Heute soll ein feiner Sand, d.h. Sahara-Staub über Norddeutschland wehen. Da musste ich doch gleich an unsere Lieblingsinsel Kreta denken. Denn im Süden der Insel weht beständig dieser feine, rote Staub aus der nahen Wüste. Zwei Mal waren wir bereits auf Kreta und haben uns dort sehr heimisch gefühlt. Die tolle Landschaft, die Natur, die Menschen und ganz besonders der Geruch der Insel, dieser warme, würzige, leicht staubige Salbei-Thymian-Duft…
Vor kurzem habe ich das schöne Buch: „Drei Stühle“ von Sigrid Wohlgemuth gelesen. Dies ist keine wirkliche Novität mehr, aber es gehört hier als Leseschatz vorgestellt.
Der kleine Band ist eine Geschichte in 18 Kapiteln, einzelne Erzählungen, die über die Liebe zu dieser traumhaften Insel, ihren Menschen, den Lefka Oris, den schneebedeckten Bergen, und das türkisfarbene Meer berichten.
Das erste und das letzte Kapitel ist aus der Sicht der Titelgeber geschrieben. Denn wer kennt Sie nicht von den typischen Bildern? Die blauen Stühle, die auf Kreta vor jeder Taverne stehen? Wenn sie sprechen könnten, wüssten sie gewiss viel zu berichten, zum Beispiel vom schlichten, aber genussvollen Leben auf der griechischen Mittelmeerinsel.
Das Buch handelt von Doris und ihrem Mann Vassílis. Sie hat ihren Traum wahrgemacht: Sie ist nach Kreta gezogen. Doch selbst wenn die Temperaturen paradiesisch sind, nicht immer ist heiter Sonnenschein: Die Olivenernte ist gewöhnungsbedürftig, der Schwiegervater skeptisch, der Tag zwischen Arbeit und häuslichen Pflichten ebenso anstrengend wie zu Hause in Deutschland. Auch die Krise wird thematisiert. Aber stets steht im Buch die Liebe zur Insel im Vordergrund und Liebe geht durch den Magen. Ob Tiropitákia, Briám, Dolmádes … kretische Köstlichkeiten wandeln jede Krise in einen Traum. So ist dieses kleine Buch auch als ein geschmackvolles Kochbuch zu verstehen. Denn die 18 Kapitel sind vollendet mit griechischen Speisen und ihren Rezepten. Ein Buch für Genießer, Urlauber, Auswanderer und die, die noch davon träumen.
Aber warum musste nur das schöne Buch nach einem Lied vom Strophen-Hackepeter-Barden Reinhard Mey benannt werden?
Mehr Appetit auf Kreta bekommen? Dann möchte ich noch folgende Leseschätze kurz vorstellen:
Sehr lesenswert sind die Romane von Ioanna Karystiani, die Autorin wurde im Jahr 1952 in Chania auf Kreta geboren. Ihr bekanntester Roman ist „Die Frauen von Andros“: Andros in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Leben auf der griechischen Insel gehorcht den Gesetzen des Meeres: Die Männer beherrschen als Seefahrer die Weltmeere, die Frauen bleiben an Land zurück. Sie träumen von fernen Welten und einem anderen Alltag, hoffen auf eine bessere Zukunft. Für Órsa ist diese zum Greifen nah, als sie in dem jungen Kapitän Spíros die große Liebe findet. Dieser jedoch soll eisernen Familiengesetzen zufolge Órsas jüngere Schwester heiraten
Wie „Die Frauen von Andros“, das in Griechenland monatelang auf den Bestsellerlisten stand, führt auch Ioanna Karystianis zweiter Roman „Schattenhochzeit“ in eine Welt voller archaischer Rituale und starker Gefühle: Auf Kreta, dem Ort seiner Kindheit, sieht sich der angesehene Wissenschaftler Kyriakos Roussias mit dem Gesetz der Blutrache, vor allem aber mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Leider ist das Gesamtwerk von Nikos Kazantzakis fast vergriffen. Lediglich sein berühmter Roman: „Alexis Sorbas“ ist noch verfügbar. Alexis Sorbas, die strahlende Titelfigur aus Nikos Kazantzakis weltberühmtem Roman, ist Lebenskünstler und -philosoph zugleich, voll sprudelnder Energie und gedanklicher Tiefe. In der Freundschaft des Ich-Erzählers mit Sorbas begegnen sich zweifelnde Vernunft und urwüchsig lebendige Kraft – Zutaten, die Kazantzakis mit der äußeren Handlung gekonnt zu einem liebevollen Porträt seiner Heimat Griechenland verwebt. Schon bald nach seinem Erscheinen 1946 trug der Roman seinem Autor Weltruhm ein. 1964 brillierte Anthony Quinn als Alexis Sorbas in der oscarprämierten gleichnamigen Verfilmung.
