Odafe Atogun: „Tadunos Lied“ 

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Ein Roman, der sich fast wie ein Märchen liest. Doch ist es ein aktueller Text, der das Lied der Freiheit singt, die Macht der Musik verdeutlicht und nebenbei ein kleiner Liebesroman ist.

Ein Musiker, der gegen einen ungerechten Staat getextet und gesungen hat, musste ins Exil gehen. Bei seiner Rückkehr hat er nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine Stimme verloren und wird aufgefordert, sich für die Liebe oder den Widerstand zu entscheiden.

Taduno ist in Nigeria ein bekannter Musiker. Er hat mit Liebesliedern angefangen, doch als das Militärregime immer korrupter wurde, begann er gegenanzusingen. Er hat seine Musik benutzt, um auf die Politik aufmerksam zu machen und der diktatorischen Regierung zu schaden. Da er sich dadurch in Gefahr gebracht hatte, ging er nach der Folter ins Exil. Seine Platten wurden in den Läden verboten und konfisziert. Alles, was mit Taduno in Verbindung zu bringen war, wurde verboten und vernichtet. Auch seine Existenz.

Hier beginnt die Handlung des Romans. Taduno ist seit drei Monaten im Exil und bekommt ein Schreiben von seiner großen Liebe Lela, die in der Heimatstadt geblieben war. Sie hofft, er möge seinen Frieden gefunden haben, warnt aber, sollte er jemals seinem Heimweh nachgeben, er sich auf unliebsame Veränderungen und Überraschungen einzustellen habe. Das Land und die Stadt haben sich auf unbeschreibliche Weise verändert. Dies beunruhigende Schreiben rumort in ihm und er fragt sich, was in seiner Heimat vorging. Sein Kopf und sein Herz sind bei Lela, ohne die er sich eigentlich keine Zukunft denken kann und mag. Trotz der drohenden Gefahr reist er zurück.

In seiner Heimatstadt muss er feststellen, dass ihn, den damaligen berühmten Sänger, keiner mehr erkennt. Seine ehemaligen Nachbarn und Freunde erinnern sich nicht an ihn. Der Name ist verflogen und er hat sein Gesicht im wahrsten Sinne verloren. Die Gemeinschaft nimmt ihn auf und lässt ihn in seinem Haus wohnen, sie sind aber vorerst ihm gegenüber sehr reserviert. Alles wirkt, als hätte er nie existiert. Der größte Schicksalsschlag trifft Taduno, als er erfährt, dass Lela vom Geheimdienst entführt worden ist. Die Regierung hat sie verschleppt, weil sie ihn, Tadeo, suchen. Doch kennt keiner mehr seinen Namen, seine Lieder oder sein Aussehen. Durch Lela wollen sie ihn finden. Wenn er ein Loblied auf die Regierung singen würde, würden sie sie freigelassen.

Doch sein Problem ist, dass er seine Stimme und seine Identität verloren hat. Wie kann er denn Lela befreien, wenn ihn keiner mehr erkennt und wie soll er ohne Stimme ein Loblied singen? Er beginnt seine Gefühle durch sein Gitarrenspiel auszudrücken. Seine Melodien erzählen mehr, als er es zurzeit mit einer Stimme könnte. Seine Suche nach sich selbst läuft über die Musik. Dabei gewinnt er alte Freunde zurück, auch den damaligen Inhaber des Tonstudios, der ebenfalls durch Tadunos Protestsongs in Gefahr geraten war und untertauchen musste.

Wird Taduno sich dem Regime beugen und ein Loblied singen können, um damit seine Liebe zu retten? Kann er gegen seine Überzeugung ansingen?

Ein schönes Buch, das zart geschrieben ist, aber umso mehr im Leser erklingt. Ein Roman über das eigene Gewissen und den Mut, zu seiner Überzeugung zu stehen. Der Text ist einfach, aber leicht poetisch zu lesen. Es ist ein politischer, anregender Liebesroman. Wir lernen einen Protagonisten kennen, der sich durch seine Musik erklärte und als man ihm diese wegnahm, aufhörte zu sein. Als ihm dann auch noch seine Liebe geraubt wird, muss er sich und seine Musik neu finden.

Ein ruhiger Roman, der gegen jede Tyrannei geschrieben wurde und uns durch den spannenden Plot zwingt, Tadunos Lied zuzuhören. Ein Roman über Unterdrückung, Terror, Freundschaft, Zivilcourage und das Einstehen für die eigene Überzeugung.

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4 Kommentare

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4 Antworten zu “Odafe Atogun: „Tadunos Lied“ 

  1. Eine schöne Rezension Hauke und ein interessant klingender Titel, der eine wirklich willkommene Abwechslung zu all dem Schlechten derzeit verspricht. Da scheint Arche wieder ein gutes Händchen gehabt zu haben.

  2. Hört sich wirklich sehr interessant an. Vielen Dank für deine schöne Rezension. Werde mir das Buch mal auf die Merkliste setzen.

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