Ein knapper Text, der einen mikroskopischen Blick in das Gefüge einer Familie gewährt. Das Nebensächliche rückt ins Wesentliche und beleuchtet dadurch unsere feinen zwischenmenschlichen Risse. Alles wirkt verkürzt, aufs Wesentliche reduziert und doch wird alles ausgiebig gesagt. Alles verdeutlicht sich innerhalb von Bildern und Handlungen. Das Ausgesprochene wird belanglos, gemein oder unerhört. Das nicht Gesagte verhallt gewichtig, bodenlos oder ebenfalls unbeachtet. Doch der Leser ist es, der alles aufnehmen muss – fast schon jenen Kern schlucken möchte.
Der Protagonist lediglich M genannt ist ein Jugendlicher, der kindlich, aber alterslos zwischen seinen Eltern agiert. Aufbegehren, Trotz und Phlegma breiten sich aus. Die Frühstücksszene bietet Alltägliches, fast schon ein familiäres Klischee. Die Mutter wuselt, der Vater liest Zeitung und der Sohn verlangt Aufmerksamkeit und Handreichungen der Mutter, die der Vater passiv tadelt. Weitere zahlreiche Episoden spiegeln das Miteinander, das Familiäre und somit die kleinste Gruppe der Gesellschaft, die somit für diese Pate steht. Das Mobiliar, das Setting als Metapher des Ausgrenzenden, des Verbindenden und des Verfremdenden. Der Roman, der schon etwas Lyrisches verbirgt, macht trunken beim Lesen. Das Familiengefüge als Keim der faulen Frucht. Vieles brodelt im Stillen und verschafft sich hier und dort Gehör. Es entstehen im Leser Bilder, Fragen und Projektionen, die diese Lektüre besonders lesenswert machen.
Ein Roman, eine Lektüre, die in unsere Welt stets das Schräge, das Unheilvolle hereinbittet. Das Unheimliche ist beständig anwesend, aber niemals gänzlich zu greifen. Das Oberflächliche vertieft und schafft Raum für das Kriechende, das Getriebene und Unaussprechliche. Durch eine eigentliche Handlung reduziert und mit knappen, fast schon messerscharfen Worten entsteht ein faszinierendes Leseerlebnis
Liegt bei mir auch schon bereit. Bin gespannt darauf