Stefan Györke: „Tizianas Rosen“

Ist dies ein Krimi, wie es auf dem Buch steht? Erneut hat Stefan Györke einen Roman geschrieben, der sich auf mehreren Ebenen lesen lässt. Es könnte ein Krimi-, aber auch ein Liebesroman sein, doch entpuppt sich das Werk als etwas mehr. Mit enormer Leichtfertigkeit wird hier eine Handlung aufgebaut, wo am Anfang suggeriert wird, der Fall sei bereits gelöst. Doch dann werden kunstvoll die Entwicklung der Handlung und die manipulative Zweisamkeit aufgebaut, die die Möglichkeiten durcheinanderwirft und stets die Spannung aufrechterhält.

Stefan Györke ist nach seinem Medizinstudium als Notfallmediziner tätig und weitet seine Lebensleidenschaft auf die Literatur aus. Seine Werke begeistern durch seine Sprache, durch die Vielschichtigkeit der Handlung und die lebendigen Figuren. „Tizianas Rosen“ ist gekonnt durchkomponiert wie eines seiner vorherigen Werke „Die Liebe der Skelette“, das hier im Leseschatz bereits sehr positiv aufgefallen war.

Die Lösung des Kriminalfalls am Anfang des Romans, wo Tiziana durch ihr Geständnis von der Verdächtigen zur Täterin wird, wirft Fragen auf. Nicht nur bei der ermittelnden Polizei. Eine Woche vor dem Verhör hatte sie noch vom Toten einen Strauß Rosen erhalten mit einer Karte, wo er sich als Narr bezeichnete. In Gedanken meinte aber sie, die Närrin gewesen zu sein.

Tiziana hat sich von ihren Eltern aus Sizilien gelöst und beginnt ihr eigenes Leben in der Schweiz zu leben. Sie findet einen Job in einem Ingenieur-Büro, wo sie alles für die unorganisierten Entwickler regelt. Doch nach einem Höhenflug der Firma geht diese pleite, aber die Tätigkeit von Tiziana blieb nicht ungesehen. Eine angesehene Anwaltskanzlei bittet sie zum Vorstellungsgespräch. Die Inhaber und Partner wirken freundlich und die Räumlichkeiten elegant. Die Einarbeitung findet durch die Chefsekretärin statt und schnell hat sich Tiziana eingelebt. Sie wird für den befähigten und baldigen Partner der Kanzlei Ulrich Vanderhoff tätig sein. Als sie ihn zum ersten Mal sieht, ist es Liebe auf dem ersten Blick. Er beginnt ebenfalls sie zu umwerben. Doch die Tätigkeit im Büro steht stets an erster Stelle und das Arbeitspensum ist enorm hoch. Ein emotionales Wechselspiel beginnt beruflich und privat. Die private Bindung bröselt, aber beruflich macht sie alles, was er ihr aufträgt. Auch schreibt sie die Grußkarten an seine Liebhaberinnen. In dieser Phase nähert sie sich auch ihren Eltern wieder an. Die sizilianische Vergangenheit streift immer ihr Leben. Durch die Eltern und durch Ulrich Vanderhoff, der einst als Schwertschlucker auf der italienischen Insel umherzog.

Ulrich Vanderhoff ist das Opfer, er wurde ermordet aufgefunden, mit einem Strauß Rosen, der ihm im Hals steckt. Ein Ritualmord aus dem Mafiamilieu oder eine Beziehungstat? Der Verdacht führt auch zu Tiziana, die die Tat gesteht. Doch glauben will es ihr keiner.

Ein verstrickter Kriminalroman, der sich literarisch und humorvoll durch seine Handlung windet. Als Krimi legt er stets neue Verdachtsmomente aus. Durch die Charakterisierungen gelingt ein sensibles Herantasten an die Ereignisse. Der Roman wurde mit Hingabe und Witz geschrieben und macht Spaß zu lesen.

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