Clara Heinrich: „Pusztagold“

Ein Buch voller Wechselwirkungen und Verbindungen. Ein Tanz zwischen Lyrik, Prosa, autofiktionalem Erzählen und Nature Writing. Hier bedingt alles einander. Durch die Sprache wächst die Landschaft. Das Sehen, Erfassen und Beschreiben fließen ineinander. Literatur übermittelt Gedanken und Gefühlsmomente des Schreibenden, die  durch unsere Betrachtung zu unseren Empfindungen werden. Das geschieht mit diesem Buch ganz leicht, ganz unbefangen und doch keimen in den Episoden viele Themen, die dem Werk auch noch das Sachliche eines Essays verleihen. Das vorliegende Werk weckt Erinnerungen an Nataša Kramberger: „Verfluchte Misteln“. Beide Werke leben von den Landschaftsbeschreibungen und Selbstreflexionen.

Die Landwirtschaft, die Landflucht bedeutet eine Naturliebe, die nicht immer harmonisch ist. Die meisten Vorstellungen sind verklärt. Doch durch die aktuellen Themen und Ereignisse verändern sich unsere Blicke. Wir nehmen die Natur mit Blicken auf, essen ihr Gemüse und spüren und riechen die Lüfte. Dies gelingt auch durch diese Literatur, die sich in die Landschaft eingräbt und unsere gegenwärtigen Fragestellungen beleuchtet. Es geht um das Leben, die Sorgen und um das Miteinander. Die Örtlichkeit wird literarisch vergoldet, aber nicht alles muß glänzend sein. Es ist eine Landschaft, die aus einer baumarmen Steppe besteht. Das Klima, der starke Wind erreicht somit die Erde ungebremst und das Behagliche verschwindet.

Clara Heinrich beschreibt, was sie sieht, umtreibt und liest. Ihr Text wird begleitet durch Einschübe und Marginalien, die aus Zitaten bestehen wie zum Beispiel von Ursula K. Le Guin und Péter Nádas. Die Autorin kennt sich mit Landwirtschaft aus, kommt zurück aus der Stadt und arbeitet in der Natur und pflegt nicht nur diese, sondern muss dann auch für ihren am Fatigue-Syndrom erkrankten Lebenspartner da sein. Es gibt somit neben dem titelgebenden Gold auch einige Schattenwürfe. Überbegrifflich geht es somit im ganzen Werk um Fürsorge.

Hier trifft Natur auf Kultur und Menschlichkeit. Aus der Weite und Leere einer Landschaft wird ein Füllhorn an Gedanken. Mit einer poetischen Intensität verwebt Clara Heinrich die Genres, die Stilelemente und macht sich schreibend Luft. Denn auch klingt hier stets Wut neben dem Humor, wie das Schöne neben dem Dunklen.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Hinterlasse einen Kommentar