Temur Babluani: „Sonne, Mond und Kornfeld“

Dieser Roman ist eine Reise durch Geschichte und Emotionen. Er verbindet den Abenteuerroman mit dem historischen- und dem Liebesroman. Das Politische wird hierbei persönlich und es entsteht ein Panorama von Georgien, das in den 1970er Jahren beginnt und den Bogen bis in die Gegenwart schlägt. Die ganze Handlung wird sehr bildreich und lebendig erzählt und fesselt bis zum Ende.

Es beginnt 1968 in Tbilissi in einem Ortsteil, der gänzlich in kleinen und großen Netzwerken verwurzelt ist. Die Mafia, die kleinen Ganoven und die einfachen Menschen müssen sich vor den Spitzeln des KGB hüten. Alles wird von allen Seiten beobachtet. Ein summendes Misstrauen beherrscht den Alltag und viele Unwägbarkeiten werden durch Bestechung oder Gewalt gelöst. In dieser Welt wächst Dschude auf. Er ist siebzehn Jahre alt und macht gerade seinen Schulabschluss. Er könnte eines Tages die Schuhwerksatt seines Vaters übernehmen, doch möchte er lieber zur Kunstschule, denn das Zeichnen liegt ihm sehr. Die Armut beherrscht das Leben und wenn eine neue Hose benötigt wird, wird diese auch gerne von der Trockenleine in einem anderen Stadtteil organisiert. Sein Freund Chaim bittet ihn eines Tages um einen Gefallen, er soll Filmbänder nach Russland bringen. Vorher soll Dschude die Tasche mit den Filmen im Zimmer von Manuschaka, die er über alles liebt, verstecken. Immer mehr verstrickt sich damit Dschude in die Machenschaften des organisierten Verbrechens und wird am Ende ausgenutzt. Bei einer Übergabe kommt es zu einer Hinrichtung und die Pistolen werden dann Dschude in die Hand gedrückt und er wird fortan als der Mörder gesucht. Er steckt nun in der Zwickmühle, verrät er die Mafia und riskiert dadurch sein Leben oder stellt er sich den Behörden und verkürzt dann seine Haft durch die Verlegung in Arbeitslager. In der Hoffnung, daß seine Liebe zu Manuschaka überlebt, stellt er sich für das Verbrechen, das er nicht begangen hat. Seine jetzige Odyssee beginnt in einem Straflager in Ostsibirien. Seine Reise durch Sibirien, durch russische Gefangenenlager und Gefängnisse offenbart ihm die sinnlose Gewalt und lehrt den Kampf ums Überleben. Die Irrfahrt endet Jahrzehnte später in einem veränderten Tbilissi. Die Rosenrevolution hat vieles verändert und das Land ist unabhängig geworden.

Die ganze Handlung nimmt einen gefangen und gebannt folgt man der Geschichte voller Freundschaft, Liebe und letztendlich der Historie einer ganzen Region.

Temur Babluani, 1948 in Swanetien geboren, ist ein bekannter Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Er studierte am Staatlichen Theaterinstitut Tbilissi. „Sonne, Mond und Kornfeld“ ist sein Debütroman, der von Rachel Gratzfeld aus dem Georgischen übersetzt wurde und bereits Preise erhielt.

Ein wunderbarer, lebendiger Roman, der einen ins Herz und im Verstand trifft. Ein Epos voller Sprachbilder, Härte, Humor und Schönheit.

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