Wolfgang Schiffer: „Ich höre dem Regen zu“

Ein Gedicht-Zyklus, der die Welt ganz persönlich aus den Augen des Autors betrachtet. Dabei wird die Zwiespältigkeit und sensible Zerrissenheit spürbar. Das gegenwärtige Weltgeschehen beängstigt, doch ist es eine schöne Welt. Wir reisen inhaltlich mit dem Zyklus von der Abendstunde durch die Nacht zur aufklarenden Morgenstimmung. Das Polarisierende der Zeit zeigt sich in den vielen Betrachtungen und Stimmungen. Von er künstlichen Intelligenz zur menschlichen Kreativität, von der Kriegstreiberei bis hin zum schönen Miteinander. Es sind seine sorgenvollen Gedanken bei Nacht und die lichtvollen Momente der Hoffnungen und seiner Reisen. Die Natur als Metapher gilt ebenso als Schauplatz, wie Prag, San Francisco und zum Beispiel das erklärte Traumziel von Wolfgang Schiffer: Island. Dabei wird ihm zwei Mal sein Dilemma als Dichter bewusst. Die Suche nach Worten, die die menschliche Scham erklären und Zeilen, die jene Frage stellen, ob Worte genügen, um den Menschen mit der Welt zu versöhnen?

Wolfgang Schiffer ist Übersetzer und Lyriker und seine Texte sind stets persönlich. Doch hat er in „Ich höre dem Regen zu“ einen anderen Ton angeschlagen. Das Leichte, das Verspielte und die kunstvolle Raffinesse machen zuweilen der Direktheit Platz. Er findet Bilder, wo es zuweilen schwer fällt, Worte zu finden. Er tastet sich durch Emotionalität und den Gedanken. Beides sind andere Weltenzugänge, die zueinander gehören und Raum benötigen. Der Mensch erscheint hier in der Welt, die er durch seine Handlungen verformt. Jedoch stehen wir alle gleich im Regen. Die Stunde des Wolfes mitten in der Nacht lässt uns erkennen, dass nicht das Tier uns gefährdet, sondern die Gefahr in uns lauert, die sehr gefräßig ist. Dann tauchen jene kleinen Dinge auf, die unser Leben verschönern. Die Welt gehört nicht zerdacht, sondern erfasst.

Der Ton, der sich geändert hat, erinnert an Brecht, der sogar in diesem Reigen auftaucht. Es ist das Weltgeschehen, das diese Lyrik antreibt. Durch die Polarität der Weltbetrachtung in hell und dunkel dämmert eine Tagundnachtgleiche und die Hoffnung ist der Kern der Gedichte. Der Mensch wird durch diese Lyrik kleiner und der Schmerz kann durch diese empfundene Verkleinerung verringert werden. Diese Gedichte sind wie ein Regen, der uns frösteln lässt, aber auch erfrischend ist. Es ist ein Regen, der uns die Welt poetischer erscheinen lassen kann.

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5 Kommentare

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5 Antworten zu “Wolfgang Schiffer: „Ich höre dem Regen zu“

  1. meines Erachtens ist Lyrik nicht einfach zu besprechen, hier ist es wunderbar gelungen!

  2. Avatar von Wolfgang Schiffer Wolfgang Schiffer

    Der Autor dankt für diese feinen Zeilen, in denen er sich bestens wiederfindet. Danke!

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