
Der neue Roman von James Lee Burke ist eine Überraschung. Zum einen, weil es überhaupt noch einen weiteren Dave-Robicheaux-Krimi gibt und zum anderen, weil der nun bereits vierundzwanzigste Band aus einer anderen Perspektive erzählt wird. Der Titel deutet es an und die Erzählstimme, die sich auch zuweilen an seine Zuhörer wendet, stellt sich selbst vor: „Gestatten, Clete Purcel. Ex-Cop aus New Orleans, Privatermittler und bester Freund von Dave Robicheaux.“ Er ist Burke-Lesern nicht fremd. Er hilft seit Ewigkeiten Dave dabei, schwere Fälle zu lösen. Jetzt nimmt er die Zügel in die Hand und die eigentliche Nebenfigur wird die Hauptrolle, die jenen Star der Buchserie in diesem Roman als aktiven Komparsen einsetzt.
James Lee Burke versteht es, mit wenigen Dialogen, Sätzen und Bildern pures Kopfkino zu erzeugen. Die Reise in die sumpfige Landschaft Louisianas ist stets auch der Blick in den Sumpf des menschlichen Innenlebens. James Lee Burke beweist mit seinen Noir-Romanen, d.h. Südstaatenkrimis, dass er ein ziemlich guter Beobachter der amerikanischen Verhältnisse ist.
Die Handlung spielt in den späten Neunzigern und Clete teilt sein Leben in New Orleans und New Iberia auf. Die Landschaft ist erneut wichtig für das ganze Szenario und neben den paradiesischen Vorstellungen der Bayou- und Mississippi-Gegend gibt es auch die überhitzte, schwüle Sumpflandschaft. Clete und Dave kennen sich aus Shitsville und haben zur selben Zeit beim NOPD angefangen. Beide haben seitdem unterschiedliche Erlebnisse und Schicksale erlitten und kämpfen gegen das Unrecht. Sie haben eine individuelle Vorstellung von Recht und Ungerechtigkeit. Ihre Weltsicht und ihr Vokabular sind wie ihre Handlungen sehr derb. Clete fährt einen Caddy Cabrio, den er gerade ausbessern ließ und zu einer Autowaschanlage gebracht hatte. Der Inhaber bewegt sich in einem dubiosen Umfeld und als Clete seine Wagen abholt, beginnt die Geschichte. Er benötigt sein Auto weil er für einen Kautionsagenten eine Tänzerin ausfindig machen soll. Zwei Tage nachdem er den Eldorado Caddy abgeholt hatte, zerlegen Männer diesen vor seiner Detektei. Sie suchen etwas und als Clete eingreift, wird er niedergeschlagen. Er konnte noch den Haupttäter erkennen und beginnt diesen zu suchen. Die Betreiber der Werkstatt haben anscheinend den Wagen für illegale Transporte von Drogen oder ähnlichem verliehen und der eingelagerte Stoff scheint verschwunden zu sein. Ferner wird Clete von einer wohlhabenden Frau gebeten, gegen deren Ex-Ehemann zu ermitteln. Clete hadert, nimmt den Fall dennoch an. Somit haben Clete und Dave allerhand zu tun und je tiefer sie sich in die Fälle vertiefen, desto düsterer wird es und es kommt zu einigen Morden oder tragisch wirkenden Unfällen. Clete ist mit seinem Freund bemüht, weitere Katastrophen zu verhindern.
Da dieser Roman innerhalb der Robicheaux-Reihe von Clete erzählt wird, ist es eine andere Perspektive auf das Umfeld der Serie und kann als perfekter Einstieg gesehen werden, denn nebenbei werden alle bekannten Schauplätze und typischen Charaktere plastisch dargestellt. Besonders Dave erhält aus der Distanz eine weitere Facette und alle seine wichtigen Merkmale werden beschrieben.
Ein toller und düsterer Krimi, der von Heißspornen erzählt, die während sie meist schon handeln das Denken benutzen. Die Dialoge sind, wie die Szenen, authentisch und grob. Die Robicheaux-Reihe lebt durch ihre Figurenzeichnungen und die bildreichen Settings. Die Übermacht der Natur steht der Gewaltbereitschaft der Menschen stets gleichberechtigt gegenüber. Diese Romane machen süchtig und lassen uns abtauchen und den Alltag vergessen. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Jürgen Bürger.
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