Eine Stunde wurde uns geschenkt und diese habe ich in den Morgenstunden gleich zum Lesen verwendet. In meine Hände gelangte unter anderem ein unglaublich kluges und witziges Buch, das ich in einem Zug ausgelesen habe: Monika Maron: „Zwischenspiel“.
In ihrem neuen Roman werden Lebende und Tote zu einem Reigen des Haderns versammelt. Gibt es ein Leben ohne Schuld? Wäre ein anderer Weg möglich gewesen? Der Ton dieser traurigen Komödie, die existentielle Fragen mit kluger Nachsicht und leisem Witz aufwirft, klingt wohl noch länger in mir nach.
Zum Inhalt:
Als Ruth am Tag von Olgas Begräbnis erwacht, verschwimmen die Buchstaben vor ihren Augen, und eine Wolke zieht rückwärts. Etwas an ihrer Wahrnehmung hat sich verändert. Ruth verfährt sich auf dem Weg zum Friedhof und gelangt in einen Park, in dem ihr Tote und Lebende erscheinen – ein Selbstgespräch in Szenen und Bildern, in dem Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen.
Monika Maron geht unter Anderem der Frage nach, ob Schuld immer Schuld bleibt oder ob eine Erlösung von den eigenen Fehltritten möglich ist. Auch Biographisches lässt sie auf sehr humorvolle Art einfließen. Denn so erscheinen um Ruths Parkbank schließlich auch Margot und Erich Honecker, die in den frühen neunziger Jahren stecken geblieben sind und nicht begreifen können, dass von ihrem Arbeiter-und-Bauern-Paradies nichts übrig geblieben ist außer dem Bautzener Senf. „Niemand will Euch wiederhaben, nicht einmal die Kommunisten“.
Ferner erzählen die Geschichten in „Zwischenspiel“ von der verpassten Liebe, von Lebensentwürfen und deren Haltbarkeit und vom Älterwerden.
„Wo bleiben die ganzen Ichs überhaupt, die man in seinem Leben war und denen man das letzte immerhin verdankt?“
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