
Ein Werk zum gänzlichen Versinken und zum Entflammen der Liebe zum Buch. Ein umfangreicher Roman über Kunst und Literatur, der belebt wird durch authentische Charaktere.
Die Figurenzeichnung und der Handlungsverlauf schaffen eine enorme Sogkraft und das Buch ist inhaltlich ein bildender Entwicklungsroman. Wer somit Lust hat, sich mit einem dicken Buch in eine gemütliche Leseecke zu verkriechen und dafür richtig gute Unterhaltung sucht, wird mit diesem Werk viel Freude haben. Der Umfang minimiert sich zügig, wenn man in die Welt eingetaucht ist, die man dann auch ungern wieder verlässt.
Der Roman ist ein Debütroman, der das Lesen in den Mittelpunkt stellt. Die Göteborger Autorin, Lydia Sandgren, geboren 1987, studierte Psychologie, Literaturwissenschaften und Philosophie. Mit Anfang zwanzig begann sie, „Gesammelte Werke“ zu schreiben, dass knapp zehn Jahre später gefeiert und bereits mit dem August-Preis 2020 ausgezeichnet wurde. Aus dem Schwedischen wurde der Roman von Stefan Pluschkat und Karl-Ludwig Wetzig übersetzt.
Der Göteborger Verleger Martin Berg lebt für seine Bücher und liebt es, schöne Werke herauszubringen. Doch die Geschäfte laufen nicht mehr ganz so gut und seine Verlagspartner setzen bereits oft ihre eigenen Ideen und Sortimentsvorstellungen durch. Seine eigenen Romanprojekte bleiben vorerst unvollendet. Privat steckt er ebenfalls in einer Krise, denn seine Frau, Cecilia, ist vor Jahren einfach spurlos verschwunden und hat ihn mit den beiden Kindern allein gelassen. Sein Sohn, der gerade seinen Geburtstag gefeiert hat, entdeckt langsam seine Unabhängigkeit und wird erwachsen. Er bekommt, wie sein Vater damals, ein Gespür für den Reiz der Kultur und möchte diese gänzlich erleben. Martin würde gerne seine Tochter, Rakel, die auch eine Zeit in Deutschland studiert hat, in das Verlagswesen einbeziehen. Als ihm durch eine befreundete Kollegin ein deutschsprachiges Werk angeboten wird, das in das Profil von Martins Verlag passen würde, übergibt Martin Rakel, die gut Deutsch spricht, diesen Roman, damit sie ihn lesen und beurteilen kann.
Martins Erinnerungen wandern oft in seine Vergangenheit, als er wohlbehütet aufwuchs und bereits in der Schule seine Liebe zur Literatur, Kunst und Philosophie entdeckte. Besonders durch seine Freundschaft zu Gustav, der sein malerisches Talent früh fand und auslebt. Doch scheint es einen Bruch gegeben zu haben, der die innige Freundschaft erkalten ließ.
Das Buch wird dem Titel gerecht, denn die gesammelten Werke sind letztendlich welche, die sich stückweise entfalten. Die Perspektiven und Geschichten bauen sich langsam auf und entfalten ein enormes Interesse beim Lesen. Denn Rakel findet zum Beispiel in einem Familienfundus ein Gemälde, das ihre Mutter darstellt und gemalt wurde von Gustav. Auch meint sie in dem Roman, den sie für ihren Vater lesen soll, ihre Mutter erlesen zu haben und begibt sich auf die Suche.
Im Mittelpunkt stehen die Freundschaft und die Liebe. Die besondere Freundschaft zwischen Martin und Gustav seit der Schulzeit, dem Studium und ihrer Zeit in Paris. Ferner die Beziehung zu Cecilia, die plötzlich verschwand und letztendlich ein wichtiges Puzzleteil wird.
Durch die Handlung, die Perspektiven und toll erzählten Geschichten wandert man durch die Seiten ohne zu merken, dass das dicke Buch sich leider auch irgendwann dem Ende nähert. Alles ist sehr dynamisch, spannend und einfühlsam geschrieben und beschrieben.
Wer das Lesen liebt, wird „Gesammelte Werke“ lieben.
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Das klingt verheißungsvoll-vielschichtig, solche Romane lesereizen mich!
Danke, lieber Hauke, für Deine – wie immer – sehr stimmungsvollen Buchinformationen. Da weiß ich gleich, ob mir die Lektüre munden könnte oder nicht. 😀
Herzlich grüßt
Ulrike von Leselebenszeichen
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