Archiv der Kategorie: Erlesenes

Alessandro Baricco: „Abel“

Alessandro Baricco gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Italiens. Lange war es um ihn herum still geworden, doch nun hat er ein Wunderwerk verfasst und verpasst einem althergebrachten Genre einen frischen Anstrich, erfindet dieses fast neu und gibt ihm das Literarische zurück. Es ist ein Western, aber was für einer. Einer, der mit einer Kunstfertigkeit geschrieben wurde, die eine enorme Vielschichtigkeit beinhaltet und philosophisch die Grundfragen des Lebens beleuchtet. Helden, die belesen sind und gleichzeitig es verstehen, mit den Waffen zu sprechen und dabei Philosophen zu zitieren. Das gab es bisher kaum oder selten. Dieser kurze Roman ist episch und dennoch episodenhaft. Er verzaubert und ist bildgewaltig und man möchte diesen eigentlich mit dem Soundtrack von Ennio Morricone lesen. Denn es ist ein italienischer Western der Extraklasse. Der Stoff ist aber wohl schwerlich zu verfilmen. Dennoch hat man beim Inhalieren sofort alte Filmhelden im Kopf, die nun plötzlich alle Facetten des Lebens durchlaufen.

Abel Crow ist eine Legende. Er ist der Sheriff einer Kleinstadt und ist siebenundzwanzig Jahre alt. Seine Mutter wurde wegen einer Angelegenheit mit Pferden erhängt. Seine Erinnerungen an die Kindheit sind auch mit einer enormen Kälte verbunden, und das körperliche Erwachen war fast zu eng an die Mutter gebunden. Er leidet unter schlaflosen Nächten und hat seine Geheimnisse, von denen wohl nur seine große Liebe, die geheimnisvolle Hallelujah Wood, weiß. Schüsse werden in seinem Leben nicht nur für die Jagd oder zum Töten angewendet, sondern auch um Aufmerksamkeit zu erlangen. Er wurde zu einer Legende, als es zu einem Banküberfall in seinem kleinen Städtchen kam. Die Täter traten aus der Bank im diffusen Licht und schleiften Geiseln mit sich. Abel und seine Stellvertreter stellten sich diesen in den Weg. Abel erkennt sofort, dass eine der Geiseln, der Bankdirektor, wohl beteiligt am Überfall ist und seine Geiselnahme nur mimt. Die Räuber treten arrogant auf und haben nicht alle eine benötigte Schläue und Abel kann mit zwei Pistolen gleichzeitig zwei verschiedene Ziele treffen und das Schauspiel beenden.

So beginnt die Geschichte des Helden Abel, der zur Legende wurde und seine Liebe sucht. Hallelujah Wood liebt ihn auch, bleibt aber unerklärlich und geht immer wieder fort. Seine Geheimnisse und Vergangenheit fordern ihn heraus und er muss sich diesen und weiteren Abenteuern stellen.

Alessandro Baricco gibt dem Western ein ganz neues Gewand und stellt innerhalb der sprunghaften und szenischen Handlung existentielle Fragen. Alles ist spannend, schön und klug aufeinander abgestimmt. Alessandro Baricco wurde 1958 in Turin geboren. Er studierte Philosophie und Musikwissenschaften. Er hat Romane und zahlreiche Essays, Erzählungen sowie Dramen verfasst. Sein bekanntestes Werk ist „Seide“. Mit „Abel“ meldet er sich nun ungewöhnlich und doch mit einem passenden Knall zurück. Das Werk übt eine Faszination aus und durch die kurzen Kapitel werden wir in einen Strudel gerissen, der den üblichen Western belebt, verändert und vertieft. Der italienische Western war somit nie weg oder vergessen und ist, zum Glück, immer noch gegenwärtig. Übersetzt von Annette Kopetzki.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Anna Sanner: „Wie man in Japan Go-go-Girl wird“

Anna Sanner sammelt Erfahrungen. Diese erhält sie durch Begegnungen mit Menschen. Je fremder die Menschen sind, desto ungewöhnlicher sind dadurch auch ihre Erlebnisse und Anna Sanner reizt das Verlangen, diese kennenzulernen stets aufs Neue. Sie studierte Japanologie in Schottland sowie Japanisch-Dolmetschen in England. Ihre Tätigkeiten umfassen den Lehrberuf, den der Übersetzerin, Dolmetscherin und sie war Show-Ninja und Go-go-Girl. Ihr erstes Buch, ihr Memoir ist „Wie man in Japan Ninja wird“. Nun blickt sie erneut zurück, auf die Zeit nach der Ninja-Ausbildung. Sie beschreibt Ihre Zeit in Japan, als sie als Tänzerin im Rotlichtmilieu eintauchte. Es ist ein dezentes Rotlicht mit viel Respekt und weniger Nacktheit. Sie lebte länger in Japan und stolpert, wie auch im ersten Buch, erneut über eine Anzeige. In dieser wird eine Go-go-Tänzerin gesucht. Vor Jahren war sie mal in einer Erotik-Bar, als sie auf den Zug wartete und neben dem finanziellen Aspekt reizt sie wieder eine gänzlich fremde Welt und ihre Menschen. Ihre Motivation sind die Hintergründe, die Geschichten und das Erkennen der eigenen Grenzen.

