Stephan Schmidt: „Die Spiele“

Stephan Thome hat nun unter seinem wahren Namen einen Kriminalroman geschrieben. Einen Spannungsroman hat Stephan Schmidt wohl deshalb als Erzählstruktur gewählt, um etwas verspielter und temporeicher mit seinen Themen umzugehen. Thomes Gesamtwerk beinhaltet ausschließlich Leseschätze. Gerade seine tiefe Einsicht in die Psyche und in die Geschichten der Charaktere begeistert stets aufs Neue. Seine Themen beschäftigen sich oft mit dem individuellen Werdegang und dem Drang nach Freiheit. Mit „Gott der Barbaren“ und „Pflaumenregen“ reisen wir mit Thome nach Asien und innerhalb der Geschichte. Auch „Die Spiele“ verwebt Historisches mit Länder- sowie Kulturübergreifendem. Bereits als Student lebte Schmidt in China, Taiwan und Japan. Nach seiner Promotion in Philosophie war er in Taipeh tätig, wo er jetzt mit seiner Familie hauptsächlich lebt. Seine Kenntnisse über die unterschiedlichen Kulturen und die jeweiligen Geschichten fließen in diesen spannenden Krimi ein. Jedoch ist es kein typischer Thriller, sondern durch die Handlung ein umfangreicheres Werk. Doch schreibt Schmidt anders, als er es als Thome machen würde. Seine Herangehensweise an das Krimi-Genre ist somit etwas einfacher und experimenteller. Thome reiht sich nun als Schmidt ein in die Werke von Andreas Pflüger, Oliver Bottini und Horst Eckert.

Ein Kriminalroman über Regionen und Ereignisse, über die wir bisher wenig erlesen konnten. Der historische Kontext der Ferne verbindet sich mit unserer Geschichte, besonders die der DDR. Wie in Thome und nun auch in Schmidts Romanen wird die Handlung und das Erzählte durch die nahbaren Figuren sehr erlebbar und lädt, wie immer, zum Weiterdenken an.  

Der Prolog spielt im Jahr 1994 in Mosambik. Hier wird für das Kommende verdeutlicht, dass sich agierende Figuren bereits seit längerer Zeit kennen, denn die eigentliche Handlung spielt dann 2021. Im Prolog wird auf die Vertragsarbeiter aus Mosambik, die in der DDR arbeiteten, hingewiesen. Diese Menschen wurden Madgermanes genannt. Dies als Wortspiel aus „Made in Germany“ und „die verrückten Deutschen“. Der Lohn wurde den Arbeitern oft genommen und für die Tilgung der mosambikanischen Staatschulden zweckentfremdet und nach dem Mauerfall wurden sie ausgewiesen.

Der eigentliche Handlungsverlauf beginnt 2021 in Shanghai. Ein Mord überschattet den Kongress zur Vergabe der Olympischen Sommerspiele. Der mosambikanische IOC-Funktionär Charles Murandi wird in seinem Hotelzimmer ermordet aufgefunden. Der Mensch, der das Opfer als letzter lebend gesehen zu haben scheint, ist der Journalist Thomas Gärtner. Die Überwachungskamera zeigt ihn, wie er das Zimmer betritt und wieder mit Dokumenten in der Hand verlässt. Gärtner wird als wichtiger Zeuge, wenn nicht sogar als Täter, von der Polizei festgehalten. Während des Verhörs kann sich Gärtner an nichts erinnern. Die Spiele beginnen, als die Bundeskanzlerin anreist und die Journalisten eine große Story wittern. Eine Konsularbeamtin, Lena Hechfellner, wird in den Fall involviert. Sie weiß von der Bekanntschaft von Gärtner und Murandi. Auch weiß sie anscheinend noch mehr über jene Geheimnisse und die Dokumente. Ein heikles Spiel beginnt, das wohl tief in der Vergangenheit seine Wurzeln zu haben scheint.

Der Roman eröffnet ein spannendes Spiel aus Rache und Weltgeschichte auf einem Spielfeld, das für Machtspiele angelegt wurde.

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Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Stephan Schmidt: „Die Spiele“

  1. Ich kommentierte gerade auf einen anderen Blog, dass das schwierige am Bloggen sei, dass man nach dem Lesen mancher Rezensionen das Buch sofort haben möchte.
    Und ich werde nicht umhin kommen dieses zu bestellen
    Mit 16 Jahren machte ich eine Ausbildung in Guben, damals DDR. Eine grosse Textilfabrik, die es heute nicht mehr gibt.
    Es gab dort viele Vertragsagsarbeitee aus Cuba, Vietnam, Mosambique. Sie lebten dort sehr isoliert in ihren Heimen. Und Rassismus gab es damals schon gravierend, durfte aber nicht thematisiert werden.

    Deine Rezension hat mich neugierig gemacht. Bin eigentlich nicht so der Krimifan, aber Andreas Pflüger zum Beispiel habe ich sehr gern gelesen. Gerade wegen des geschichtlichen Hintergrundes.

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