Doris Knecht : „weg“

Doris Knecht weg Rowohlt

Das Weggehen, um anzukommen, um etwas oder sich zu finden. Dass auf dem Weg sein wird im Roman oft mit dem Bild des Mofa-Fahrens beschrieben. Die Suche auf den Mopeds, der damalige Ausflug auf dem alten Mofa und immer wieder die Auflistung, wie man auf einem Moped fahren kann. Dabei bleibt oft das Bild aus Asien hängen, wie viele Menschen diese Art der Fortbewegung in den überfüllten Städten verwenden. Diverse Gruppen und alle Familienkonstruktionen kann man auf nur einem Mofa antreffen.

Doris Knecht erzählt die Geschichte von Heidi und Georg, die jeweils für sich leben und wenig gemeinsam haben bis auf ihre gemeinsame Tochter, die nun weg ist, d.h. verschwunden. Beide, die in verschiedenen Regionen leben und jeweils eine neue Familie gegründet haben, machen sich gemeinsam auf die Suche nach Charlotte. Charlotte, die von Georg meist Lotte genannt wird, ist eigentlich kein Kind mehr. Wird es aber für ihre Eltern wohl immer bleiben.

Georg und Heidi lernten sich damals kennen und fanden eine sehr enge, körperliche Nähe. Heidi wusste sofort, dass sie Georg eigentlich nicht liebt. Aber dann wurde sie schwanger. Charlotte wird ein Sorgenkind, denn sie leidet an einer drogeninduzierten Psychose. Lotte sieht Georg nur ab und zu, denn sie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Lange haben sich nun Heidi und Georg nicht mehr gesehen. Heidi lebt in Frankfurt ein sehr kleinbürgerliches Leben und ist dem Leben sehr ängstlich gegenüber eingestellt. Georg hat den Gasthof seiner Eltern in Österreich übernommen und ist eigentlich zufrieden. Beide sind erneut liiert und haben zueinander wenig, wenn nicht sogar kaum Kontakt.

Lotte ist jung, wild, verliebt und plötzlich weg. Heidi ist voller Sorge um ihre kränkelnde Tochter. Sie will und kann nicht alleine reagieren und ruft Georg an. Beide wollen Charlotte suchen. Durch Freunde und eine gegründete WhatsApp-Gruppe geht die Reise nach Asien, d.h. nach Vietnam, Kambodscha und Thailand. Heidi, die ihre Kleinbürgerwelt bisher niemals verlassen hat, ist voller Furcht und Unsicherheit, die gerade mit ihrem ersten Flug und alleinigen Reisestart am deutlichsten hervorsticht. Sie war noch niemals alleine und trifft auch erst in Saigon auf Georg, der sie leicht genervt zu ihrer initiierten Suche ermutigen muss.

Die Perspektiven und Sichtweisen wechseln und die Handlung mäandert leicht. Der Blick geht in die Vergangenheit der Charaktere und gibt den komplexen Figurenbeschreibungen viel Raum. Doris Knecht bedient sich einiger Klischees und Wiederholungen, die aber nicht stören, sondern dem Text eine gewisse Tiefe geben. Ein Buch mit einem besonderen Ton, der sich wiederholt und sich dadurch verstärkt. Ähnlich wie in ihrem Roman „Wald“, der aber im Vergleich zu „weg“ intensiver und eindringlicher war. Doris Knecht schreibt knapp und dennoch ausführlich. Es ist ein eindringlicher, humorvoller, kurzer und bündiger Sound, der beim Lesen Spaß macht.

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