Ihr neues Buch ist wieder ein Erfahrungsbericht eines ungewöhnlichen Weges. Durch den flüssigen Sprachstil, die einfühlsame Beschreibung der Begegnungen und Erlebnisse erfahren wir sehr viel aus einer uns unbekannten Welt. Das Buch öffnet neue Horizonte und erzeugt eine beständige Neugier. Mit einer sehr offenherzigen Weise schreibt Anna Sanner über Grenzerfahrungen, über Milieus und Kulturen. Durch ihr Wissen und ihre Neugier erfahren wir sehr viel über japanische Kultur. Anna Sanner ist sprachbegeistert und neugierig auf die Welt und gibt dieses nun an uns weiter.

Es ist eine erotische Unterhaltungsbranche, die ihr begegnet. Durch ihre Kampfkunstausbildung und die Liebe zur Bühnenkunst hat Anna mit ihrem Partner schon immer ein Faible für Kleinkunst und Selbstdarstellung. Sie testet sich aus und nimmt die Einstellung als Go-go-Girl an. Dabei bedient sie die Gäste und tanzt in bestimmten Showabfolgen. Der Tanz bleibt immer ein bekleideter, auch wenn Hüllen fallen, bekommen die Gäste niemals alles zu sehen oder geboten. Der Gast darf Geld schenken und sich dem Bühnenrand nähern. Dies ist in den Showteil stets auf besondere Weise eingebunden. Durch diese Entblößung, die aber niemals eine unangenehme Nacktheit darstellt, legt Anna ihre Geschichte bloß. Sie schreibt über ihre Monate als Go-go-Girl, die sie neben ihrer Lehrtätigkeit ausübt. Alles beschreibt sie voller Details, die auch in uns einen Wissensdurst verstärken. Sie tanzt und arbeitet einige Tage in der Woche in der Bar, überbrückt ihre Wartezeiten auf den ersten Zug in einer Jazzbar, in japanischen Bädern oder mit den anderen Tänzerinnen. Durch das Erlernen der Tanzkunst an der Stange und ihrer Sprachfähigkeit, taucht sie immer tiefer in die Geschichten, Lebenswandlungen und Hoffnungen der anderen Frauen und Menschen ein. Auch Anna tritt mit diesem Erfahrungsbericht immer klarerer hervor. Sie wird von Buch zu Buch und von Kapitel zu Kapitel sympathischer und zeigt uns ihre Welt, die fern des typischen Tourismus ist.

Anna hat ihre Komfortzone verlassen und führte ein Doppelleben. Eines am Tage und das andere in der Nacht. Sie traut sich den Sprung in das geheimnisvolle Nachtleben und nimmt uns mit und erzählt ein Abenteuer voller Selbstbestimmung. Anna Sanner versteht es, mit viel Hingabe, Humor und Talent zu schreiben. Ein ungewöhnliches Buch, das uns viel zu zeigen hat.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Gyrðir Elíasson: „Die Sprache der Möwen“

Lyrik kann zuweilen wie ein Spaziergang in der Natur sein. Es ist alles da und die Gedanken verändern sich. Der Umraum nimmt Einfluss auf den Innenraum und aus dem Blick von innen nach außen fließt auch etwas zurück. Wir Küstenkinder kennen und lieben ihn, den beständigen Klang der Möwensprache, ein Ruf, der nach Freiheit klingt. Die Gedichte von Gyrðir Elíasson schauen auf das Umfeld des textenden Ichs und auf die Welt. Die Sprache der Möwen taucht unverstanden auf und der Betrachtende blickt stets in die Natur, die in ihren Erscheinungsformen Verständnis zu haben scheint. Wirken die Sterne nicht zuweilen wie gelbe Tennisbälle und wir warten darauf, dass ein Schläger in Erscheinung tritt. Dies alles verknetet sich am Ende der Sammlung im Trollteig. Somit wird auch die nordische Sicht einbezogen.

Mit den Gedichten wandern wir nach dem Frühling, ersteigen Hügel im Wind, hinterlegen ein Gästebuch in der Nacht und treffen den Freund der Gräser im Haus unten im Tal. Es sind Texte, die überall die Schönheit zelebrieren, eine Schönheit der Welt und Natur, die seit Anbeginn vergänglich ist. Das, was diese Lyrik vereint, ist die Zugänglichkeit durch die erzählerischen Inhalte, die mit einem zarten Klang Anregungen zum Nachsinnen und Reflektieren anbieten. Es sind Betrachtungen und Gedankengänge, die philosophische Fragen aufwerfen. Der Platz im Leben, der eigene, der gesellschaftliche und der des Menschen innerhalb des Umraums.

