Michael Basse: „Yank Zone“

In diesem Roman wird viel erzählt ohne auszuufern. Das, was erzählt wird, ist stets authentisch und glaubhaft. Das Werk spannt einen enormen Bogen um Zeit und die individuelle Entwicklung der agierenden Charaktere. Es geht um Dominanz, d.h. Vorherrschaft, das männliche Weltbild und das schweigende Hinnehmen und das Herumtänzeln um wirkliche Gespräche.

Yank Zone ist ein kleines amerikanisches Refugium im geruhsamen Maulbronn. Eigentlich ist es ein Gasthaus, das „hard man’s guesthouse“. Ein Ort in dem sich Jungs aufhalten können, Poker spielen, trinken oder Western schauen können.

Dieser Ort  wird von allen „hard man’s guesthouse“  genannt. Benannt nach dem Hausherrn Lt. Colonel Ross Raymond Hartman. Ein Kriegsheld, Golfer und alleinerziehender Vater. Sein sogenanntes Gasthaus steht im Banner des amerikanischen Traums und Freiheitsgedanken. Hartman will wie ein hard man erscheinen und verlangt dieses Weltbild auch von seinen Zöglingen. Der Ort, den er geschaffen hat, ist eine Männerdomäne voller Zigarettenqualm und Whisky Cola. Lt. Colonel Ross Raymond Hartman ist nicht nur für seinen Sohn ein guide to manhood. Im Schatten des Kalten Krieges, zu Zeiten der amerikanischen Besatzungszeit, wachsen Jack und Mani auf und es entsteht eine farbenfrohe Coming-of-age story. Jack ist der Sohn von Raymond Hartman und Mani besucht die Klosterschule des Ortes. Die Idee von Lt. Colonel Ross Raymond Hartman, das in jedem ein Amerikaner steckt und herausgemeißelt gehört, wird gleich am Anfang deutlich, als er Mani fragt, ob er ein Kommunist sei. Doch bietet der Roman viele Anregungen und Themen, die aus unterschiedlichen Erzählperspektiven über einen größeren Zeitbogen beleuchtet werden. 

In der Männerwelt und in hard man’s guesthouse tauchen natürlich auch Frauen auf. Als Begleitung, als raumgreifende Lebensveränderung, als Swinging-Girl oder sogar als „Amiflittchen“ tituliert. Einer harten Prüfung muß sich Lydia, die bulgarische Freundin von Jack, stellen, als sie die Welt um das guesthouse betritt.  Das Mannsbild, das Hartman verkörpert, erträgt Maggie, eine Freundin seiner verstorbenen Frau. Dieser Reigen an Figuren tänzelt umeinander und in der Mitte, wie ein Fixpunkt, das „hard man’s guesthouse“, d.h. das Klein-Amerika.

Die Verheißungen von Freiheit erliegen dann doch den menschlichen Machtspielen und es kommt zu Zerwürfnissen und das Drama nimmt seinen Lauf. Wie der Hausherr Hartman ein schweigsamer, aber immer beständiger Charakter im Text ist, schaut der Autor ohne Bewertung auf seine Handlung und die Figuren. Ein anspruchsvoller Roman über das Erwachsenwerden und welchen Einfluss die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte auf die individuelle Entwicklung hat.

„Yank Zone“ als Spielball des veralteten Bildes des Westernhelden, der in vielen männlichen Weltbildern noch durch die geistige Prärie reitet. Doch entsteht durch den Roman ein Gesellschaftsbild, das im Kopf des Lesenden Raum einnehmen wird und Fragen einpflanzt. 

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