
Dieser Roman ist wie eine schöne Auszeit. Zwei Menschen, die sich zufällig begegnen und somit mit dem jeweiligen Leben in das andere stolpern und es verändern. Es ist ein humorvoller Roman, der uns wegbringt und die Realität wieder etwas schmackhafter macht.
Es beginnt mit einem Ereignis, das für die Welt unbedeutend ist, aber für den Einzelnen den Untergang der Welt bedeuten kann. Es ist Vera, die ein solches Geschehnis erlebt. Sie ist Konditorin, eine Zuckerbäckerin aus Leidenschaft. Ihre Torten sind optische Kunstwerke, die ebenso geschmacklich stets zu überraschen verstehen. Ihr Mann, Sebastian, beschmunzelt die Gabe seiner Frau, denn er lebt in anderen gesellschaftlichen Sphären. Seine Firma hat sich auf die Vermittlung und den Verkauf von Inseln spezialisiert. Somit hat er es nur mit den ganz Reichen zu tun und dadurch hat er eine sehr abgehobene Weltsicht. Selbst hat er sich auch, als überdimensionale Rücklage, eine Insel gesichert. Das Leben des Wiener Ehepaares scheint auf sicherem Fundament zu stehen, auch wenn Veras beste Freundin, dies nicht ganz so sieht und Vera rät, sich von Sebastian zu lösen, zu befreien. An jenem Tag, an dem das Ereignis eintrifft, das Veras Welt untergehen lässt, passieren mehrere Dinge. Das Ereignis geht auf eine Operation zurück, deren geringe Nebenwirkung Vera aber gänzlich zu spüren bekommt. Sie verliert ihren Geschmacks- und Geruchssinn. Voller Sorgen und Ängste, weil sie nun ihre Berufung verliert, taumelt sie durch die Stadt und erhält einen Anruf ihrer Freundin, der sie besorgt. Um dem Nachzugehen, sucht sie ihren Mann in seiner Firma auf, um in dessen Büro aber genau ihn mit ihrer Freundin in eindeutiger Beschäftigung vorzufinden. Sie willigt in die Scheidung ein, möchte auch nichts weiter von Sebastian, außer die Insel.
Doch wird ihr Leben kurz darauf erneut auf den Kopf gestellt, als sie zufällig Onni über den Weg läuft. Onni wirkt wie ein Bär, der zwei touristisch wirkende Menschen ihrer Rollkoffer beraubt. Vera wird ungewollt Zeugin der Ereignisse und als sie den Männern näher kommt, erkennt sie in den beklauten keine Touristen, sondern mafiaähnliche Gauner. Der Weg von Onni wird von verlorener Kleidung und Geldscheinen markiert und somit läuft sie erneut in Onnis Leben hinein. Onni stammt aus Finnland. Er ist gelernter Kupferstecher und hat angefangen in einem kleinen Postkartenverlag. Nun wurde er soeben aus dem Gefängnis entlassen, weil er auch als Geldfälscher tätig war und jenen zwei Gaunern bis nach Wien gefolgt war, um fehlerhafte Blüten unschädlich zu machen.
Die Begegnung von Onni und Vera hat etwas Skurriles, Heiteres und sehr Liebenswertes. Ein schöner leichter Roman, der richtig gut unterhält, Spaß macht und das Leben, die Liebe, den Mut und den Anstand feiert. Es gibt viel zum Schmunzeln und zum Gernhaben. Die kleinen Handlungs- und Sprachdetails geben dem Ganzen noch einen feinen Glanz und eine verspielte Atmosphäre gibt dem Ganzen seinen Halt. Stefan Slupetzky erzeugt filmreife Szenen und hat einen feinen Wortwitz. Das ganze Buch offenbart in seiner Leichtigkeit einiges an tieferen Gedankenräumen.
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