Sanne Averbeck: „Die Gästeliste“

gasteliste

Ein Thriller um das Leben einer Selbstdarstellerin und ihre Gästeliste. Auf dieser Liste hält sie alle für sie wichtigen Personen und deren Netzwerke fest. Die Geschichte spielt mit den sozialen Medien, denn die Protagonistin hat ihr Auftreten in den diversen Kanälen perfektioniert. Handlungsort des Romans ist Hamburg und er zeigt uns eine Welt, in der die Charaktere mehr auf ihr Erscheinungsbild, als auf das tatsächliche Leben achten. Selbst ein Facebook Kommentar wird genutzt, um die User in diversen Gruppen in gewünschte Bahnen zu lenken. Ein „Gefällt mir“ als bewusste Inszenierung und alle Postings und wirklichen Auftritte dienen stets der Manipulation.Eigentlich sind die Figuren im Roman keine Menschen, die man persönlich treffen und kennenlernen möchte, aber man wird durch die spannende Handlung an das Buch gefesselt und liest es in einem Rutsch bis zum Ende durch.

Wir lernen Carola Martins kennen, die sich durch ihren Blog mit Produktbeschreibungen und Bewertungen einen großen Bekanntheitskreis erarbeitet hat. Ihre Meinung, Postings und Kommentare auf Twitter und Facebook sind sehr gefragt und sie setzt durch ihre Besprechungen und diverse Inszenierungen Trends. Sie hat die sozialen Netzwerke stets im Griff und verweilt täglich mehrere Stunden im Internet. Ihre Follower und Netzwerkfreunde erhoffen sich, ein Teil ihrer Welt zu werden. Regelmäßig veranstaltet Carola Partys, zu denen sie wichtige Persönlichkeiten einlädt. Ab und zu auch Menschen, die kurzweilig an ihrem Ruhm schnuppern dürfen oder von denen sich Carola erhofft, weitere wichtige Kontakte zu erfahren. Ihr nächster geplanter Schritt der Karriereplanung ist ein eigenes Fernsehformat.

Carola plant alles und studiert selbst die kleinste Mimik genau ein, damit ihr nichts auf ihrem Weg zu den großen Bühnen mehr im Wege steht. Sie erschleicht sich bei allen Menschen in ihrem Umfeld ganz subtil ihre Vorteile. Gefühle und wahre Freundschaften sind für sie nebensächlich. Lediglich zu Bianca, die sie seit der Kindheit kennt, scheint sie weiterhin eine Freundschaft zu pflegen. Über alle ihre Kontakte führt sie eine Liste, die sie gut versteckt aufbewahrt. Auf dieser Liste formuliert sie jegliche Tendenzen, Eigenschaften und  für sie wichtigen Vorteile, die sie von der entsprechenden Person erwartet.

Auf einer Party wird eine der Frauen verbal verunglimpft und dies zieht im Internet weitere, hämische Kreise. Kurz darauf gerät deren Schwester in einen Unfall. Auch hieraus versteht es Carola, ihren Vorteil zu ziehen. Doch geraten plötzlich weitere Menschen aus dem Umfeld in Gefahr. Bianca, die stets auf den Partys anwesend ist, aber nicht wirklich Spaß hat, lernt plötzlich einen Mann kennen. In einem Hotel sieht sie ihn später schlaftrunken aus dem Bad kommen. Er wird brutal und steckt ihr Schlaftabletten in den Mund. War das der Mann, der sie so liebevoll angesehen hatte?

Auch die konkurrierenden Fernsehproduzenten, die ein heimliches Liebespaar waren, werden Opfer eines Gewaltverbrechens. Jetzt wird die Polizei aufmerksam auf Carolas Netzwerk und stellt eine Verbindung zu ihrer Gästeliste her. Da auch dubiose Facebookprofile auftauchen und Mails unter falschen Namen versendet werden, wird der Verdacht immer stärker, dass jemandem daran gelegen ist, Carolas Leben zu zerstören. Muß Carola ihre Gästeliste aus der Hand geben? Kann es sein, dass es nur um die Liste geht, ihr eigentliches Kapital?

Der Roman spielt mit bestimmten Klischees und sogenannten It-Menschen einer Schickimicki-Gesellschaft. Die Sprache ist den Figuren und den üblichen Umgangsformen der sozialen Kanäle angepasst. Die Autorin möchte aufzeigen, dass Facebook und Co. nützliche Kanäle sind und vergleichbar mit einem Handwerkszeug, Menschen nützen, aber auch schaden können. Es liegt in unseren Händen, wie wir es nutzen und, ob wir uns positiv präsentieren oder stets den Schattenseiten folgen wollen.

Sanne Averbeck ist ein Pseudonym der Autorin Sonja Rüther (u.a. „Blinde Sekunden„). Dies wird bereits im Buch aufgeklärt, aber ich wusste es, dank Facebook….

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Siehe auch renies-lesetagebuch

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