Auf unseren Leseschatz der Woche hat wohl keiner gewartet.
Das liegt aber nicht am einfühlsamen und heiteren Buch, sondern eher an der Tatsache, daß wir das Warten verlernt haben.
In dem Büchlein „Warten“ ist die Journalistin Friederike Gräff einem ungeliebten Zustand auf der Spur, der nur scheinbar neutral ist und sogar glücklich machen kann: das Warten.
Wir warten auf den Bus, auf die große Liebe und der Kreative auf die nächste Idee… Jedes Warten hat seine Geschichte. Friederike Gräff ergründet, was dieser Zustand in uns auslöst. Sie steigt in die Tiefen unserer Psyche und stellt das Warten in ein neues Licht. Ist das Warten eine Gabe, die vor allem den religiösen Menschen auszeichnet? In unseren heutigen Gesellschaften gilt Warten als schwer erträglich, weil es all dem entgegensteht, was das moderne Individuum als seine unveräußerlichen Werte begreift: Freiheit, Gleichheit, Selbstbestimmung. Warten kann die Zeitwahrnehmung intensivieren. Aber was ist Zeit – gibt es diese Zeit? Kann man Zeit ungenutzt vergehen lassen?
Friederike Gräff vermittelt uns in einer schnelllebigen Gegenwart die Vorzüge des Wartens. Ihre vielstimmige Erkundung ermutigt uns, Warteräume zu schaffen und sie selbstbestimmt zu nutzen.
Wer dieses Buch liest, wartet und sieht das Verweilen mit ganz anderen Augen.
Oh, das scheint ja genau das richtige Buch für mich zu sein, da ich ja beim großen Verteilen der Fähigkeiten nicht warten konnte, bis die Geduld dran war, sodass ich heute noch beim Warten-Müssen vor allem Herzrasen und Schweißausbrüche bekomme. „Vorzüge des Wartens“ liest sich vor dem Hintergrund ganz wunderbar :-). Danke für den Tipp!
Viele Grüße, Claudia