
Die Figuren im Roman „Und das Universum schweigt“ sind auf der Suche nach sich selbst und nach Zufriedenheit. Es geht um die vielen Geschichten, die jede Begegnung mit sich bringt, und die einen Menschen letztlich formen.
Das Leben ist konfus und kompliziert. Durch die Schnelllebigkeit und die Fülle an Wissen und Unwissen, die uns permanent umgibt, ist die persönliche Verwirrung ein individuelles Füllhorn an Orientierungspunkten. Dabei versucht der moderne Mensch beständig, einen Anker zu werfen, um die Welt sich langsamer um die eigene Achse drehen zu lassen, damit man den herumschwirrenden Blick endlich fixieren kann. Doch die Frage, wo sich die eigene Weltsicht festigen kann, muss jeder für sich finden. Egal wie wild wir es dabei treiben, das Universum schweigt meist beharrlich zu unseren Bemühungen.
Es sind die Figuren Viktor und Patrizia, die durch das Leben strudeln. Ungefestigt und stets auf der Suche. Patrizia ist widerspenstig und möchte aufbegehren, oft wimmert in ihr ein dagegen sein wollen. Sie hadert mit den Menschen und mit dem Establishment. Viktor will nicht angepasst sein und ist gegen Konsum, Egoismus und Selbstgerechtigkeit. Somit wandeln beide zwischen Rebellion und Resignation, bis sie sich zufällig begegnen.
Die Handlung ist ausufernd, mäandernd und strudelt über, wie unsere fiebrige Gegenwart. Genau in dieser schwirrenden Hitze treffen die beiden Protagonisten in der Hölle eines mallorcinischen Billighotels aufeinander. Patrizia und ihre Freundin machen Urlaub und wir begegnen ihnen erstmalig beim Frühstück. Selbst in dieser kleinen Szene wird die ganze Unsicherheit der Charaktere deutlich.
Viktor arbeitet in Wien als Lektor. Der Verlag ist spezialisiert auf diverse Weltsichten und mannigfaltige Theorien. Da die Themen alle kontrovers, divers und beleg- und wiederlegbar sind, strauchelt Viktor durch dieses Wissen. Er schreibt selbst und wird missverstanden. Er ist genervt und betrunken, als er beschließt abzuhauen. Er bucht einfach einen Flug und lässt sich vom Taxifahrer zu einem Hotel bringen. Erst am kommenden Morgen fragt er sich, wo er gelandet ist. Dies trifft auf das Leben beider Protagonisten zu. Wo landen wir im Leben und sind uns unsere eigenen Ziele bewusst? Viktor, der ein Welterklärer ist, der keiner sein wollte, trifft auf Patrizia und beide erahnen einen Weg.
Figuren, die mit sich und den Menschen hadern. Mutlosigkeit, Verwirrung, Frust und Aufbegehren entstehen durch die Überfülle und Schnelllebigkeit, die wir gegenwärtig erleben. Die überhitzten Gemüter wollen Sand im Getriebe der Gesellschaft sein. Sand taucht auch als Bild auf, der an der feuchten Haut klebt und am Strand doch stets einladend wirkt.
Johanna Wurzingers Debüt ist ein Füllhorn an Gegenwärtigkeit und mit viel Zynismus und Witz erzählt. Fast mühelos verwebt sie die Handlungshappen zu einen Gesamtbild und versteht dabei gut zu unterhalten. Das Buch lässt sich fließend lesen und das ganze Konstrukt fügt sich logisch zusammen.
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