Diese zweisprachige Ausgabe ist eine Auswahl an Gedichten von Gyrðir Elíasson, die sein ganzes Können wunderbar einfangen. Aus dem Isländischen wurden die Texte von Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer übersetzt. Lyrik und Literatur zu übersetzen verlangt eine ganz eigene Fähigkeit, denn Literatur ist Kunst und jedes Wort ist meist durchdacht und dann nicht nur Vokabular, sondern ein Transporteur, der mit Sinn und Klang passend eingesetzt wurde. Rhythmus und Gerüst müssen sich der Vorlage anpassen. Durch die Gegenüberstellung der originalen Gedichte und der Übersetzungen innerhalb dieses Werkes, können wir versuchen, diese kunstvolle Arbeit zu begreifen.

Es ist sinnvoll, diese Ausgabe, diese Auswahl an Gedichten chronologisch zu lesen. Zumindest beim ersten Erfassen, danach kann immer wieder der Spaziergang durch die Texte von anderer Stelle begonnen werden. Auch wenn wir meinen, alles gesehen zu haben, findet sich immer wieder neues Interessantes. Die Einbildung, etwas verinnerlicht zu haben, kann zum Beispiel auch wie jener Fisch sein, der im dunklen Fischgrund dieser Sammlung zu sein scheint. Das Schöne und Humorvolle findet sich immer, auch in nackten Geröllfeldern, im abgestorbenen Gras und an verregneten Tagen. Diese Gedichte sind Sprachfotografien, die sich, nachdem sie gelesen wurden, anfangen in unseren Köpfen zu entwickeln.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Michèle Yves Pauty: „Familienkörper“

Familienkörper ist eine Einheit und klingt nach zusammengefügter Harmonie und Zuflucht. Doch kann sich hinter der Begrifflichkeit auch Frankensteins Wesen verbergen, das einst in der Literatur eine menschliche und medizinische Monstrosität ins Leben rief. Darum geht es im Roman, um die familiären Verbindungen. Die Beziehungen sind durch Zeitlinien und durch das Erbe ineinander und miteinander verwoben. Im Negativen und im Positiven haben wir darauf wenig Einfluss und jene Bindungen prägen uns unbemerkt. Das nicht nur im sozialen Umfeld, sondern auch unsere körperlichen Merkmale und unsere Wesenszüge.

Michèle Yves Pauty hat einen außergewöhnlichen Familienroman geschrieben, der sehr mitfühlend und toll geschrieben ist. Es verwebt sich Autofiktionales mit fiktiver Kunst. In diesem Text wird mit Farben, Schatten und mit ganz viel Klang gespielt. Die Sinneseindrücke werden bei der Lektüre angeregt und stets mit tatsächlichen Begebenheiten aus den Zeiten verwoben. Michèle Yves Pauty fixiert Eindrücke und Momente. Dies macht sie als Fotografin und kann dieses Talent, Momente einzufangen und in erfahrbare Medien zu verwandeln, auch in ihrem Debütroman anwenden. Sie hat Fotografie und Deutsche Philologie in Wien studiert, sowie Literarisches Schreiben in Hildesheim und am Deutschen Literaturinstitut. Ferner hat sie auch Theater gespielt und war vor einigen Jahren sogar in Kiel engagiert.

In ihrem Roman setzt sich szenenhaft die Familie zusammen, der Familienkörper wächst mit der Lektüre. Es ist die Geschichte der Autorin, aber geht sie weiter und erzeugt durch die Fragmente, die immer den Bezug zueinander herstellen, eine Nähe zu den Protagonistinnen. Die Handlung streckt sich zeitlich über drei Frauengenerationen. Die Hauptstimme, das Erzählende-Ich, wächst mit ihrer Schwester in den 80er Jahren auf. Ihr Lebensumfeld ist geprägt durch die nahegelegenen Berge. Die Familie lebt vorerst im ehemaligen olympischen Dorf. Die Erzählerin ist das jüngste Familienmitglied und bekommt alles mit, ohne anfänglich alles zu verstehen, was sie erlebt. Denn die Familienverhältnisse sind nicht einfach. Sie wächst gesund auf, ist aber von Krankheit umgeben. Gesundheit erhoffen wir und doch trifft Krankheit alle in unerklärlichem und unterschiedlichem Ausmaß. Während das Kind spielt, passiert es. Die Mutter leidet unter Schmerzen, die sie ohnmächtig werden lassen. Das Kind, weiß was zu tun ist. Die Sanitäter kommen und später sind es die Ärzte, die die Beschwerden herunterspielen. In der medizinischen Behandlung werden weibliche Beschwerden anders behandelt als männliche. Die Frauenbeschwerden werden immer noch nicht gänzlich ernst genug genommen und weiterhin als psychisch verursacht deklariert. Dies seit Generationen. Somit handelt der Roman auch vom sogenannten Medical Gaslighting.

