Andreas Pflüger: „Wie Sterben geht“

Erneut pflügt der Autor durch die Geschichte und hinterlässt uns einen spannenden und klugen Roman. Mit Horst Eckert bildet Andreas Pflüger die Speerspitze der anspruchsvollen Politthriller-Autoren in der Spannungswelt. Wiedermal ist es eine Frau, die in einen machtvollen Strudel gerissen wird, dessen Inhalt Bestandteil unserer Gegenwart ist. Nach den Heldinnen Jenny Aaron und Paula Bloom ist es nun Nina Winter, die als ehemalige Athletin als Schreibtischagentin auffällt und in den aktiven Dienst wechselt. Andreas Pflüger gibt somit dem Agentenromanen und Actionszenen das Feministische zurück. Pflüger versteht es, geballtes Wissen rasant in Szene zu setzen und komprimiert dabei die Geschichte, um diese in seiner Handlung passend einzubauen.

1983 findet auf der Glienicker Brücke in Berlin ein Agentenaustausch statt. Nicht ohne Grund wird die Brücke „Bridge of Spies“ genannt. Ein KGB-Offizier, Rem Kukura, der unter dem Decknamen Pilger eine wichtige Quelle des Bundesnachrichtendiensts war, soll gegen den Sohn eines Politbüromitglieds ausgetauscht werden. Nina Winter, die Kukura als Einzige identifizieren kann, ist beim Austausch dabei. Als die Grenzen zwischen Ost und West überschritten werden sollen, explodiert die Brücke.

Wenige Jahre vorher arbeitet Nina Winter beim BND und wertet Informationen aus. Sie hatte einst einen Text verfasst, der zynisch und kritisch war und mit der Zeile: „dass Schriftsteller nicht die Ärzte sind, sondern der Schmerz“ Aufsehen erregte. Plötzlich soll sie aktiv in Moskau als Führungsoffizierin eingesetzt werden. Ein wichtiger Agent, der mysteriöse Pilger, macht seine weitere Zusammenarbeit von Nina abhängig. Dies ist die Chance ihres Lebens und sie unterzieht sich den persönlichen Tests und macht eine Blitzausbildung. Ziemlich schnell lebt sie sich in ihrer neuen Rolle ein und kann die beständigen Verfolger gut abschütteln und die Informationen an den BND weiterleiten. Doch warum wird sie beständig und großangelegt überwacht? Hat es jemand auf sie persönlich abgesehen? Um aus diesem Spionagenetz lebend herauszukommen, muss Nina lernen, wie sterben geht …

Die Spannung wird sofort durch die Sprengung der Brücke erzeugt und danach springt Pflüger ganz leicht in der Zeit zurück, um sehr detailliert und kenntnisreich ein politisches Panorama aufzubauen. Die Handlung macht Zeitgeschehen erlebbar. Eine Epoche, die in der Gegenwart wieder eine unheimliche Bedeutung hat. Andreas Pflüger schreibt kunstvoll und versteht es mit Handlung und Sprache zu spielen. Ein Spionageroman, der sich neben die Klassiker von zum Beispiel John le Carré einreiht. Ferner bereitet es viel Freude, die gedanklichen Verzweigungen zu Kunst, Musik, Film und Literatur im Roman zu finden. Ein richtig toller, neuer Pflüger.

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Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Andreas Pflüger: „Wie Sterben geht“

  1. Das ist wirklich ein besonderes Buch. Man taucht noch mal ein in diese Zeit des kalten Krieges und bekommt politisch geschichtlich nebenbei eine Menge mit .

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