Ron Corbett: „Preisgegeben“

Ein düsterer Kriminalroman, in dem es um mehr als das Überleben geht. Als Handlungsort gewählt und stimmungsvoll beschrieben wird die ganze unbändige Natur, in der sich das größte und gefährlichste Raubtier bewegt, der Mensch. Durch die Schließung einer Polizeistation wurde der Bezirk des Detective Frank Yakabuski erweitert und er muss enorme Fahrzeiten zu bestimmten Tatorten einplanen. Auch bei diesem Fall muss er mit seinen Kollegen einen weiten Weg fahren, um ermitteln zu können. Dabei wird die Weite der Landschaft, aber auch die Trostlosigkeit immer deutlicher. Im Mittelpunkt stehen abgeschiedene Ortschaften und Siedlungen, die durch Armut geprägt sind. Dabei ist der erste Leichenfund lediglich der Auftakt und es wird immer düsterer und beklemmender. Es kommen Schicksalsstränge ans Licht, die mit den dortigen Gegebenheiten verwurzelt sind.

Es beginnt mit einem grausigen Fund. Ein Holzarbeiter findet eine dürftige Hütte am Ragged Lake. Der fiktive Ort liegt in einer unwirtlichen Gegend nahe der nordamerikanischen-kanadischen Wasserscheide. Eine Familie, wohl Squatter, hatten sich dort niedergelassen und diese einfache Behausung mit plattgedrückten Getränkedosen als Dachziegel gezimmert. Jetzt sind sie tot. Alle drei wurden brutal ermordet, auch dem kleinen Mädchen hat man keine Gnade gewährt. Der Holzarbeiter ruft die Wache in Springfield an, die wiederum Yakabuski kontaktiert. Er und zwei weitere Polizisten machen sich auf den Weg in die isolierte Region im hohen Kanada. Welche Vergangenheit hat die Squatter-Familie, die ermordet wurde?

Dies ist lediglich der Auftakt weiterer und schlimmerer Geschehnisse. Als Frank Yakabuski, lediglich Yak genannt, sich auf den Weg macht, werden bereits dubiose Telefonate geführt, die sein Kommen ankündigen. Yakabuski ist ein Armeeveteran mit polnischen Wurzeln und hatte mal als verdeckter Ermittler eine Rockerbande infiltriert. Es scheint, diese Vergangenheit könnte ihn wieder einholen.

Die mühevolle Anreise mit Schneemobilen macht deutlich, was die Polizisten in dieser unfreundlichen Welt zu erwarten haben. Das Wetter und die Menschen erschweren es immer mehr, die Schuldigen zu finden und die Anwohner zu beschützen. Das Leben in dieser rauen Umgebung ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Aber auch die Geschichte der Ureinwohner des Nordens wird beleuchtet und tritt zutage.

Ein brutaler, ehrlicher Noir-Krimi. Das Großartige an diesem Roman ist die Natur. Eine unbändige Natur, in der der Mensch, wie ein Raubtier, einen Überlebenskampf führt. Die Charaktere entfalten sich beim Lesen immer tiefgründiger und lassen auf weitere Fälle hoffen. Das Nachwort von Ulrich Noller ist sehr lesenswert und rundet das Buch mit wissenswerten Zusatzinformationen ab. Das Buch wurde von Jürgen Ruckh herausgegeben und von Sven Koch aus dem Amerikanischen übersetzt.

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