Dieser Familienroman baut Geschichten auf, um auf Geschichten aufmerksam zu machen, die individuell sind und doch das gesellschaftliche Ganze einfangen. Die Handlung spielt hauptsächlich in den 1980er Jahren und Gleichberechtigung ist meist nur ein Gedanke. Der Roman baut neben der Familiengeschichte auch Tatsachenberichte ein, die Einfluss auf die Zeit, den Menschen und die folgenden Generationen nahmen.

Alles ist kunstvoll geschrieben, formuliert und Poesie trifft auf individuelle Eindrücke und Emotionen. Es sind Momentaufnahmen, die wie in der Fotokunst etwas belichten, das in uns reagiert. Ein Wechselspiel zwischen Familie und Gesellschaft, denn die Familie bildet eine kleine Einheit, die in sich alles ausmacht, was wir sind. Erkrankt ein Element, hat dies Auswirkung auf das Ganze und der ganze Menschenkörper ist betroffen. Ein Roman der Verbindungen herstellt, die unbewusst oder bewusst unser gesamtes Gefüge literarisch verbinden.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Benoit d`Halluin: „Ein Schrei im Ozean“

Nach seinem Debütroman „Nacht ohne Morgen“ hat Benoit d`Halluin mit „Ein Schrei im Ozean“ einen weiteren, raffinierten, spannenden und tiefgründigen Roman geschrieben. Aus drei Perspektiven baut sich ein Gesamtwerk über Liebe, Lebensentscheidungen und den skrupellosen Methoden auf hoher See auf. Die Handlung basiert auf Dokumenten, die der Autor sammeln konnte. Es sind Zeugenaussagen und Berichte. Benoit d`Halluin wollte über das Leid der Ozeane schreiben. Über jene Dramen, die sich unterhalb des Meeresspiegels und auf der Oberfläche der See abspielen. Der Schrecken der modernen Sklaverei steht dabei im Mittelpunkt, aber auch die Wege der Liebe, die sich voneinander abhängig machen können oder in der gewährten Freiheit ihre Bindung finden.

Die Stimmen sind Arun, Oliver und Sophie. Arun und Oliver sind ein Paar und Sophie ist die Schwester von Oliver, die seit Jahren wegen Streitigkeiten keinen Kontakt mehr zu ihrem Bruder hat. Arun ist Kambodschaner und lebt seit Jahren bei Oliver in Paris. Oliver ist besessen von Karriere und verlangt sich und seinem Umfeld viel ab. Dabei ist es eine Fassade, die er damals bereits als Kind gelernt hatte aufzubauen. Er möchte gefallen und es besonders seiner Mutter beweisen. Ihre Eltern trennten sich damals und teilten die Geschwister untereinander auf. Es ist Sophie, die in Rückblicken die ganze Geschichte aus ihrer Perspektive ergänzt. Schon zu Kindeszeiten gab es ein großes Drama, das die Kinder zeichnete. Arun, der in das luxuriöse Leben durch Oliver eintaucht, gewöhnt sich an dessen Launen und ordnet sich unter. Doch ist er glücklich? Auf einer gemeinsamen Reise nach Pattaya, an die Golfküste Thailands kommt es zu einem Streit zwischen Oliver und Arun. Oliver nimmt sich stets seine Freiheiten und ist in er Beziehung nie treu. Arun besuchte im Urlaub seine Eltern, die nicht weit weg leben und danach eskaliert die Stimmung. Arun beendet die Beziehung, da er nicht glücklich ist. Er bricht den Kontakt ab, verschwindet und nach der letzten Textnachricht blockiert er Oliver auf seinem Handy. Arun wankt traurig und im Gefühlschaos in eine gut besuchte Bar im Fischerhafen. Dort meint er einen Exfreund zu sehen, doch ist es ein Fremder, der ihn auch gleich zu einem Drink einlädt. Daraufhin verschwimmt alles, die Gespräche, die Wahrnehmung und das Bewusstsein. Arun wacht später auf, ihm wird Wasser gereicht und er dämmert wieder weg. Als er dann erwacht ist er in einer Kabine auf einem Fischerboot. Seine Kleidung, sein Handy und sein Ausweis sind weg.

