
Ein Meisterwerk der utopischen Literatur ist erstmalig auf Deutsch erschienen. Ein Klassiker der japanischen Literatur, der nun in der Übersetzung von Yuri Mizobuchi und Sabine Mangold vorliegt. Der Roman von 1952 erzählt uns eine Zukunftsvision, die in unserer aktuellen Gegenwart spielt und zeigt, was der Autor dachte, was uns erwarten würde. Die Thematik und alle angesprochenen Themen sind sehr aktuell. Der Höhepunkt und die technische Perfektion haben uns erreicht. Im Roman ist einiges Science-Fiction, anderes hat die Realität überholt, wie zum Beispiel das kabellose Telefon.
Der Roman wertet nicht, er stellt lediglich dar und ist stets sehr sachlich gehalten. Die Emotion wächst aber mit jedem Bericht, denn das Werk ist aufgebaut wie eine Sammlung von Tatsachenberichten, wie es zum Beispiel auch Bram Stoker einst in seiner Literatur umsetzte. Es sind die Texte aus dem fiktiven Rundfunkarchiv der Nachrichtenagentur von United Asia. Vier Weltkriege haben die Welt verändert und zwei Drittel der Weltbevölkerung getötet. Danach wurde die letzte Utopie gegründet. Es gibt keine Religionen mehr und der Maßstab aller Betrachtungen ist immer die Mehrheit. Die Individualität wurde abgeschafft und es herrscht absolute Gleichberechtigung. Alles wird reglementiert, auch eine Geburtenkontrolle besteht. Wissen, Sport und Kultur werden sehr geschätzt, denn die niederen Tätigkeiten werden von Robotern ausgeführt. Der Mensch arbeitet lediglich wenige Stunden in der Tätigkeit, die ihm etwas bedeutet. Glück und Gleichheit sind gesetzlich verordnet und das persönliche Streben, das Individuelle gehört der Vergangenheit an.
Die Menschheit hat es im Jahr 2026 weit gebracht. Technologisch und medizinisch wird permanent an der Verbesserung gearbeitet. Die Schwangerschaft wurde durch ein Hormon auf drei Monate verkürzt. Es gibt Pillen, die eine ganz andere Art der Verhütung verursachen, denn diese Medizin erzeugt eine Abneigung gegen das jeweils andere Geschlecht. Nach dem dritten Weltkrieg um Öl und dem vierten, der die Menschheit stark minimierte, wurde die Erde zu einer Republik zusammengeschlossen und man lebt in Frieden und das Einkommen und die Lebensbedingungen werden staatlich vorgegeben. Für alle ist alles gleich. Um den Kampfinstinkt der Menschheit zu umgehen, gibt es, wie im alten Rom, Schaukämpfe mit Tieren und Robotern. Die Roboter haben dabei das Nachsehen, denn es mangelt an Körperflüssigkeiten. Dann kommt es zu Aufständen. Der erste von Robotern, die plötzlich den Instinkt ihrer Schöpfer imitieren. Somit wird das Moral-System der Roboter überarbeitet und ganz langsam beginnen aber auch die Menschen sich zu fragen, was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Der Roman besteht aus sachlichen Berichten und erzeugt dadurch eine Distanz und einen sarkastischen Witz, der leider mit seiner Pointe immer noch funktioniert. Dieser Roman erinnert an die Werke von Orwell und Bradbury und ist vielschichtig, bedrückend und aus der Vergangenheit sehr visionär. Ein Aufruf für mehr Menschlichkeit in immer beklemmenderen politischen Spannungen und der Glorifizierung der Technologien. Ein Klassiker, der uns aus der Vergangenheit wachrufen darf und dabei gehörigen Lesespaß bereitet.
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