Annette Hug: „Tiefenlager“

Diese großartige Literatur geht uns alle an. In diesem Roman wird ein bisher nicht gelöstes Problem angesprochen und gegenwärtig sichtbar gemacht. Ein Problem, das weit in die Zukunft reicht und wirkt. Dabei ist das Buch kein Science-Fiction-Roman mit einer fern dystopischen Zukunftsaussicht. Es geht um die Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Die Entsorgung des Atommülls ist ungelöst. Diese Abfälle stellen uns vor große Herausforderungen, denn aufgrund der langen Halbwertszeiten radioaktiver Substanzen ist eine sichere Lagerung von über 1 Million Jahre nötig. Was passiert mit den jetzigen Zwischenlagern und der Endlagerung in einer solchen ungreifbaren Zeitspanne? Wer gibt Zeugnis ab und warnt die zukünftigen Generationen? Welche Sprache erreicht die Menschen in der Zukunft oder welche Symbole können greifen? Fünf Menschen mit verschiedenen Hintergründen haben eine bahnbrechende Idee.

Es beginnt in Hongkong bei einer Begegnung und die Idee keimt und wächst. In Folge werden es drei Frauen und zwei Männer sein, die die Zukunftsprobleme der nicht wiederverwertbaren und gefährlichen Stoffe durchdenken. Es sind eine Linguistin, eine Finanzspezialistin, ein Nuklearphysiker aus der Sowjetunion, ein ehemaliger Kernkraftwerkmitarbeiter und eine Pflegerin aus Manila. Damit kein Mensch durch die Strahlung eines Endlagers getötet wird, wollen sie die Gefahren des Atommülls dokumentieren und weiterreichen. Doch wie kann sichergestellt sein, dass die Informationskette bis weit in die Zukunft hält und nicht unterbrochen wird? In der Menschheitsgeschichte hat stets etwas lange überlebt und mit sich das Wissen weitergeben können. Die Kirchen und die Weltreligionen. Also greifen sie auf die Idee eines Ordens zurück. Eine Art Kloster ist eine zuverlässige Methode, um die Zeit zu überdauern, bis die Strahlung nicht mehr gefährlich ist.

Der Orden soll beständig ein Mahnmal sein, was für Gefahren von einem Endlager ausgehen. Zum Beispiel durch Erdbeben, Vulkane, Meteoriteneinschläge, Kriege und sogar Verdummung. Im Vordergrund steht die Wissensvermittlung, aber sie fixieren und beschließen für sich und den ganzen Orden auch ein klösterliches Leben. Die Ordensarbeit muss auf finanzielle Füße gestellt werden und es muss sichergestellt sein, dass die Recherchen und Arbeiten in Ruhe und stets unabhängig verlaufen können.

Aber es sind Menschen, die sich hier vereinen mit all ihren eigenen und zwischenmenschlichen Problemen. Jeder der Charaktere blickt mit seiner Weltsicht auf den Orden. Jeder bringt sich anders ein. Jeder bekommt hier die Chance, seine Idee für kommende Szenarien zu erzählen. Letztendlich zerstreuen und vervielfachen sie sich global.

Ein kluger und richtig toll geschriebener Roman, der viele Menschen erreichen muss. Ein meisterhaftes Werk über unsere Hinterlassenschaften und unser negatives Erbe an die Erde und die kommenden Generationen. Ein wichtiges und lesenswertes Buch.

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