Oliver versucht noch während des Urlaubs Arun zu finden und besucht dessen Exfreund. Dieser bestärkt nur die Sicht auf das Ungleichgewicht der Beziehung und sagt, er wüsste, das Arun schön länger an eine Trennung dachte. Oliver kehrt zurück nach Paris und verliert durch den Verlust und den Schmerz den Halt in seinem Leben. Tagebücher von Arun bestärken ihn, an Arun festzuhalten und ihn weiter zu suchen, denn hat Arun wirklich verschwinden wollen?  

In diesem Roman ist das Meer immer gegenwärtig. Die modernen Machenschaften auf See kommen zum Tragen und auch die Konflikte zwischen den Thunfischfängern der Île d’Yeu und den spanischen Fischern. Ebenso jene Praktiken der Sklaverei und des Menschenraubes auf hoher See.

Ein aufwühlendes Werk, das wie die beschriebene Meereslandschaft alle Verfärbungen und Erscheinungsformen annimmt. Der Roman baut sich schichtweise und durch kurze Kapitel auf, die aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählen und durch Sophie auch weiter in die Vergangenheit gehen. Das Buch ist unglaublich spannend, klug komponiert und spricht viele ungewöhnliche und bisher unausgesprochene Themen an. Aus dem Französischen wurde der Roman von Paul Sourzac übersetzt. Das gesamte Buch ist ein Kunstwerk durch die für den Verlag typische und aufwendige Gestaltung, Haptik und Bindung.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Martin Mader: „Am Anfang wieder die Nacht“

Ein politischer Spannungsroman über eine ereignisreiche Silvesternacht, der wie ein Bühnenstück in uns explodiert und nach dem gefallenen Vorhang uns in seiner Sprache und den Bildern gefangen hält.

Martin Mader spielt mit Sprache und hat einen klugen, mutigen und verkanteten Roman geschaffen, der ein Kunstwerk aus poetischem Realismus ist.

Mit Umschlägen voller Geld beginnt es und einem Club droht das Aus. Drei Freunde, drei Perspektiven erschaffen ein Mosaik. Ungezügelt breitet sich ein ganzes Bild aus den Klangfetzen zusammen. Ein Werk über Liebe, Leben und Politik. Immer wieder schweifen die Gedanken aus der Gegenwart zu dem zurückliegenden Ereignis in jener Nacht. Diese Silvesternacht 1999, die ihre Spuren hinterlassen hat und immer noch nachwirkt. Mit enormem Rhythmus baut sich die Handlung auf, die Szene für Szene immer komplexer wird. Anfänglich werden wir in Ereignisse hineingeworfen und das ganze Netzwerk setzt sich erst langsam zusammen. Was bleibt und was ist zu tun, wenn am Anfang wieder die dunkle Nacht alles zu verschlingen droht?  Es geht um politische Verwerfungen, um die Schuld aus der Vergangenheit, die jetzt immer mehr Raum einnimmt.

Dieser Roman verschachtelt unser Gehirn und fängt uns gänzlich auf. In den sprachgewaltigen Monologen wird alles politisch und doch wiederum ganz privat. Ein ungemein rhythmisches Werk voller Treppensätze. Das vorherige Auftreten wiederholt sich, um es zu erweitern oder zu erheben. Beim Auf- oder Abstieg wirbelt poetischer Staub die Geschichte auf. Sätze greifen ineinander, verschlingen sich zu einem nervösen Knoten, der aus unserer Gegenwart besteht. Die Gesellschaft beginnt durch die Szenerie zu schweben und Windstöße aus Sprache und Bildern fliegen auf und verfestigen sich in uns. Wir werden wie ein Kosmonaut in den Kosmos dieses Textes gesogen. Sind geschützt durch eine vermeintliche Distanz. Eine Distanz, die, während sich die Welt verkleinert, immer mehr wächst. Hier sprechen Menschen wie Monolithe, die eine Welt, ihre Welt veränderten. Das Individuelle wird ohne Anerkennung fraglich und Angst und Versagensängste machen uns zu Gespenstern.

Was für ein Sprachmonster, ein Monster, das uns aber keine Angst machen sollte, sondern literarisch zu begeistern versteht.

Ich durfte das Buch bereits als Manuskript lesen und ich werde in der Verlagsvorschau zitiert.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Mieko Kawakami: „Das gelbe Haus“

