Henning Schöttke: „Luxurias Glück“

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Plötzlich stand Henning Schöttke bei uns im Laden. Er wollte uns „Gula“ („Gulas Menü“ sein erster Roman) vorstellen. Seit diesem netten Besuch sind wir gut befreundet und ich habe daher auch die Ehre gehabt mir seine Arbeitsplätze und seine Struktur hinter seinen Romanen anzusehen.
Im dritten Roman, seiner Roman-Reihe begleitet Henning erneut eine Frau auf ihrem Lebensweg.
Die Romane sind innerhalb des „Todsünden-Zyklus“ eingebunden, können aber jeder für sich stehen und apart gelesen werden. Es werden insgesamt sieben Bücher, die jeweils symbolhaft für eine der Todsünden stehen, die in die heutige Zeit übertragen werden und die existentiellen Grundlagen des Lebens darstellen – Essen, Schlaf, Liebe, Feuer, Recht, Arbeit und die Kunst. Jedes Buch steht für sich baut aber Brücken zu den anderen Werken und den Protagonisten, die ab und zu wieder auftauchen. Man trifft also beim Lesen auf alte Bekannte, findet Anspielungen auf andere Kapitel, Charaktere oder Bücher.

Luxuria wächst in Hamburg auf und ist das älteste Kind einer einfachen Familie. Ihr Leben baut sich wie ein gelungenes Puzzle immer weiter vor dem Leser auf. Die Episoden aus ihrer Biographie werden nicht chronologisch erzählt, sondern vertiefen durch die Erzählstruktur aus verschiedenen Perspektiven immer mehr ihre Sehnsucht nach Liebe. Das Buch wendet sich vom Tod zur Geburt, denn im Prolog begegnen wir der glücklichen und geliebten aber vor kurzem verstorbenen Luxuria. Sie hatte ihr Glück gefunden und war in sich eins. Am Ende des Buches erleben wir die Geburt ihres Kindes – so schließt sich der literarische Kreislauf im Roman.

Luxuria wächst in den 70er Jahren in Hamburg auf und ihre Eltern streiten viel und sie muß die Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen. Geborgenheit findet Luxuria bei der Nachbarin Marion, die mit ihrem Mann eine Werkstatt betreibt. Die Lebenseinstellung von Marion widerspricht aber der einfachen Sichtweise ihrer Mutter und somit wandelt Luxuria zwischen zwei Welten.
Marion bleibt immer ihre Vertraute und übernimmt die eigentliche Mutterrolle, die sie als Schülerin auch heimlich unterstützt. Sie ist es auch, die ihr rät Hebamme zu werden.

Als junge Frau können andere ihr nicht wirklich nahe kommen und auch der Sex kann ihre Sehnsucht nach Liebe nie stillen. Dies liegt wohl an der kalten, konservativen und lieblosen Erziehung ihrer Eltern, denn wie sich später zeigt, haben auch andere Geschwister ihre Probleme mit der Liebe zu sich und anderen.
Als ein traumatisches Ereignis alles erschüttert, lernt sie endlich die Liebe anzunehmen und findet zu sich selbst.

Ich habe alle drei Romane von Henning unglaublich gerne gelesen. Immer wenn man ein Buch von ihm beendet hat, möchte man gerne erneut ein anderes lesen, um die ganzen Verbindungen der Werke zu durchleuchten. Es sind sehr gute Entwicklungsromane, die den Zeitgeist widerspiegeln. Das vorliegende Buch ist wohl Hennings literarischster Roman.

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Besonders stolz bin ich, da ich dieses Buch bereits in einer vorherigen Fassung lesen durfte und Anregungen einbringen durfte. Es ist auch der erste Roman, in dem ich unter den Danksagungen genannt werde. Dabei habe ich doch zu danken….

Siehe auch meine Besprechung zu “Acedias Traum”

Zum Buch

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