Glaube, Hoffnung, Lüge
Moral, was ist das? Pflicht, wo hört sie auf? Scham, wer fühlt sie?
Uwe Kolbe zählt zu den namhaften Lyrikern Deutschlands und legt nun mit „Die Lüge“ seinen langerwarteten Debütroman vor.
Ein Roman, in dem nicht alles Schwarz oder Weiß ist. Es gibt keine klare Trennung zwischen „Gut“ und „Böse“. Eine Vater-Sohn- Geschichte. Ein irritierender aber zugleich faszinierender Roman.
Hadubrand Einzweck, der Ich-Erzähler, ist in seinem Verhalten ein Abbild seines Vaters. Beide sind skrupellos beim Verfolgen ihrer Ziele und beim Verschleiß ihrer Frauen. Beide schrecken vor Verrat und Manipulation nicht zurück, wenn es um Ihre Interessen geht. Beim Sohn ist es das Künstlerische, das Komponieren und beim Vater stets das Politische.
Es ist die Geschichte einer maßlosen und erschreckenden Verstrickung. Ein Vater, der in den Osten ging, um in der DDR seinen Hoffnungen zu dienen. Der Sohn, der Ich-Erzähler, der als Komponist den Ton seiner Generation einfängt und sich mit der Zensur arrangiert. Als der Sohn Karriere macht, steht der Vater nach langer Zeit vor der Tür. Fortan umkreisen sich beide und nur langsam ahnt man, welchen Kampf sie miteinander führen.
Ein sehr poetischer, beklemmender Roman, der dem Leser einen moralischen Zeigefinger aufzeigt.
Kolbe erzählt von Verrat, Abhängigkeit, Anziehung, Zuneigung und Gefühllosigkeit. Ein schwer verdauliches aber vielmehr auch interessantes Werk. Ein Roman vom Verrat am eigenen Leben und gleichzeitig eine Absage an die Gleichgültigkeit gegenüber der Verantwortlichkeit des eigenen Handelns.
Klingt sehr lesenswert, ich habe das Buch gleich mal auf die Wunschliste gesetzt … danke für die schöne Besprechung! 🙂
Sehr gerne 😉 Danke für den netten Kommentar.
Herzliche Grüße,
Hauke