Berna González Harbour: „Roter Sommer“

Ein spannender und schnittiger Kriminalroman, der durch seine Thematik und seinen Stil von einem üblichen Krimi abweicht. Durch den Prolog wird bereits eine Andeutung gemacht, die zu einer dunklen Reise hinter Kirchenmauern führt. Spannend, erschütternd und nachdenklich geht es somit in diesem sehr lesenswerten Krimi zu. Steven Uhly hatte ebenfalls mit „Die Summe des Ganzen“ über diese krankhafte Begierde vor der Kulisse des Hauses Gottes geschrieben. Beide Werke sind ein Blick in die Dunkelheit des Herzens und die zerstörerischen Kräfte.

„Roter Sommer“ ist Comisaria María Ruiz erster Fall in Madrid und ist der Debütroman von Berna González Harbour, der nun in der Deutschen Übersetzung von Kirsten Brandt erhältlich ist. Die Autorin ist Journalistin und in Spanien eine bekannte Literaturkritikerin. Seit 2012 schreibt sie ihre eigenen Werke. 2020 gewann sie für „El sueño de la razón“ („Goyas Ungeheuer“ Siehe Leseschatz-TV) den spanischen Krimipreis Premio Hammett. Der Roman „Roter Sommer“ wurde bereits als „Blutroter Sommer – Im Bann des Killers“ verfilmt und ist als DVD erhältlich.

Im Prolog wird eine Fahrzeugkontrolle beschrieben, in der ein Fahrzeug angehalten wird, in dem ein Geistlicher mitfährt. Die Polizei winkt den Wagen, trotz der dubiosen Situation, weiter, weil Geistliche ja niemals Verbrecher sein können. Dieses kleine Bild verdeutlicht bereits viel vom Kommenden. Das Ansehen der Kirchenvertreter, deren Machtposition und das tolerierte und gewollte Weiterziehen lassen.

Die Fußballweltmeisterschaft becirct die Menschen und die spanische Nationalmannschaft kämpft um den Titel. María Ruiz möchte ihren freien Samstag genießen und mit ihrer Familie die Spiele verfolgen. Gerade an diesem Tag, am Tag eines bedeutenden Spiels, bekommt sie die Nachricht, dass eine Leiche gefunden wurde und sie wird zum Tatort gerufen. In einem nicht sehr tiefen Gewässer ist ein junger Mensch brutal ermordet worden. Er wurde versenkt und fixiert. Ein Teenager wird ebenfalls vermisst, ist er das Opfer? Was hat es mit dem Tattoo auf sich, das sie auf der Leiche finden? Gemeinsam mit ihren Kollegen beginnt Comisaria María Ruiz in Madrid zu ermitteln und es taucht eine weitere Leiche auf. Die beiden Opfer scheinen sich gekannt zu haben. Die Spur führt in eine katholische Schule.

Die Episoden sind sehr kurzweilig und spannend und die ganze Handlung ist klug komponiert. Erzählt wird auch aus diversen Perspektiven und somit erschafft Berna González Harbour einen umfangreichen Einblick in alle dunklen und erhellenden Ecken. Die körperlichen und geistigen Beklemmungen werden aus der Lektüre spürbar. Ein Spannungsroman, der somit viel mehr aufdecken möchte als einen gewöhnlichen Kriminalfall.

Ein packender Roman, der sich nicht scheut, aktuelle und wichtige Themen anzusprechen und dadurch kein Wohlfühlkrimi ist, aber dennoch für großartige Unterhaltung sorgt. Von Comisaria María Ruiz mag es gerne mehr zu lesen geben.

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