Lesenswert ist auch „Der kretische Gast“ von Klaus Modick: Kreta 1943: Der deutsche Archäologe Johann Martens soll im Auftrag der Wehrmacht die Kunstschätze der besetzten Insel katalogisieren. Der Einheimische Andreas wird zu seinem Fahrer und Führer, doch verbindet beide bald mehr. Die Lebensart der Kreter und noch mehr Andreas‘ schöne Tochter Eleni schlagen Martens immer mehr in ihren Bann. Als die Deutschen eine Razzia planen, muß sich Johann entscheiden, wo er steht.
Ebenfalls mein hier vor kurzem vorgestellter Roman: „Am Ende schmeißen wir mit Gold“ von Fabian Hischmann spielt teilweise auf Kreta.
Noch ein Leseschatz ist der Griechenland-Roman „Kleine Gemeinheiten“ von Panos Karnezis. Als das kleine namenlose griechische Dorf, in dem diese neunzehn miteinander verknüpften Geschichten spielen, von einem Erdbeben heimgesucht wird, ist dies für den verzweifelten Pater der unwiderlegbare Beweis für den himmlischen Zorn, der angesichts der vielen kleinen und großen Sünden seiner gottlosen Schäfchen nun auf sie alle herabkommt. Das Leben auf dem Land aber ist hart, für Mensch und Tier, und vom Bahnwärter über den Bürgermeister bis hin zum Barbier oder zur Hure: keiner bleibt von den Katastrophen der verschiedensten Art verschont. Da bleibt die ein oder andere Schandtat nicht aus, ob nun aus Habgier oder Liebe begangen. Von Zeit zu Zeit kommen auch Besucher in das dem Untergang geweihte Dorf am Ende der Welt: ein König im Exil, ein Bischof, der vorgibt, Wunder bewirken zu können, ein Zigeunerzirkus mit einem Zentaur, eine exotische Vogelhändlerin, Sänger, Gewichtheber und handelsreisende Gauner. Und am Ende ist es nicht der göttliche Zorn, der die Zerstörung bringt, sondern, wie so häufig, der Mensch höchstselbst
Ferner gibt es noch einen sehr sehenswerten Beitrag von mareTV über Kreta:
„Die griechische Insel Kreta ist riesig und steckt voller Kontraste: quirlige Badestrände, einsame Hochebenen, wilde Schluchten und versteckte Bergdörfer. „Insel der Götter“ nennen die Kreter ihr Eiland, denn Zeus soll hier geboren worden sein. “ In der ARD Mediathek oder bei Mare.
Was ich auch sehr mag ist: Rechenschaft vor El Greco von Kazanzakis das ist ja auch eine einzige Huldigung Kretas. Danke für die Buchtipps und den schönen Beitrag. Irgendwann muss ich mal nach Kreta……
Danke für Deinen Tipp! Herzliche Grüße, Hauke
Wenn ich Deinen Bericht bzw. Deine Empfehlungen der der Kreta-Bücher lese, bekomme ich direkt Sehnsuch nach dieser tollen Insel. Wir waren bereits einige Male dort und lieben es. Elafonissi – dorthin fuhren wir damals mit einem Leihauto – die Fahrt war abenteuerlich ! – aber der Blick des rosafarbenen Sandes entschädigte für alles – etwas Sand habe ich bis heute noch in einem kleinen Döschen aufbewahrt.
Diese Bücher werde ich mir notieren :-). Liebe Grüße
Danke für den Kommentar. Wir hoffen, auch mal wieder nach Kreta zu kommen…
Ich wünsche viel spaß mit den Büchern und erlesene Stunden.
Liebe Grüße
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