Ein neuer Roman von Mieko Kawakami. Die Autorin sucht literarische Zufluchtsorte. Sie verbindet Gesellschaftskritik mit Spannungsmomenten. Nach ihren Erfolgen „Heaven“ und „Brüste und Eier“ beschreibt sie erneut einen vermeintlichen Schutzraum für ihre Protagonisten. Ein Roman, der beim Lesen viele Gefühlsausbrüche und Gedankenmodelle heraufbeschwört. Durch die wachsende Empathie wird das Werk zu einer emotionalen Fahrt, die von jungen Menschen berichtet, die stoisch das Erdulden für sich akzeptieren. Besonders in Japan ist der Erfolg von großer Bedeutung und das Statussymbol prägend für das Individuelle in der Gesellschaft. Verliert sich das Ansehen in der Armut, der Orientierungslosigkeit und der Berufslosigkeit, wird das Menschliche Immer weiter an den Rand gedrängt. In dieser Handlung landet die gesellschaftliche Randgruppe in einem gelben Haus. Gelb ist in Japan eine sehr positive Farbe. Sie ist das Licht der Sonne und steht für Mut, Fröhlichkeit, Erfolg und Zuversicht. Die Farben haben einen gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss und sind, wie vieles in der japanischen Kultur, voller emotionaler Symbolik. Die Selbstbestimmung ist im Roman eines der zentralen Themen. Sind wir als Individuum im sozialen Umfeld in der Lage, das Leben zu führen, für das wir uns einst entschieden oder das wir uns gewünscht hatten?

Die Erzählerin, Hana, erinnert sich. Sie meinte, ihre damalige Geschichte niemals vergessen zu können. Doch blenden wir das Negative oft und schnell aus und verstecken vergangene Emotionen im Unterbewusstsein. Hana hat alles verdrängt, vergessen und wird sich dessen bei einem Zeitungsbericht bewusst. In Tokyo wird ein Prozess geführt, in dem eine sechzigjährige Frau mit dem Namen Kimiko Yoshikawa beschuldigt wird, eine jüngere Frau über viele Monate in ihrer Wohnung festgehalten zu haben. Die Anklageschrift beruft sich auf Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung. Hana ist zufällig auf diesen Artikel gestoßen und muss den Text mehrfach lesen, um zu begreifen und zu verstehen. Die angeklagte, Kimiko ist für Hana keine Unbekannte. Es ist die Frau, mit der sie vor ungefähr zwei Jahrzehnten, als sie noch jung war, einige Jahre zusammen wohnte. Sie aktiviert ihr altes Handy, um die damaligen Kontakte aufzurufen. Doch stößt sie dabei auf Ablehnung.

Als sie jung war, träumte sie von einem besseren Leben. Ihre Mutter ist dabei keine gute Unterstützung. Sie leben in einer bescheidenen Unterkunft und sind räumlich und gesellschaftlich im Randbezirk einquartiert. Die Schulkameraden meiden Hana und machen über sie gerne Witze. Die Mutter hat wechselnde Lebenspartner und ist auch oft einfach weg und vergisst ihre Sorgfaltspflicht. Plötzlich ist Kimiko da. Sie sorgt sich um das Kind. Doch ist es anfänglich ebenfalls eine Flüchtigkeit. Die ältere Kimiko verschafft Hana im Umfeld etwas Respekt und versorgt sie. Innerhalb der stockenden Wirtschaftslage in Japan findet Hana eine Wahlfamilie und erhascht die Hoffnung auf Freiheit und Sicherheit. Doch zeigt sich innerhalb der neuen Gruppe auch schnell, dass sich diese vermeintliche Freiheit nicht ehrlich finanzieren und halten lässt. Hana rutscht in eine Parallelwelt, die sie jetzt, als sie sich an die Zeit erinnert, fast verdrängt hatte. Damals ist viel passiert, das sie jetzt kaum noch wahrhaben möchte und Schuldgefühle überrollen sie. Doch welche Möglichkeiten hatte sie damals, welchen Einfluss übte das Umfeld auf sie aus?

Gibt es den tatsächlichen freien Willen und wo bleibt die Menschlichkeit, wenn das einfache Leben immer unbezahlbarer wird?

Ein neuer, bewegender Roman von Mieko Kawakami, der aus dem Japanischen von Katja Busson übersetzt wurde.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Tatsuzō Ishikawa: „Die letzte Utopie“

Ein Meisterwerk der utopischen Literatur ist erstmalig auf Deutsch erschienen. Ein Klassiker der japanischen Literatur, der nun in der Übersetzung von Yuri Mizobuchi und Sabine Mangold vorliegt. Der Roman von 1952 erzählt uns eine Zukunftsvision, die in unserer aktuellen Gegenwart spielt und zeigt, was der Autor dachte, was uns erwarten würde. Die Thematik und alle angesprochenen Themen sind sehr aktuell. Der Höhepunkt und die technische Perfektion haben uns erreicht. Im Roman ist einiges Science-Fiction, anderes hat die Realität überholt, wie zum Beispiel das kabellose Telefon. 

