
Das Werk ist eine märchenhafte Parabel über Verlust und die Bedeutung von Kunst und der Interaktion. Diese Erzählung knüpft fort, was Michael Ende bereits geschrieben hatte. Phántasien ist in Gefahr und wir verwandeln uns in die grauen Herren aus dem Ende-Kosmos.
Lore ist ein Fabelwesen. Sie ist erst 393 Jahre jung und ist, was sie ist, Lore Güldenstern. Sie lebt im Stamm einer alten Korkenzieherhasel und die ganze Welt ist für sie ein Abenteuer. Sie empfindet die Welt durch die Hände und deren 770 Fühlknospen und sie genießt die Töne und Farben der Umwelt. Sie sammelt Klanglaute und Wörter. Begriffe, die erst das Gesehene und Erlebte kunstvoll erfassen und wiedergeben. Jeden Tag huscht Lore mit dem Wind durch die Welt, um nach Worten zu suchen. Doch in letzter Zeit werden es immer weniger Töne, die sie erhaschen kann. Die Menschen sprechen weniger, kommunizieren und interagieren kaum. Sie leben reduziert und zurückgezogen und erleben die Welt durch ihre Glasgaukler. So nennt Lore die Geräte, die den Menschen eine Verbindung mit der ganzen Welt versprechen, aber sie vereinsamen lassen. Auch haben die Menschen neuerdings Angst vor Kontakt und gesellige Treffen sind rar geworden. Dadurch verschwinden Buchstaben, Wörter und auch die Farben der Welt. Ein aschgrauer Staub liegt auf den Böden. Die Menschen schlafen mit offenen Augen. Waldohr, Lores Freundin, lebt in der Nacht und da Lore die Helligkeit und den Tag liebt, sehen die beiden sich in den Zwischenzeiten und in jener blauen Stunde kommt ihnen die Erkenntnis. Die Welt muss poetisiert werden und braucht Kunst. Die Kraft zum Leben wird gestärkt durch Musik, Literatur und das gemeinsame Erleben.
Ein kleines Werk zum Innehalten. Ein Aufruf für die Kunst und die Kraft des Miteinanders. Was bedeutet uns Kunst und welche Momente sind es, die uns Glück schenken?
Marlen Schachinger schreibt phantasievoll und mit einer märchenhaften Stimmung. Das Märchenhafte wird durch die Handlung real und verliert sich wieder im Raum der Fabeln durch die Wortkreationen und Klangspielereien. Wir lauschen Lore, werden, wie sie, zum Geschichtensammler. Diese Parabel berührt uns still und erinnert an die Warnungen, die bereits von Michael Ende ausgesprochen wurden. Ein kleiner Ritt auf einem neuen Glücksdrachen auf der Suche nach den Farbklängen der Welt. Der Text wird durch Illustrationen ergänzt, die ebenfalls mit Farben und Wortbildern spielen.
Es geht darum, sich wieder berühren zu lassen durch Worte, Klänge, Bilder oder durch Menschlichkeit. Wahrhaftiges und Tiefgründiges zu finden und sich die Zeit zu nehmen, sich ganz darauf einzulassen.
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Verbindlichen Dank, lieber Hauke,
für Deine zauberhafte Rezension, die mir gerade wie gerufen kommt. Das möchte ich sehr, sehr, sehr gerne lesen!
Sonnige Grüße von Ulrike
Liebe Ulrike,
vielen, vielen Dank! Ich wünsche Dir erlesene Stunden und sende herzliche Grüße, Hauke