
Das rastlose Leben des Søren Kierkegaard
Wenn ein Buch in die Jetztzeit passt, dann wohl das lesenswerte und lehrreiche Werk „Der Philosoph des Herzens. Das rastlose Leben des Søren Kierkegaard“ von Clare Carlisle. Ein Buch zum Lesen in Zeiten der Umbrüche und Krisen.
Der Text bildet einen mehr als gelungenen Einstieg in die Welt des sogenannten Sokrates von Kopenhagen. Clare Carlisle ist Dozentin für Philosophie und Theologie am King´s College in London. Regelmäßig schreibt sie über Literatur und Philosophie und das vorliegende Buch verbindet genau diese beiden Schwerpunkte nachvollziehbar und gut verständlich. Es macht sehr viel Spaß, sich literarisch und gedanklich mit dem Philosophen Kierkegaard zu beschäftigen. Die Autorin geht dabei nicht chronologisch, sondern teilweise bewusst in der Umkehr vor. Dabei stellt sie das Werk neben das Leben der schillernden Persönlichkeit. Das literarische Schaffen von Kierkegaard ist stets verbunden mit seinen persönlichen Lebenssituationen.
Im Zentrum steht immer die Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Die Frage nach dem Leben und der eigenen Existenz stellt Kierkegaard aber niemals rein verstandesmäßig, sondern hört dabei stets auf seine Emotionen und ist somit einer der voranschreitenden Denker mit Herz. So möchte ihn uns jedenfalls Clare Carlisle vermitteln. Aus dem Englischen übersetzt wurde dieses Werk von Ursula Held und Sigrid Schmid.
Der Text beginnt im Mai 1843 und der im Mai 1813 geborene Søren Aabye Kierkegaard befindet sich auf der Rückreise nach Kopenhagen. Er verweilte erneut in Berlin, einer Stadt, die ihn immer wieder gedanklich beflügelt. Doch seine Heimat ist Kopenhagen und somit reist er beschwerlich zurück. Hat aber, wie immer, seine Taschen mit Manuskriptseiten gefüllt, die auf seine Leser warten. So lernen wir Kierkegaard als einen Denker, einen im Wohlstand lebenden Dandy kennen, der aber alles in seinem Umfeld und besonders alles in seinem persönlichen Innenleben reflektiert und beleuchtet. Besonders hadert er mit seinem Liebesleben und der von ihm gelösten Verlobung mit Regine Olsen. Er akzeptiert vom Verstand her, dass man sich einer wandelnden Welt anpassen muss, nur das Herz zweifelt daran. Kierkegaard stürzt sich in seine Gedankenwelt als fühlender und gläubiger Mensch. Die Theologie und die gehörten Predigten sind ein häufiger Bestandteil seiner Gedankenwelt, die sich immer um das Menschsein dreht. Ein Mensch, der voranschreitet, aber den Weg nur gänzlich im Rückblick betrachtend versteht. Leben wird durch die Gesellschaft und die Selbstwahrnehmung geprägt, aber die Außenwirkung entspricht nie der inneren Wahrheit. Somit ist der ehrliche Blick ins Herz vonnöten, um uns als Mensch besser verstehen zu lernen.
Ein Buch, das nicht als Biographie verstanden werden kann, sondern eher als umfangreicher Einblick in die Persönlichkeit, das Leben und das Schaffen des bedeutenden Philosophen, der viele Denker beeinflusst hat. Ein Werk, das die Literatur des Philosophen näher bringt und in den Kontext der Zeit und Umgebung der Entstehung stellt. Man taucht ein in die Gefühls- und Gedankenwelt und versinkt in diesem fesselnden Buch.
Ein lesenswertes, aufschlussreiches und gut geschriebenes Werk, das als Einstiegsdroge wirken kann und eine gute Sucht erzeugt. Ein gelungenes Leseabenteuer und eine Bereicherung.
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