Ein Roman, der sich auf mehreren Ebenen lesen lässt. Es könnte ein Liebesroman sein, entpuppt sich dann aber doch als viel mehr. Kunstvoll werden die Gesellschaft und besonders die Entwicklung der Zweisamkeit der Protagonisten dargestellt. Es geht um das Lebendige und den kreativen Prozess, der in der Kunst, der Natur, der Liebe und innerhalb der Gesellschaft etwas zu erschaffen vermag. Etwas wieder mit Leben beleben, d.h. Leben einhauchen.
Der Roman erzählt die Geschichte von Lily und Johnny. Beide sind ein Paar und kennen sich bereits seit ihrer Jugend. Doch beginnt der Roman mit einer freizügigen Kletterei an einem Kran. Wie weit das waghalsige Erleben am Kranseil Lilys Leben oder Gesundheit schadet, wird erst gegen Ende des Werkes offenbart. Zwischenzeitlich wird mit einer sehr großen Sprachqualität die Geschichte dieses normalen, aber auch sehr ungewöhnlichen Paares beschrieben. In der Gegenwart der Handlung ist Lily Ärztin, die mit ihrer Karriere hadert. Johnny ist ein unbefriedigter Künstler, der nun als Tierpräparator tätig ist. Das Paar ist von Zweifeln getrieben und ihre Beziehung droht in die Brüche zu gehen.
Zurückblickend wird ihre Kennenlernphase beschrieben. Beide heißen eigentlich auch ganz anders, werden aber auf einer Abschiedsparty spontan vom Gastgeber zu Lily und Johnny umgetauft. Es ist eine typische Schülerparty, die organisiert wurde, weil einer der Freunde seine schulische Laufbahn abbricht, um bei dem jungfräulichen Unternehmen Google erfolgreich einzusteigen. Johnny, der bei seinen Großeltern aufwächst, entdeckt seine kreative Ader. Besonders das Zeichnen von Tieren und deren Bewegungsabläufen wecken sein Interesse. Sein künstlerisches Talent wird gefunden und entdeckt, als er aus Brot diverse Porträts modelliert und später auch aus Ton einen lebensgroßen Sumō-Kämpfer formt und brennt. Lily ist eine mutige und wissbegierige Schülerin, die in ihrer Freizeit bereits schon in einer Praxis aushilft und das medizinische Wissen inhaliert. Die beiden lernen sich kennen, d.h. Johnny radelt ungeschickt in ihr Leben. Beim gemeinsamen Lernen in ihrem Lieblingscafé kommen sie sich immer näher.
Seit mehr als zwölf Jahre sind sie nun Lily und Johnny. Aber ihre Beziehung scheint an einem toten Punkt angelangt zu sein. Besonders wurmt Johnny die Frage, ob Lily damals mit Ignaz Zunder geschlafen hat? Was ist in der Nacht jener Party passiert? Beide sind älter und irgendwie gesellschaftlich gesetzter geworden. Die jugendliche, kreative Energie ist beiden etwas verloren gegangen. Als Lily meint, einen Hirntumor zu haben, finden sie wieder einen Weg zueinander. Eine neue, lustvolle und freie Energie erwächst in ihnen. Johnny findet zurück zu seiner schaffenden Kreation und lässt im wahrsten Sinne Altes, Totgeglaubtes neu aufleben.
Ein Roman, der durch seine Sprache, die Komposition und die lebendigen Figuren begeistert. Die Lebensgefühle der Protagonisten und ihre Handlungen erwecken beim Lesen ziemliche kraftvolle Bilder. Ein Liebesroman, eine Großstadtromanze, die sehr sensibel und mit unglaublich viel Witz geschrieben ist. Würde man literarische Vergleiche suchen, könnte man getrost durch den Humor, die Charakterisierungen und die Erotik auf John Irving verweisen. Ein ungewöhnlich, witziger und tiefgründiger Roman.
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