Der Roman wertet nicht, er stellt lediglich dar und ist stets sehr sachlich gehalten. Die Emotion wächst aber mit jedem Bericht, denn das Werk ist aufgebaut wie eine Sammlung von Tatsachenberichten, wie es zum Beispiel auch Bram Stoker einst in seiner Literatur umsetzte. Es sind die Texte aus dem fiktiven Rundfunkarchiv der Nachrichtenagentur von United Asia. Vier Weltkriege haben die Welt verändert und zwei Drittel der Weltbevölkerung getötet. Danach wurde die letzte Utopie gegründet. Es gibt keine Religionen mehr und der Maßstab aller Betrachtungen ist immer die Mehrheit. Die Individualität wurde abgeschafft und es herrscht absolute Gleichberechtigung. Alles wird reglementiert, auch eine Geburtenkontrolle besteht. Wissen, Sport und Kultur werden sehr geschätzt, denn die niederen Tätigkeiten werden von Robotern ausgeführt. Der Mensch arbeitet lediglich wenige Stunden in der Tätigkeit, die ihm etwas bedeutet. Glück und Gleichheit sind gesetzlich verordnet und das persönliche Streben, das Individuelle gehört der Vergangenheit an.

Die Menschheit hat es im Jahr 2026 weit gebracht. Technologisch und medizinisch wird permanent an der Verbesserung gearbeitet. Die Schwangerschaft wurde durch ein Hormon auf drei Monate verkürzt. Es gibt Pillen, die eine ganz andere Art der Verhütung verursachen, denn diese Medizin erzeugt eine Abneigung gegen das jeweils andere Geschlecht. Nach dem dritten Weltkrieg um Öl und dem vierten, der die Menschheit stark minimierte, wurde die Erde zu einer Republik zusammengeschlossen und man lebt in Frieden und das Einkommen und die Lebensbedingungen werden staatlich vorgegeben. Für alle ist alles gleich. Um den Kampfinstinkt der Menschheit zu umgehen, gibt es, wie im alten Rom, Schaukämpfe mit Tieren und Robotern. Die Roboter haben dabei das Nachsehen, denn es mangelt an Körperflüssigkeiten. Dann kommt es zu Aufständen. Der erste von Robotern, die plötzlich den Instinkt ihrer Schöpfer imitieren. Somit wird das Moral-System der Roboter überarbeitet und ganz langsam beginnen aber auch die Menschen sich zu fragen, was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Der Roman besteht aus sachlichen Berichten und erzeugt dadurch eine Distanz und einen sarkastischen Witz, der leider mit seiner Pointe immer noch funktioniert. Dieser Roman erinnert an die Werke von Orwell und Bradbury und ist vielschichtig, bedrückend und aus der Vergangenheit sehr visionär. Ein Aufruf für mehr Menschlichkeit in immer beklemmenderen politischen Spannungen  und der Glorifizierung der Technologien. Ein Klassiker, der uns aus der Vergangenheit wachrufen darf und dabei gehörigen Lesespaß bereitet.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

Jess Hansen über „Sturm über Hooge“

Jess Hansen war 2013 mit seinem Filmteam auf der Hallig Hooge als der Jahrhundertsturm Xaver über das Land rollte. Jess Hansen ist Filmemacher, der aber auch neuerdings Bücher schreibt. Er debütierte mit seinem Roman „ICE 1024“, aber der Dreh seines Lebens, wie er selbst gerne sagt, beschäftigte ihn weiterhin und somit schaut er mit seinem Buch „Sturm über Hooge“ hinter die Kulissen seiner damaligen Dreharbeit.

Das Buch ist auch keine Nacherzählung des Films und kann gut ohne Kenntnisse der Reportage gelesen werden. Jess Hansen schreibt flüssig, empathisch und versteht es, die Eindrücke spannend wiederzugeben. Im Vergleich zu seinem Roman, kann folgendes beobachtet werden: Mit seinem Debütroman hat er noch eher als Regisseur gedacht, jetzt mit dem Buch über den Film, schreibt er mehr als Buchautor.

Es war der 4. Dezember 2013 als er gerade an einer Produktion über einen Uhrenmacher arbeitete. Die Wettervorhersagen kündigten den Sturm Xaver an und alle Medien bliesen diesen Orkan beständig auf. Aus einer damaligen Bekanntschaft gab es noch ein Versprechen, auf Hooge mal zu drehen, wenn Landunter droht und die Drehbedingungen gut sind. Somit machen sich Jess, sein Kameramann und die neue und junge Tontechnikerin auf den Weg auf die Hallig, um für den NDR eine Nordreportage zu drehen. Sie wollten dabei sein, wenn der Sturm über Hooge hereinbricht. Sie wollten tolle Bilder einfangen, wenn das Meer über die Deiche kommt und sammelten Geschichten der Menschen, die dort leben. Der Blick und die Kamera sind stets auf Mensch und Tier gerichtet und machen deutlich, wer in solcher Situation tatsächlich das Sagen hat, nämlich der Sturm und die Naturgewalt. Wir Menschen können es nur hinnehmen und ausstehen. Entstanden ist ein sehenswerter Film, der zum Beispiel in der NDR-Mediathek einzusehen ist. Nun, Jahre später, begibt sich Jess erneut auf die Reise in seinen Notizen, Filmdokumenten und Erinnerungen. Er schreibt über Erlebnisse, Gedanken und Emotionen, die im Film nicht sichtbar gemacht werden konnten.

