Es ist unmöglich von diesen Büchern nicht gefesselt zu sein…
Ich gebe es ja zu, ich lese nur ab und zu einen Krimi. Wenn aber etwas neues von zum Beispiel Arne Dahl, Andrea Camilleri, Petros Markaris oder Martin Walker erscheint, freue ich mich stets auf diese Lesestunden.
Damit es aber hier nicht heißt, der gute Kriminalroman käme zu kurz, möchte ich folgende Titel, die ich im bisherigen Frühjahr gerne gelesen habe, kurz im „Leseschatz“ vorstellen:
„Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter“ von Malcom Mackay
Ein außergewöhnlicher Thriller, denn der Protagonist, Calum McLean, ist Auftragsmörder, der nur gut abgewogene Fälle übernimmt. Er ist ein stolzer Einzelgänger, der keiner Verbrecherorganisation angehört. Da ein „Kollege“ eine neue Hüfte bekommen hat, wird ihm ein vermeintlich einfacher Auftrag angeboten.
Die Handlung spielt in Glasgow und die Stadt ist in Bereiche des organisierten Verbrechens aufgeteilt. Calum McLean erhält einen unverfänglichen Anruf. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, versteht, daß es hier um einen neuen Auftrag geht: den `unvermeidlichen Mord des Lewis Winter´. Lewis Winter ist selbst ein Kleinganove, der aber mit den Großen mithalten möchte. Er dringt in das Revier des Auftragsgebers ein und soll daraufhin beseitigt werden. Doch am Ende ist nicht mehr alles wie es war. Calum McLean, der Einzelgänger, macht Veränderungen durch, denn was ist der Sinn des Tötens und warum wurde ihm der Auftrag erteilt? Es gibt viele Überraschungsmomente in diesem Buch, das mich sehr gut unterhalten und niemals gelangweilt hat, gerade weil es mal eine doch so fremde und andere Perspektive aufzeigt…
„Mädchenjäger“ von Paul Finch
Dieser Autor schafft es, gleich im ersten Kapitel so eine besondere und spannende Atmosphäre zu schaffen, daß man das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Achtunddreißig verschwundene Frauen innerhalb weniger Jahre. Ohne jede Spur. Kein Motiv, kein Muster, keine Leichen. Detective Sergeant Mark „Heck“ Heckenburg ist überzeugt, dass das kein Zufall sein kann, doch außer ihm glaubt niemand an einen Zusammenhang. Als Heck auf eigene Faust ermittelt, kommt ihm eine Frau zu Hilfe: Lauren Wraxford, die verzweifelt auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester ist. Gemeinsam riskieren sie alles in einem Kampf auf Leben und Tod gegen eine unsichtbare Macht …
„Felsenfest“ von Jörg Maurer
Ich gestehe ich mag die Alpen um Garmisch-Partenkirchen, daher wundere ich mich, daß ich mit „Felsenfest“ erst jetzt meinen ersten Maurer gelesen habe. Ein sehr unterhaltsamer, humorvoller Krimi.
Gleich am Anfang des Textes wird man Zeuge einer Geiselnahme auf einem Gipfel über dem idyllischen alpenländischen Kurort. Ein maskierter Mann bringt eine Wandergruppe in seine Gewalt. Diese Gruppe besteht aus ehemaligen Klassenkameraden von Kommissar Jennerwein. Der Maskierte stößt Drohungen aus und kurz danach stürzt eine Geisel den Abgrund hinunter. Als Kommissar Jennerwein alarmiert wird, merkt er schockiert, dass er alle Opfer persönlich kennt – aus der Schulzeit. Hat der Fall etwas mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun? Während sein Team grantige Geocacher jagt, macht das Bestatterehepaar a.D. Grasegger in Grabgruften und Grundbüchern eine brisante Entdeckung. Jetzt muss Jennerwein alles anzweifeln, woran er felsenfest geglaubt hat…
„Ein paar Tage Licht“ von Oliver Bottini
Bottini hat mich bereits mit „Der kalte Traum“ sehr gefesselt. Sein neuer Roman ist noch vielschichtiger und hat mich ´erhellt`. Bottini versteht es stets sehr gut zu unterhalten und Wissen zu vermitteln. Seine Figuren sind sehr komplex und die Handlung sehr gut strukturiert.
In Algerien wird der Manager eines deutschen Rüstungskonzerns entführt. Von offizieller Seite heißt es sofort: Al-Qaida hat zugeschlagen. Doch für BKA-Mann Ralf Eley, an der deutschen Botschaft in Algier stationiert, gibt es zu viele Ungereimtheiten. Allerdings kann er nicht ermitteln, ohne die Ausweisung zu riskieren. Also tut er es diskret, mithilfe der algerischen Untersuchungsrichterin Amel, seiner heimlichen Geliebten. Bald wird klar, dass es um viel mehr geht als um das Leben eines Entführten. Denn zahlreiche Spuren führen nach Deutschland, zu einem schwäbischen Waffenhändler. Und Eley begreift: Wenn er die Wahrheit ans Licht bringen will, muss er alles aufs Spiel setzen.
„Kindertotenlied“ von Bernhard Minier
Hochsommerliche Hitze belastet die Menschen im Süden Frankreichs, als ein brutaler Mord geschieht. Eine Professorin der Elite-Universiät Marsac liegt ermordet und gefesselt in der Badewanne. Ohrenbetäubende Musik schallt durch die Nacht… „Die Kindertotenlieder“ von Gustav Mahler. Mit „Schwarzer Schmetterling“ ist Bernhard Minier ein tolles und sehr spannendes Debüt gelungen. Wie schon im „Schwarzen Schmetterling“ ist auch „Kindertotenlied“ durchdrungen von der Musik von Mahler, dem Lieblingskomponisten des Protagonisten beider Romane, Martin Servaz.
Hauptverdächtig ist ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Amicus mihi Plato, sed magis amica veritas – Platon ist mir lieb, aber noch lieber ist mir die Wahrheit, lautet sein Motto. Doch die Wahrheit wird ihn in diesem Fall schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringen.
Ich wünsche spannende und erlesene Stunden!
Felsenfest gut charakterisiert! Oliver Bottini werde ich mir demnächst mal live bei einer Lesung anhören.