Ein Küstenkrimi, der erneut bekannte Gesichter aus der Realität auf Papier lebendig werden lässt. Dies ist der vierte Fall um die Kieler Polizistin Marie Geisler. Der Titel verspricht Maritimes, doch ist der hier genannte Käpt´n der Anführer einer Rockergruppe, die sich gerne des Marine-Jargons bedient. Dieser Rockerkapitän ist beruflich Zahnarzt und seine dentale Denkweise überschneidet sich gerne mit der des erfolgreichen Anführers. Denn jemand, der ihm im Weg steht, wird auch mal mit einem faulen Zahn verglichen. Die Entfernung ist blutig, aber danach hat man meistens seine Ruhe.
So beginnt der Krimi auch gleich mit einer Hinrichtung. Bei einer Routinekontrolle am Hafen wird ein toter Biker gefunden. Der Ermordete ist ein Schwede und sollte anscheinend mit Hilfe eines Speditionsunternehmens post mortem in seine Heimat überführt werden. Marie Geisler und ihr Team beginnen mit den Ermittlungen. Alle Spuren führen zu Sven Mulder einem Zahnarzt in Neumünster. Nebenbei ist er der Kopf der White Sharks, die ihr Vereinsheim am Westensee haben. Sven Mulder handelt mit Waffen. Sein Gewissen wird dabei nicht in Mitleidenschaft gebracht, denn Waffen sind wie seine medizinischen Instrumente Werkzeuge. Die Verwendung entscheidet über den Nutzen und der Verwender hat somit die Verantwortung. Durch ein gutes und verstecktes, fast schon unsichtbares System tritt Sven Mulder als Verkäufer auf. Er macht sich bei seinen Handlungen mit regulären Lieferwagen fast unsichtbar.
Marie Geisler freut sich eigentlich auf ihren Urlaub, den sie nach einem bevorstehenden Seminar antreten wollte. Durch den Leichenfund am Hafen ist die erste Vermutung, dass es sich hier um einen Bandenkrieg handeln könnte. Ein neuer Kollege, Gregor Sachse, der ebenfalls gewisse Kontakte in die Rockerszene hat, soll sich nun in das Milieu einschleusen. Es läuft einiges aus dem Ruder und es gibt einen weiteren Toten…
Arnd Rüskamp hat sich mit seinem vierten Fall sprachlich und inhaltlich steigern können. Die Landschafts- und Ortsbeschreibungen sind sehr gekonnt eingesetzt und verlangen keine Kenntnisse, sondern wecken durch die Beschreibung eine eigene Stimmung. Doch kennt man sich in den Ortschaften aus, wirkt alles sehr realistisch und glaubhaft.
Im vorherigen Fall, „Windstärke 10“, wurde ich zum ersten Mal literarisch gesichtet. Ich lief in Friedrichsort kurz über die Straße. Jetzt in „Der letzte Käpt´n“ tauchen Sonja und ich gemeinsam auf und werden mehrfach im ganzen Text erwähnt. Ein kurzes Beispiel:
«Astrid Moeller war ob der spontanen Hilfsbereitschaft ein bisschen überrumpelt. Hauke und seine Frau Sonja arbeiteten Hand in Hand.»
Seite 213 (Siehe auch Seite 257 und 326 – eigentlich läge es nun an uns, Arnd Rüskamp einen Apfelkuchen zu bringen!). Wir sagen vielen, vielen Dank!
Jetzt sind wir nicht nur Lesebotschafter sondern auch lebendige Figuren auf Papier! Also ein Krimi, der uns sehr belebt!
Siehe auch: Leseschatz-TV: Im Gespräch mit Arnd Rüskamp (YouTube) vom 24.04.2019