Doch bleibt sie meist unerreichbar, wechselhaft und unerklärlich. Auch taucht, als Viper seinen Wirkungskreis ausweiten kann, ein Protegé auf, der seine ganz eigene Note zu spielen versucht, eine Note, die aber in das Harmoniekonzept von Clyde Morton passen könnte.
Dieser Roman swingt und treibt einen Rhythmus an und fräst sich wie ein Ohrwurm in unsere Erinnerungen. Gewalt und die Suche nach Anerkennung prägen das Leben und den Traum dieses Viper. Hier fragt man sich nicht, wer wen ermordet hat, sondern, wer ermordet wurde und warum. Ein Kriminalroman, der voll dunkler Poesie ist. Ein Jazz-Noir-Krimi, der aber nicht nur Jazzliebhaber begeistern wird und bereits hat, denn das Buch wurde schon mit Preisen versehen. Übersetzt aus dem Englischen von Robert Brack.
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