Ich habe länger mit dem Buch gehadert. Was ist das für ein Werk – literarisch und doch in Teilen derb geschrieben? Dann kehrte ich in meinen Gedanken immer wieder zum Buch zurück und diese kreisten um die Figuren und deren Geschichte und Geschichten. Ich ging halt mit „Neuland“ etwas länger schwanger.
Wie schon bei seinen ersten beiden Romanen findet man sich in der Welt von Nevos Romanfiguren schnell zurecht, dass man sie nicht nur zu kennen glaubt, sondern auch nach mehr als 600 Seiten ungern wieder verlässt.
Mit „Neuland“ hat Eshkol Nevo einen intensiven, facettenreichen und intelligenten Roman über Liebe und Verlust, über das Leben, das wir nicht leben, über Verantwortung und Versäumnis, über Finden und Gefundenwerden geschrieben.
Zum Inhalt: Dori, Geschichtslehrer, verheiratet, und Vater eines fünfjährigen Sohnes, hat genug von allem. Dass sich von seinem Vater Meni, der nach dem Tod seiner Frau (Doris Mutter) der Heimat den Rücken kehrte und nach Südamerika aufbrach, plötzlich jede Spur verlor, kommt ihm da fast gelegen. Wer sonst als er, sein Sohn, könnte ihn suchen? Zur gleichen Zeit besucht die angehende Journalistin Inbar ihre Mutter in Berlin, um sich mit ihr auszusprechen. Nach dem vermuteten Selbstmord von Inbars Bruder war die Familie einst zerbrochen. Doch Nähe und Einvernehmen stellen sich nicht ein, und so nimmt Inbar, statt zu einem wenig geliebten Mann nach Israel zurückzukehren, den erstbesten Flug nach Südamerika. Der Zufall führt Dori und Inbar in Peru zusammen, zwei Menschen, die, verstrickt in ihre jeweilige Geschichte, nach Aufrichtigkeit und Freiheit suchen, auch wenn das erklärte Ziel der Reise, zu der sie gemeinsam aufbrechen werden, zunächst ein anderes ist …
Wer möchte, kann mit „Neuland“ viel über das Leben in einem komplexen, mit Geschichte überhäuften Land wie Israel erlesen. Es lohnt sich, über all die Wege nachzudenken, die sich im Leben und in der Gesellschaft auftun – in Quito, Berlin, Tel Aviv oder….