Andreas Kollender: „Libertys Lächeln“

Andreas Kollender Libertys Lächeln Pendragon

Andreas Kollender macht nach den viel beachteten Romanen „Kolbe“ und „Von allen guten Geistern“ erneut Geschichte erlebbar und zeigt, wie aktuell und wichtig diese Themen heute noch sind. Ein historischer Roman über Carl Schurz und sein Ideal der Freiheit.

Es ist ein Roman, der nicht als Biographie des Radikaldemokraten gelesen werden sollte. Dennoch ist es das bewegte Leben jenes Kämpfers für die Gleichberechtigung und Freiheit aller. Andreas Kollender haucht den tatsächlichen Figuren literarisches Leben ein und versteht es, großartig zu unterhalten und die dazu passende Stimmung aufzubauen. Ein lesenswerter Bildungsroman, der aus der Sicht des betagten Protagonisten erzählt wird, der Angst vor dem Vergessen hat und beginnt, die wichtigsten Stationen in seinem Leben in seiner Erinnerung zu verankern und in Worten für die Nachkommen festzuhalten. Er schreibt seine Autobiographie, gibt diese seinen Kindern und redet mit Mark Twain bei einem gepflegten Getränk über seinen Werdegang.

Carl Schurz wird angeregt, sich mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen, als er im Jahr 1901 in New York auf einer Bank von jungen Männern angegangen wird. Dies geschieht direkt am Hudson River mit Blick auf die Freiheitsstatue. Ein Weggenosse aus alten Tagen eilt ihm zu Hilfe. Doch kann Carl sich an seinen Helfer nicht erinnern und beginnt, über seine wegweisenden Lebenssituationen nachzudenken.

Carl Schurz war als junger Mann als Revolutionär an der Märzrevolution in Deutschland beteiligt. Er hatte sich der demokratischen Bewegung angeschlossen und erlangte durch seine Reden hohes Ansehen. Als die Revolution scheiterte, konnte Schurz entkommen. In England trifft er unter anderem auf Karl Marx und lernt in London seine zukünftige Frau, Margarethe, kennen. Er erlangt noch größere Berühmtheit, als er seinen Revolutionsfreund,  Gottfried Kinkel, aus der Haft befreien kann. Er sieht seine Zukunft in Amerika, dem Land der Freiheit und grenzenlosen Möglichkeiten. Er hat viel vor und wandert 1852 endgültig mit seiner Frau in die USA aus. Da er die Sprache sehr gut beherrscht, möchte er sich auch dort als Redner, Schreiber und juristisch betätigen. Carl Schurz baut seinen Bekanntheitsgrad kontinuierlich aus. Er macht eine politische und diplomatische Karriere und gründet mit seiner Frau den ersten dortigen Kindergarten. Schurz wird von Lincoln für dessen Wahlkampf engagiert. Er lernt viele Menschen aus der Wirtschaft, dem Militär, der Politik und Kunst kennen. Unter anderem entsteht eine enge Freundschaft zu Mark Twain. Lincoln versendet ihn auch für eine kurze Zeit als Botschafter nach Spanien. Zurück in den Vereinigten Staaten kämpft er erneut für die Freiheit. Er ist für die Befreiung der Sklaven und die Gleichberechtigung der Geschlechter und aller Menschen. Später wendet er sich als Staatsmann ganz der Politik zu und wird als erster immigrierter Deutscher Mitglied des Senates der Vereinigten Staaten.

Ein spannender und schön geschriebener Roman über eine historische Figur, die wohl leider vielen unbekannt ist. Das sehr interessante Werk von Andreas Kollender schafft nun die Möglichkeit, dies zu ändern. Ein Roman, der sehr lesenswert ist und uns immer wieder das hohe Gut der Freiheit vor Augen führt.

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2 Kommentare

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2 Antworten zu “Andreas Kollender: „Libertys Lächeln“

  1. Stimmung kann Kollender, das hat er mit „Kolbe“ meines Erachtens bewiesen, allerdings hatte ich ein wenig Probleme mit seiner Erzählweise, die in meiner Wahrnehmung zwar recht szenisch aber eben auch eher nüchtern, fast trocken, war.

    Bleibt zu hoffen, dass das hier anders ist, denn Kollenders Ansatz, sich mit weitgehend in Vergessenheit geratenen Personen der Geschichte zu befassen, mag ich sehr.

  2. Pingback: Zwei Mal Crane | leseschatz

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