In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Der erste Tod ist der reale, jener, wenn das Herz für immer stehen bleibt. Der zweite, wenn der Name des Verstorbenen zum letzten Mal erwähnt und an diesen gedacht wird. Damit das Schrecken, das Europa und die Welt befallen hat, niemals in Vergessenheit gerät, gibt es u.a. dieses Buch. Ein Künstler, Gunter Demning, hatte die Idee der in ganz Europa verlegten „Stolpersteine“, zur Erinnerung an Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus. Vor einem solchen Stein mit dem Namen „Hirsch Komissar“ steht die Familie des Autors. Komissar ist mit der Familie von Simon Stranger verbunden. Als die Kinder fragen, warum er ermordet wurde und warum so ein Hass überhaupt möglich war, d.h. immer noch ist, beginnt diese Familiengeschichte Gestalt anzunehmen. Damit die Namen noch lange in Erinnerungen bleiben und mit Ihnen die Geschichte, die sich niemals wiederholen darf.
Der Roman ist eine wahre Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg. Der eigentliche Titel lautet „Lexikon über Licht und Dunkel“ (Leksikon om lys og mørke) und die Kapitel gehen somit von A bis Z. Die Buchstaben stehen für Begriffe, die im Text Bezüge zur weiterführenden Handlung schaffen. Dieses eindrucksvolle Werk wurde aus dem Norwegischen übersetzt von Thorsten Alms und wurde u.a. mit dem norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.
Es ist die Geschichte von Hirsch Komissar, der 1942 vorgeladen, verhaftet und später ermordet wird. Es ist die Geschichte seiner Familie, von denen weitere Opfer des Nationalsozialismus werden. Einigen Familienangehörigen gelingt die Flucht nach Schweden. Es ist die Geschichte eines Hauses in Trondheim. Ein Haus, das von den Nazis beschlagnahmt wurde. Es wurde das „Bandenkloster“ genannt, denn es war das Hauptquartier des Gestapo-Agenten Henry Oliver Rinnan. Hier wurden hunderte von Gefangenen verhört, gefoltert und ermordet. Jahre nach dem Krieg zieht ein junges jüdisches Paar mit ihren Kindern in das Haus. Vorher war dort noch ein Kinderhort und so lebt die Hoffnung in der Familie, dass sich die Gemäuer langsam von den damaligen Schatten befreien konnten. Eines dieser Kinder ist Grete, die Jahre später die Schwiegermutter von Simon Stranger wird. Doch was macht so ein Ort mit einer Familie?
Lange hat Simon Stranger in den Archiven geforscht und die Geschichte rekonstruiert. Seiner Familiengeschichte stellt er die Täter gegenüber. Henry Oliver Rinnan, der bereits als Kind über wenig Empathie verfügte, lebte später seine mörderischen und sadistischen Züge gänzlich aus. Rinnan führte eine Gruppe namens Sonderabteilung Lola. Diese Gruppe wurde bekannt als „Rinnanbanden“ und hatte wohl fünfzig Mitglieder.
Stranger blickt zurück und berichtet über Licht und Schatten. Menschen, die bei der Flucht halfen und Menschen, die zu Tätern und Mördern wurden. Es ist zum Beispiel die Geschichte jener Fluchthelfer, die Hoffnung wecken, dass es Menschen immer geben wird, die sich dem Hass entgegenstellen.
Ein mehr als lesenswerter Roman, der die Geschichte erlebbar macht. Der Schrecken und die Gewalt werden nicht ausgespart. Daher ist das Werk erschreckend, beängstigend und großartig zugleich. Es bleibt zu hoffen, dass es solche Bücher sind, die verhindern, dass sich die Geschichte jemals wiederholen wird.
Zum Buch in unserem Onlineshop
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und fand vor allem die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart wunderbar beschrieben. Viele Grüße
Hallo Constanze,
danke für Deine nette Rückmeldung!
Viele liebe Grüße, Hauke
Moin Hauke!
Herzlichen Dank für den Tipp!
Gruß
Andreas
Moin Andreas, immer wieder sehr gerne!
Herzliche Grüße, Hauke
Danke dem Autor für dieses äusserst traurigen Buches.Dies jedoch so viele Perspektiven beläuchtet. Vor allem auch zu welchen Bestien wir werden können. Eine überaus sensibel aufgearbeitete Familiengeschichte, die mich unendlich traurig berührt.
Viele Menschen sollen dieses Buch lesen!
Romi