Ein Campus- und Liebesroman mit einer düsteren und sehr spannenden Geschichte. Es geht um den „Pitt Club“ der Universität von Cambridge und einen weiteren, inneren Kreis, der sich seinen Mitmenschen gegenüber erhaben empfindet und vor Verbrechen nicht zurückschreckt. In einem elitären, inneren Kreis, können einige Mitglieder mit ihrer vermeintlichen Macht nicht umgehen. Die im Club vorherrschende Sportart ist das Boxen. Hier gilt es die Grenzen zu erfahren, und seine Überlegenheit nicht auszuspielen und zu missbrauchen. Der innere Kreis des Clubs bezeichnet sich als Schmetterlinge und sieht sich als eine natürliche Weiterentwicklung aus einem niederen Stadium. Aber das Bild des Schmetterlings wird auch in der Chaostheorie verwendet. Denn ein einziger Flügelschlag kann demnach einen Tornado auslösen. So liegt es bei dem Protagonisten, ein Schmetterling zu sein, der mit seinen Handlungen herausbekommen soll, was im Club vor sich geht, um dann das verbrecherische System des Clubs zu vernichten.
Der Roman beginnt in Niedersachsen. Die Eltern von Hans leben in einem abgelegenen Haus, damit die schwerkranke Mutter in Ruhe sterben kann. Durch einen tragischen Verkehrsunfall verliert Hans seinen Vater und kurz darauf auch seine Mutter. Als Hans acht Jahre alt ist, erfährt er von der Halbschwester seiner Mutter, die in England lebt, ihn aber nicht aufnehmen kann. So kommt Hans in ein kirchliches Internat. Einer der Brüder trainiert Hans dort weiterhin im Boxen, das er schon zu Lebzeiten seines Vaters angefangen hatte.
Eines Tages bekommt er ein überraschendes Schreiben seiner Tante, die ihn nach England einlädt. Sie lockt ihn mit einem Stipendium für das St. John College in Cambridge, denn es gibt dort eine Angelegenheit, bei der er ihr eventuell helfen könnte. Weiteres erfährt er erst, als er in Cambridge ankommt. Er soll ein Verbrechen aufklären. Was genau möchte Alex, seine Tante, vorerst nicht verraten. Alex hat Kontakte, die ihn für den „Pitt Club“ vorschlagen würden. Innerhalb dieses Clubs sind Verbrechen begangen worden, die er nun mit neuer Identität aufdecken soll. Er lernt Charlotte kennen, die ihn in das Leben in Cambridge einführt und in einen Snob verwandelt, damit er eine Chance bekommt, ein Mitglied des Clubs zu werden. Der Vater von Charlotte, ebenfalls ein Boxer, soll nun Hans für den Club vorschlagen. Es dauert auch nicht lange und Hans bekommt eine Einladung und wird ein Mitglied in dem elitären Club. Er erfährt Stück für Stück von den dunklen Geheimnissen, die sich hinter den Mauern des Colleges verbergen. Diese Machenschaften scheinen weite Kreise in der britischen Oberschicht zu ziehen. Alle halten sich bedeckt: Alex, seine neuen, echten und falschen Freunde. Besonders Charlotte, die ebenfalls ein trauriges Geheimnis hütet, verschließt sich vor Hans, wobei sich beide ineinander verlieben.
Alles spitzt sich auf den nahenden Boxkämpfen zu. Hans muss sich ganz auf den Club einlassen, damit er die Wahrheit und die Verbrechen verstehen und aufklären kann. Er handelt gegen seinen eigentlichen Charakter. Gibt es Momente im Leben, die es rechtfertigen, dass man das Falsche macht, um etwas Richtiges zu erreichen?
Der Roman wechselt gekonnt die Perspektiven und wir Leser erfahren ganz langsam das ganze Ausmaß der Geschichte. Die Charaktere und die Handlung sind hingebungsvoll angelegt und trotz der schrecklichen Geschehnisse ist es ein schön zu lesender Roman. Der Autor war bereits als Journalist tätig und hat jetzt mit „Der Club“ seinen Debütroman geschrieben. Er ist ebenfalls Boxer, hat in Cambridge studiert und war Mitglied in diversen Clubs und Vereinigungen.
Der gedruckte Roman ist ein kleines haptisches Erlebnis und die Farben des Umschlags sind den im Roman genannten Club-Farben angepasst. Das Buch überzeugt inhaltlich und mit der Aufmachung. Ein berührendes Buch, das eine schöne Liebesgeschichte, einen spannenden Kriminalfall und einen Entwicklungsroman beinhaltet.
Siehe auch Die Buchbloggerin
Hallo, ist das ein Autor oder eine Autorin?
Takis Würger ist ein Autor. Er wurde 1985 geboren, berichtete für das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« aus Afghanistan, Libyen und dem Irak. Mit seinen Reportagen gewann er zahlreiche Preise. Siehe: https://keinundaber.ch/de/autoren-regal/takis-wurger/
Herzliche Grüße, Hauke
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