Stefan Kruecken: „Sturmwarnung“

Das aufregende Leben des Kapitäns Jürgen Schwandt

Stefan Kruecken Sturmwarnung AnkerherzDie See: ein Spiegel des Himmels und der Wolken. Mal blau, grün und immer wieder anders. Die Gewässer sind mal ruhig, anschmeichelnd oder aufbrausend und stürmisch. Das Meer kann ganz still sein, dann aber auch brüllen und Meter hohe Wellen gegen Land oder Schiff werfen. Die See ist gleich dem Wind: ein Freund oder auch ein Feind. Der Blick auf das Meer beruhigt und weckt Sehnsüchte nach Ferne oder Abenteuer. Man fühlt sich der Natur ganz nah und wird sich seiner geringen, menschlichen Größe bewusst. Denn dem Meer ist der Mensch, der es befährt, letztendlich egal. Alle sind auf hoher See gleich und abhängig von der Gunst der See. Dieser in uns allen bewusste oder ruhende Respekt wird dem Seemann täglich abverlangt.

Jürgen Schwandt wurde 1936 in Hamburg geboren und fuhr jahrzehntelang zur See. Später war er für den Wasserzoll tätig und wurde nicht nur im Norden durch seine Kolumne in der „Hamburger Morgenpost“ bekannt. Zusammen mit Stefan Kruecken schaut er mit „Sturmwarnung“ auf sein aufregendes Leben zurück. In seiner Kindheit erlebte er Hunger und Kälte in den Trümmern Hamburgs. Im sogenannten Hungerwinter verdiente er sich etwas Geld als Laufbursche beim Rowohlt Verlag. Sein Vater, der verletzt aus dem Krieg zurückkam, wollte nichts unter seiner Würde arbeiten. Das Verhältnis zwischen Jürgen und seinem Vater ist nicht nur deswegen gespalten. Sein Vater war ein Nationalsozialist und hatte somit ein ganz anderes Weltbild als sein Sohn. Sein ganzes Leben lang wird Jürgen Schwandt rechtsextreme Strömungen scharf angehen.

In ihm wuchs bereits als junger Mensch eine Sehnsucht und Liebe zur See. Als Schüler lernt er den Umgang mit einem Kutter und er ist seitdem gern auf dem Wasser. 1952 soll sein Abenteuer losgehen, wobei er monatelang Geduld haben muß. Auf einer Holzbank im „Heuerstall“ warten die Seeleute auf einen Job. Als ein Schiffsjunge gesucht wird, macht er sich auf den Weg nach Kiel, um auf der Argonaut anzuheuern. Jetzt beginnt seine lange Laufbahn auf See. Fast alle Positionen auf einem Schiff lernt er kennen. Verschiedene Schiffe und Routen bringen ihn seinem späteren Lebensziel näher, denn es wird lange dauern, bis er als Kapitän in See sticht. Seine Abenteuer handeln vom Meer, den Schiffen, die diese bereisen und den diversen Landgängen. Er erzählt von Seeleuten, Glücksdrachen und Huren. Am Klischee, dass jeder Seemann tätowiert ist und in jedem Hafen eine andere Braut hat, war zu seiner Zeit als Matrose viel Wahres dran. Er hat in seinem Leben auf See nicht viel ausgelassen. Seine Liebe zum Meer bleibt ihm immer erhalten.

Sein Leben ist geprägt durch seine Reisen. Er erlebte und überlebte Orkane und erinnert sich auch an eine Art der Wiedergeburt. Seine Erlebnisse sind Momente zwischen Leben und Tod. Dadurch hat er gelernt das Leben zu feiern. Die See lehrte ihn Weltoffenheit und Toleranz. Er gehört zu den stillen Denkern. Er ist belesen und seine Biografie liest sich lebensklug. Er kann vielen ein Vorbild sein als Mensch, der seine Alkoholkrankheit bekämpft hat, als Stimme gegen rechtsextreme und fremdenfeindliche Strömungen oder als lebensbejahender Seebär. Er nutzt die neuen Medien als Kommunikationsplattform und steht den neuen Entwicklungen kritisch, aber stets offen und interessiert gegenüber.

Jürgen Schwandt erzählt mir einer burschikosen Herzlichkeit über sein Leben und zwischen seinen Anekdoten verbergen sich einige Weisheiten. Er zeigt, wie man trotz großer Krisen stets Mensch bleiben kann. Sein Bericht ist ehrlich, authentisch und stets voller Augenzwinkern. Das Buch lebt von der Kombination aus der beeindruckenden Geschichte, den Fotografien und Illustrationen.

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