Mona Høvring: „Was helfen könnte“

Mona Hovring was helfen könnte edition fünf

Wieder so ein kleines, feines und schönes Buch. Der Inhalt lebt von der Entwicklung der Protagonistin, die versucht, die Leere in ihrem Leben zu füllen. Eine Leere, die sie als Kind erfahren hatte und die bewirkt hat, dass sie nun ständig auf der Suche nach Halt, Trost und innerer Freiheit ist.

Die fast schon lyrische Reflexion der Figur macht den besonderen Reiz des Büchleins aus. Es geht um Laura, die es nicht gerade leicht hat. Sie hat ihre Mutter verloren, als sie noch ganz klein war. Die Mutter hatte sich das Leben genommen. Ist ins Meer gegangen und seitdem  bleiben die See und das Wasser ein Element in der Entwicklung von Laura zur jungen und freien Frau. Sie lernt das Schwimmen zum Beispiel spielend und träumerisch. In einem Traum, als die Mutter bereits fort ist, erscheint diese in der Phantasie des Kindes und zeigt ihr, wie man sich im Wasser bewegt.

Sie leben in einer kleinen norwegischen Stadt am Meer. Ihr Vater wird nach dem Tod seiner Frau noch verschlossener und unnahbarer, so dass Laura und ihr älterer Bruder oft auf sich allein gestellt sind. Den Schmerz und den Verlust versucht jeder innerhalb der Familie selbst zu bewältigen. Laura bleibt lange auf der Suche nach Etwas, das ihr hilft. Sie sucht die Nähe zu ihrer besten Freundin, Marie, die aber später aus der Kleinstadt mit ihren Eltern wegzieht und erneut eine kleine Leere hinterlässt. Durch den benachbarten Gärtner Andreas und dessen Frau beginnt die Liebe zur Natur in ihr zu keimen. Durch die Botanik erlebt sie eine Art der Verwurzelung. Sie bleibt optimistisch und findet ihre Freiheit in ihren Phantasien, die mit dem Erwachsenwerden immer erotischer werden. Sie macht sexuelle Erfahrungen, die als Sinnbild ihres Freiraums gelesen werden können. Mit sehr viel Feingefühl wird diese Suche nach Halt von Laura beschrieben. Sie findet diesen in der Natur, dann in der Freundschaft und später in der Sexualität mit der älteren Vivian Koller, die einen Friseursalon im Ort aufgemacht hat. Doch sind dies in ihrem Leben nur Erlebnisse, die ihr nicht jene gesuchte Tiefe geben. Eventuell findet sie diese in ihrer etwas späteren Beziehung mit Peter Koller.

Jede Begegnung, die Laura macht, füllt immer mehr jene innere Leere, die sie als Kind noch empfunden hatte. Sie wandelt sich von einem wahrnehmenden Kind zu einer bewussten Frau, die das findet, was ihr helfen könnte.

Ein warmherziges Büchlein voller Empathie und Mitgefühl. Die Unerschöpflichkeit der Figuren innerhalb der wenigen Seiten ist erstaunlich und wird vermehrt durch die eingesetzte Metaphorik und die sich mit der Protagonistin wandelnde Sprache. Eine komprimierte, intensive und lesenswerte Lektüre. Aus dem Norwegischen von Ebba D. Drolshagen.

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2 Kommentare

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2 Antworten zu “Mona Høvring: „Was helfen könnte“

  1. Das klingt ganz wunderbar, ich werd es auf meine Skandinavienreise mitnehmen.
    Bei der Gelegenheit auch mal ein großes Dankeschön für die vielen tollen Rezensionen.
    Aus München grüßt-
    Natascha

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