Ein wunderbares, kurzweiliges Werk, das das nordische Leben in der Abhängigkeit zur Natur sehr erlebbar macht.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes

James Lee Burke: „Clete“

Der neue Roman von James Lee Burke ist eine Überraschung. Zum einen, weil es überhaupt noch einen weiteren Dave-Robicheaux-Krimi gibt und zum anderen, weil der nun bereits vierundzwanzigste Band aus einer anderen Perspektive erzählt wird. Der Titel deutet es an und die Erzählstimme, die sich auch zuweilen an seine Zuhörer wendet, stellt sich selbst vor: „Gestatten, Clete Purcel. Ex-Cop aus New Orleans, Privatermittler und bester Freund von Dave Robicheaux.“ Er ist Burke-Lesern nicht fremd. Er hilft seit Ewigkeiten Dave dabei, schwere Fälle zu lösen. Jetzt nimmt er die Zügel in die Hand und die eigentliche Nebenfigur wird die Hauptrolle, die jenen Star der Buchserie in diesem Roman als aktiven Komparsen einsetzt.

James Lee Burke versteht es, mit wenigen Dialogen, Sätzen und Bildern pures Kopfkino zu erzeugen. Die Reise in die sumpfige Landschaft Louisianas ist stets auch der Blick in den Sumpf des menschlichen Innenlebens. James Lee Burke beweist mit seinen Noir-Romanen, d.h. Südstaatenkrimis, dass er ein ziemlich guter Beobachter der amerikanischen Verhältnisse ist.

Die Handlung spielt in den späten Neunzigern und Clete teilt sein Leben in New Orleans und New Iberia auf. Die Landschaft ist erneut wichtig für das ganze Szenario und neben den paradiesischen Vorstellungen der Bayou- und Mississippi-Gegend gibt es auch die überhitzte, schwüle Sumpflandschaft. Clete und Dave kennen sich aus Shitsville und haben zur selben Zeit beim NOPD angefangen. Beide haben seitdem unterschiedliche Erlebnisse und Schicksale erlitten und kämpfen gegen das Unrecht. Sie haben eine individuelle Vorstellung von Recht und Ungerechtigkeit. Ihre Weltsicht und ihr Vokabular sind wie ihre Handlungen sehr derb. Clete fährt einen Caddy Cabrio, den er gerade ausbessern ließ und zu einer Autowaschanlage gebracht hatte. Der Inhaber bewegt sich in einem dubiosen Umfeld und als Clete seine Wagen abholt, beginnt die Geschichte. Er benötigt sein Auto weil er für einen Kautionsagenten eine Tänzerin ausfindig machen soll. Zwei Tage nachdem er den Eldorado Caddy abgeholt hatte, zerlegen Männer diesen vor seiner Detektei. Sie suchen etwas und als Clete eingreift, wird er niedergeschlagen. Er konnte noch den Haupttäter erkennen und beginnt diesen zu suchen. Die Betreiber der Werkstatt haben anscheinend den Wagen für illegale Transporte von Drogen oder ähnlichem verliehen und der eingelagerte Stoff scheint verschwunden zu sein. Ferner wird Clete von einer wohlhabenden Frau gebeten, gegen deren Ex-Ehemann zu ermitteln. Clete hadert, nimmt den Fall dennoch an. Somit haben Clete und Dave allerhand zu tun und je tiefer sie sich in die Fälle vertiefen, desto düsterer wird es und es kommt zu einigen Morden oder tragisch wirkenden Unfällen. Clete ist mit seinem Freund bemüht, weitere Katastrophen zu verhindern.

Da dieser Roman innerhalb der Robicheaux-Reihe von Clete erzählt wird, ist es eine andere Perspektive auf das Umfeld der Serie und kann als perfekter Einstieg gesehen werden, denn nebenbei werden alle bekannten Schauplätze und typischen Charaktere plastisch dargestellt. Besonders Dave erhält aus der Distanz eine weitere Facette und alle seine wichtigen Merkmale werden beschrieben.

Ein toller und düsterer Krimi, der von Heißspornen erzählt, die während sie meist schon handeln das Denken benutzen. Die Dialoge sind, wie die Szenen, authentisch und grob. Die Robicheaux-Reihe lebt durch ihre Figurenzeichnungen und die bildreichen Settings. Die Übermacht der Natur steht der Gewaltbereitschaft der Menschen stets gleichberechtigt gegenüber. Diese Romane machen süchtig und lassen uns abtauchen und den Alltag vergessen. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Jürgen Bürger.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Erlesenes